Sylvia Geist

Von anderswo

In der Auslage der Kurzwarenhandlung hält
eine Prozession Elefanten, Schwarzwaldmädeln,
balinesischer Tänzerinnen. Almdudler umzingeln
die Delfter Windmühlen hinter den Mönchsbergen
der Schneekugeln. Nadeln, Garne, Borten fehlen,
statt Knöpfen sind Köpfe erhältlich, Sissis ganz
natürlich im Romylook, Mozarts auf zwei Tellern.

Hinter Swarowskis, Starbucks´, H&Ms Botschaften
ist das die Wechselstube, die dir den übrigen Schein
aus dem Gedächtnis in härtere Währung tauscht.
Der Kurs ist logisch, enttäuschend und repräsentativ:
Sissi erinnert an Paris, Mozart an eine Reise nach Prag
(auch an Hüftgold), alles ans Typische von sonstwo,
an das du überall kommst außer in einem Geschäft

mit Kurzwaren. Über der Menge, wie sie gestrandet
und vertrieben von den großen Handlungen, hängt
mit Blick auf die Pferdeschwemme ein Einhorn aus
einer violenten Saga – du nähmst es mit, um anderswo
daran zu denken, existierte der Laden noch. Anderswo
ist ein Putsch, eine Sage von Entfernung und Verlangen,
erzählt in der Transitzone (diesmal Salzburg, wirklich

mit Salzach und Burg und den abgesoffenen Gäulen
in den Brunnen), in einer bankrotten Filiale Arkadiens,
versteckt in den vernünftigen Arkaden, die Knöpfe
nicht verkauft, aber birgt, wenn im Näherbedarf
die erloschenen Schubkästen hinter dir wieder
aufgehen, in schöne fremde Münzen für die einen,
für die Konquistadoren in brüchiges Horn.

10. Juni 2016 18:26