Markus Stegmann

handlose

ohne dass zu fest verferste lieder an augenränder
schlagen fällt magerer mäusekot knappes resultat als
ginge ganz hirschberg beim leimholen mit cranach
getünchte helden wessen hermannstadt hörten
parteilose knöchel der handlosen erde der erdenklichen
hirschherde elfenbein meine meterlangen hörschnüre
nur solange deine lippen noch schlagen mäandernde
moldau beim namen „nerventapete“ gewisperte
hülsen lautlos wie vergessene venen

12. Dezember 2010 00:47










Markus Stegmann

Helfer auflösender Tag

Helfer drehen Notstrom-Trompeten am auflösenden Tag, knittern Mangelnde nasse Umschläge mit laufendem Atem.

Not. Aufs Bugsierrad schreib ich „Für die Helfer bei gelöster Nacht“. Magern ausser Augen auch Luft, Lunge und Papier.

Nur. Die Auflöser vom Vortag, als sie Helfer am Radkasten bewachten, aber ohne Stimme nicht Worte sagen oder plastizieren, alles nicht.

Nicht als Wald verkleidet, aber im hintenrum ausgeleuchteten Milimetermoos, als sie „Sein“ sagen, betreiben einen elektrischen Mund.

22. November 2010 01:06










Markus Stegmann

Nehmen

Gefaltete Arme und Beine aus dünnen Pinselstrichen liegen im Raum, auf die das Tageslicht der Vergangenheit fällt. Eines der Augenpaare ist dir verwandt. Nimm von der Farbe als Proviant für den Tag.

30. August 2010 23:39










Markus Stegmann

Planeten

Zwei der Angeschuldigten breiten ein farbiges Handtuch aus und legen sich darauf. „Unser Teppich in die Heimat,“ meinen sie, als am Horizont die Vorhut der Planeten erscheint. Sie durchquert den Himmel und hindert niemanden daran, auf sie zu zielen.

12. August 2010 11:53










Markus Stegmann

Klopft ans Weltall und geht barfuss weiter

Klopft ans Weltall und geht barfuss weiter, steht in Bleistift am Rand meiner Zeitung, als ein Heiler vorbeikommt und fragt, ob ich krank sei. Wir werfen ein grosses Leintuch über die Szene und setzen es in Brand. Viel mehr als ein rohes, ungeschütztes Holzlager wird dabei nicht herauskommen, aber der Moment ist günstig, um nichts zu wissen. Klopft ans Weltall, ruft ANDREAS und sucht den Knall im Labor, damit bezeichnen andere Helfer den Zustand der Forschung, entriegeln den Stall und lassen die Hühner laufen. Wenn wir Gesichter aus Roboterhaut hätten, könnten wir die Helfer besser erkennen. So aber rütteln wir sinnlos am Gebüsch, weil wir der irrigen Meinung sind, dort, gerade dort die fehlende Farbe fürs Weltall zu finden.

4. Juli 2010 23:17










Markus Stegmann

die klopfen?

„Nur das Gelenk noch, den Schädel gipsen, Schlacht bestellen, die Erde, Andromeda: falscher, flacher Blick schlang deine betrübte, deine angefassten Arme um meinen, meinen gelandeten Kapitän, Kapitän.“
„Meinst du, das geht wirklich?“
Behilft sich, aber schläft schlecht.
„Welche Bringer sind es, die klopfen?“
„Martha, mein Helfer ist die letzte Nacht als Nomade gelangt in den Zwischenraum der Erlen.“
„Wir zelten, Leander, aber die Zone bleibt frei.“
Wer will widersprechen. Los, meine Liebe, die Patienten kommen.

