Marjana Gaponenko

Piotr I

Der Teich

Du betrittst dieses Zimmer, du verlässt es,
du wanderst hindurch, fällst in die Tiefe,
rast in die Höhe, während du sprichst
Unaussprechliches; lautlos bewegst du den Mund,
als würdest du beten um Regen.
Und schon schielt er tausendäugig auf dich
und steigt die Stiegen hinab. Fuß um Fuß, Ton um Ton,
immer höher, um auf dem eigenen Blick auszurutschen,
dem zu Boden geworfenen. “Vater, wir bitten …” sagst du.

Kind, dich sah ich in der letzten Reihe sitzen,
frisch und süß, die Kirchenbank, dein Hemd, dein Haar …
Ob es schon morgen war? Ob es noch gestern wird?

Es blätterte dein Buch in sich, strich übers Fell sich selbst
von A bis Z, von E bis X; ein Nesselfalter saß auf Seite 4.
Den Kopf an einen Baum gelehnt – du selbst.
Dein Traum sprach auf der Schulter sitzend dir ins Ohr:
“Mein Kind, steh auf, lauf in den Wald –
da wächst ein Wunderkraut – lauf ins Feld!”

Dich sah ich im Gestrüpp am Teich;
Auf warmer Erde lagst du lang und sangst:
“Steh auf, mein Kind, lauf in den Wald, ins Feld ..”
Der Regen kroch aus Löchern hervor.
Er starrte wie erstarrt zu dir hinab,
er schaute aus dir selbst zu sich empor .

Dich sah ich stehen vor dem Haus.
Ein Blitz tanzte einbeinig darin.
Dein Auge, so hell in der Nacht,
dein Mund, gebissen vom Mond,
sang “Steh auf, mein Kind“.

24. Juli 2009 10:14