Sylvia Geist

Abendlauf

War es ein Tag ohne Ausgang
für kleine Besorgungen, einer,
an dem nichts erledigt wurde und
du nicht sprachst, nicht verstandest,
was das Gesicht des anderen meinte,
dann noch mal runter zum Fluss.

Eine Frau schreit nach ihrer Katze,
auf dem Bordstein hockt einer und
bekennt alles dem toten Telefon:
„Millionen sind geflohen von einer
Tasche in die andere.“ Ewig habe er
keine Rechung erhalten, so sagt er

jetzt sich: „Gott hat mir vergeben“,
als wäre das besser als nichts
für nichts zu können. Gar keinem
kannst du helfen, bloß hilflos vor
dem Lasterstrom des Marine Way
auf deiner Stelle treten, um warm

zu bleiben, auf eine Lücke lauern,
Komma im Überführungsrauschen.
Überall geht es hinüber, kannst du
verlieren, was du im Auge hast,
verschwimmen sehen im Röhricht
der Kräne, gerade und verbogen,

und weiterlaufen zum Casinoboot.
Vor dir schließt das Gedränge, es
fällt dir zu, wie Stimmen stieben
aus Cafés, in denen Menschen
aus lebendig warmen Händen ihre
fort und angstvoll an sich ziehen.

10. September 2013 14:15