10. März 2010 23:59










Markus Stegmann

Das warme und das kalte Gras 23

Fallendes Gras und die Geräusche der Sense sind an diesem Morgen die einzigen Lungen der Gegend, als der Schnee aus Westen keine Vermutungen mehr hatte und niederging ohne zu welken. “Verteert liegt das Meer,” fressen Unsrige in den Morgen, aber sie haben keinen Kopf, um ihre Augen zu kühlen.
Also lausche ich der Thermometersense hinterher, die sich anhört wie und die sich Lungenbläschen anhört, kristallines Exxon vor Galapagos, Quecksilberechsen als die letzten Straßenbauer über Ozeane. “Gehörst du uns?”, fragen sie vor der Mittagspause – und löffeln bereits zum Dessert Gemeinsamkeit.
Das Meer der Mittage erwidert: “Zuviel Falschmehl hängt am Himmel und keine Hoffnung auf den Sommer.” Wir entkernen perlende Tabletten, während die Herkunft der Strasse schweigend zu uns herübersieht, sich über den Schnee des Westens beugt und “Lehnt euch nicht nach vorn, es fehlt der Abstand zum Denken,” spricht.
So springt der Zeiger von Dessert auf Vorspeise zurück, von Dessert auf Vorspeise – und wir bleiben selbst im Teer noch Fischer. Lungenfischefischer, die den eingeperlten Schotter lustig aus den Netzen schütteln, die nach Kiemen Ausschau halten, um selbst Tanker damit zu bestücken. Aber Obacht! Tanker sind für ihre Denkfaulheit bekannt.
“Ist egal,” sagen sie und sitzen um ein Feuer auf der Strasse der Herkunft, während über ihnen die Luft aus schweren Kiemen atmet, aber kein Bäcker erscheint, um “Vorsicht,” zu flüstern, “es kommt ein Ball”. “Egal,” dreht der Wind am Bosporus, deine Tanker kommen nicht mehr und unsere Zeiger springen zurück auf Null.
Und wenn das Feuer die Straße selbst wäre? Und die Straße leergefischte Küsten? Wie hoch ragt der Kiementanker, um Null, um Eins, um Null? Wie hoch ragt er, um dir als Jason, um dir als Byron, um dir als Kemal einmal ist keinmal den Scheitel nachzuziehen? Der Ball als Kugel, als Klumpfuß, als Goldklump, also Gier, Gier und Gier?
“Von innen ist die Nacht grün und grasig,” schwimmt ein Halbsatz als Fackel aufs Meer, über Wellen und Wogen, verfängt sich am Leanderturm, die trübe Silhoutte im Regen. Liebe ist Wasser und fliesst fischlos von uns fort, noch ehe wir sie fassen. Weder Gelände noch mattierte Augen heben den Grund des Meeres, als einer von uns schreibt: “Endlich vor uns ein Archipel, aber kein Herz mehr, keine Augen.”
Geblendet von der Thermometersense, zu lange gefackelt. Wo Augen waren, ist jetzt nur noch Gras. Und wo Gras ist, macht es auf Gelände. Wer schiebt und schreibt das Archipel? Einer von uns, wer immer von uns einem. Wer von uns wirft die “Exxon Valdez” als Fisch ins Meer zurück? Vom Bligh-Riff bis Galapagos? Wir eins alle haben sie als “Dong Fang Ocean” zum Ozean selbst umgemustert.
“Keine Tiefsee, kein Thermometer, was hier schwimmt, trägt nicht mehr,” vermuten Unsrige, kippen einen Klaren und seilen sich vom Leuchtturm ab. Keine Dioden haben die Schädel im Angesicht, aber unsere Stirnen fixieren sie, so stumm werden die Gespräche, als senkte sich der Hauch der Vergangenheit auf unser Grab, das noch nicht mal gestorben war. Aber der Hauch, der ist schon da.
Bärtige Rapunzler am Grasseil ihres Abstiegs. Schädel, Quadratschädel, Kubikschädel. So hängen sie, diodenhell, als ihre eigenen Körbe da. Ein Knistern unter ihren Hintern. Sehr feines Fischmehl stäubt am Turm entlang. Lungenfischefischerlugen durch die Ritzen. Bäcker unter ihnen. Die warten schon, um sie in Papiertüten abzufüllen. Aber nicht ihr Hintern, sondern ihr Klumpfuß ist das Erste, was durch diesen Korb bricht.
Was wiegt ein Korb Klumpfüsse, wenn die Papiertüten der Vernunft versagen und stattdessen aus purer Verlegenheit Fischmehl in die Luft streuen, während die frühesten Bäcker die klügsten aller Werwölfe waren? “Kein Korn, das uns Mördern den Galgen versüsst, kein Schrot, das dir die Gespenster verjagt,” wärmt mich die Suppe toter Kinder, als wir zusammen um die Schädel sitzen, aber den toten Fischen die Antwort schulden.
“Hui, geht das hurtig!”, staunt der zweite Unsrige und schleppt die Klumpfußwaage aus dem Teer heran. Bäcker-Birnen, Bäcker-Bohnen, Bäcker-Speck hat er schon eingefrüht. Der Bart ist ab, das macht die Suppe meeren, lungenbläschenen. Mittag zu Mittag: “Deubel eins, wenn das mal nur keine Hanse wird.” Mittag zu Mittag: “Ach was, die Hanse hat sich lange selbst verklappt.” Ganz leises Sauggeräusch, dann Lazarus der Klippenfische.
Die Bärtigen sind in Überzahl, die Hanse schlägt fünf vor zwölf und die Suppe löffelt Lungenbläschen. “Kerben im Handknochen sind keine Lösung für die geopferten Bäcker,” ankert Lazarus auf der Insel, während sich die Lagune unmerklich gegen Mittag weiter nach Süden verschiebt. Unsrige hocken gefesselt auf einer vorgelagerten Sandbank, als ein überlebender Bäcker zu ihnen herüberwinkt.
Auf welchem Schiff steht er? Auf eben dem, das die Hintern der Unsrigen so fließend in den Teer der Sankband sunken lässt? Als ihre eigenen Vergangenheiten? Lazarus, Lazarus, warum hast du mich verlassen! Wer ersteht jetzt diesen Mittag auf? Das Magengrimmen nach dem Speck? Den Birnen und Bohnen? Hui, hui, das atmet schon Handknochen aus. Die Unsrigen reiben sich die Bäuche und lassen Steiße Steiße sein.
Die Trommeln der Taglöhner und die Schlagschnüre der Vertriebenen beenden unsere Vergangenheit und erwecken Paulus im Schalterraum der Hauptpost. Mit abgebundenen Gebeten hinken unterdessen Unsrige über die Insel und klagen: “Wer klebt uns das ausfallende Haar wieder an?” Wir verstehen aber nur “anschwellende Saar” und rühren weiter in der Suppe.
Das Klingen von Holz gegen Metall, verschleppt vom Schlick der Schiffbarkeit. Ein Kindersüppchen. Die eben ausgekratzte Stoppeln rein, Paulus als Sau, zwei Klumpfüße… Selbstverständlich darf auch Mehl nicht fehlen. Blupp! Die ersten Lungenbläschen steigen schluckaufauf – und unsre Unsrigen sitzen im Kreis darum herum, um einander seebärweise mit den Flossen anzustoßen und zu flüstern: “Guck doch mal! Das Meer!”
Kopernikus trinkt Kaba auf der Insel und vertäut unser Floss am falschen Elefanten, der die dicken Schichten des Tages verschläft, aber dem Floss eine zuverlässige Stütze ist. Aus getrockneten Salamandern basteln wir einen luftigen Baldachin und hängen frisch geschossene Tauben, gefrorene Plattfische und zwei Flaschen Mückengift rein. Die Vorhut ist der beste Schutz vor Überfremdung.
Kopernikus, mit Kaba-Mund: “Schlaf lappt aus dem Begriff der Überfremdung. Schwere Häute, immer ledriger und immer schwerer. Schließlich träumt der Klumpfuß tote Elefanten in lebendige Rhinozerosse um.” Dann macht Kopernikus sein Bäuerlein. Politisch korrekt auch das. Mit einer Hand vorm Mund und einem Daumen stibbend vor dem Solarprexus. Die Erdzentrierten denken sich derweil schon Strafen für ihn aus.
Straffreie Bereifungen kleben mir wie Kaba am Mund, während dein Halsbald langsam nachlässt und die polaren Perlen ins Taubenblut fallen. “Bitte heb meinen Mund auf und binde ihn wieder fest,” flüstere ich, aber keiner von uns will ins Blut fassen. Wir drehen uns um die Achse der Insel und sehen, wie Rhinozerosse Afrika abschieben, im Morgengrauen, im Nebel Amerikas.
Nebel und Raureif, Rauchreif, inselnd, frisch beperlt. Neben dir geht dein Mund her, summt: “Im Fluss, im Fluss.”, hat dabei jubilyrisch gleich zwei Mal sich selbst vergessen. Das ist in Eins eingeschwommen: Kaba, Saar und hohe See. Echo: “Ihhh Flhhh!” Ein wenig krächzend also, des Halsbandes wegen. Ein Halsband, dass den Tauben passt, muss den Rhinozerossen doch ein wenig eng sein.
“Zum zweiten Mal vergass ich die Anfangszeiten der Nacht,” dröhnt ein Bomber über Bosnien. Kollateraler Koriander. Das Logbuch schlägt die Seite zu. Wenn es Frühling wird um Mitternacht reicht die Save bis nach Sardinien, aber die Elche bleiben bilderlos im Norden. Die Stimme Amerikas führt die Save zur Tränke und ertränkt sie dann.
Mitternacht als Anfang der Nacht? Wie wäre das? Ist alles eine Sache der Umnachtungs-Abmachung. Logbuch geschlossen mit dem letzten Glockenschlag? Dann alles eingepackt: Trank, Save, Sardinien… Alles in die Sardinenbüchse voller Kugelfisch? Paulus souffliert Kopernikus: “Du weißt ja selbst: Fragment als Form und so…” Kopernikus nickt Kinderunterbruch bis später. Noch buntere Bälle äquilibrieren die Unsrigen.
Zuviele Glocken spielen Klavier. Wenn es Mitternacht schlägt, erklingt ein Geigenstrich, und die Tränke schliesst. Unsere Kinder spielen Fussball in Kairo, während wir zahnlos an einer Mauer lehnen in Islamabad und an sie denken. Wir haben uns an die glockenlose Luft gewöhnt, aber die Kinder fehlen uns. „Kopernikus, wir brechen auf nach Kythera. Uns ist einsam und dunkel im Herzen.“

4. Februar 2010 23:47










Markus Stegmann

Das warme und das kalte Gras 21

Fallendes Gras und die Geräusche der Sense sind an diesem Morgen die einzigen Lungen der Gegend, als der Schnee aus Westen keine Vermutungen mehr hatte und niederging ohne zu welken. “Verteert liegt das Meer,” fressen Unsrige in den Morgen, aber sie haben keinen Kopf, um ihre Augen zu kühlen.
Also lausche ich der Thermometersense hinterher, die sich anhört wie und die sich Lungenbläschen anhört, kristallines Exxon vor Galapagos, Quecksilberechsen als die letzten Straßenbauer über Ozeane. “Gehörst du uns?”, fragen sie vor der Mittagspause – und löffeln bereits zum Dessert Gemeinsamkeit.
Das Meer der Mittage erwidert: “Zuviel Falschmehl hängt am Himmel und keine Hoffnung auf den Sommer.” Wir entkernen perlende Tabletten, während die Herkunft der Strasse schweigend zu uns herübersieht, sich über den Schnee des Westens beugt und “Lehnt euch nicht nach vorn, es fehlt der Abstand zum Denken,” spricht.
So springt der Zeiger von Dessert auf Vorspeise zurück, von Dessert auf Vorspeise – und wir bleiben selbst im Teer noch Fischer. Lungenfischefischer, die den eingeperlten Schotter lustig aus den Netzen schütteln, die nach Kiemen Ausschau halten, um selbst Tanker damit zu bestücken. Aber Obacht! Tanker sind für ihre Denkfaulheit bekannt.
“Ist egal,” sagen sie und sitzen um ein Feuer auf der Strasse der Herkunft, während über ihnen die Luft aus schweren Kiemen atmet, aber kein Bäcker erscheint, um “Vorsicht,” zu flüstern, “es kommt ein Ball”. “Egal,” dreht der Wind am Bosporus, deine Tanker kommen nicht mehr und unsere Zeiger springen zurück auf Null.
Und wenn das Feuer die Straße selbst wäre? Und die Straße leergefischte Küsten? Wie hoch ragt der Kiementanker, um Null, um Eins, um Null? Wie hoch ragt er, um dir als Jason, um dir als Byron, um dir als Kemal einmal ist keinmal den Scheitel nachzuziehen? Der Ball als Kugel, als Klumpfuß, als Goldklump, also Gier, Gier und Gier?
“Von innen ist die Nacht grün und grasig,” schwimmt ein Halbsatz als Fackel aufs Meer, über Wellen und Wogen, verfängt sich am Leanderturm, die trübe Silhoutte im Regen. Liebe ist Wasser und fliesst fischlos von uns fort, noch ehe wir sie fassen. Weder Gelände noch mattierte Augen heben den Grund des Meeres, als einer von uns schreibt: “Endlich vor uns ein Archipel, aber kein Herz mehr, keine Augen.”
Geblendet von der Thermometersense, zu lange gefackelt. Wo Augen waren, ist jetzt nur noch Gras. Und wo Gras ist, macht es auf Gelände. Wer schiebt und schreibt das Archipel? Einer von uns, wer immer von uns einem. Wer von uns wirft die “Exxon Valdez” als Fisch ins Meer zurück? Vom Bligh-Riff bis Galapagos? Wir eins alle haben sie als “Dong Fang Ocean” zum Ozean selbst umgemustert.
“Keine Tiefsee, kein Thermometer, was hier schwimmt, trägt nicht mehr,” vermuten Unsrige, kippen einen Klaren und seilen sich vom Leuchtturm ab. Keine Dioden haben die Schädel im Angesicht, aber unsere Stirnen fixieren sie, so stumm werden die Gespräche, als senkte sich der Hauch der Vergangenheit auf unser Grab, das noch nicht mal gestorben war. Aber der Hauch, der ist schon da.
Bärtige Rapunzler am Grasseil ihres Abstiegs. Schädel, Quadratschädel, Kubikschädel. So hängen sie, diodenhell, als ihre eigenen Körbe da. Ein Knistern unter ihren Hintern. Sehr feines Fischmehl stäubt am Turm entlang. Lungenfischefischerlugen durch die Ritzen. Bäcker unter ihnen. Die warten schon, um sie in Papiertüten abzufüllen. Aber nicht ihr Hintern, sondern ihr Klumpfuß ist das Erste, was durch diesen Korb bricht.
Was wiegt ein Korb Klumpfüsse, wenn die Papiertüten der Vernunft versagen und stattdessen aus purer Verlegenheit Fischmehl in die Luft streuen, während die frühesten Bäcker die klügsten aller Werwölfe waren? “Kein Korn, das uns Mördern den Galgen versüsst, kein Schrot, das dir die Gespenster verjagt,” wärmt mich die Suppe toter Kinder, als wir zusammen um die Schädel sitzen, aber den toten Fischen die Antwort schulden.
“Hui, geht das hurtig!”, staunt der zweite Unsrige und schleppt die Klumpfußwaage aus dem Teer heran. Bäcker-Birnen, Bäcker-Bohnen, Bäcker-Speck hat er schon eingefrüht. Der Bart ist ab, das macht die Suppe meeren, lungenbläschenen. Mittag zu Mittag: “Deubel eins, wenn das mal nur keine Hanse wird.” Mittag zu Mittag: “Ach was, die Hanse hat sich lange selbst verklappt.” Ganz leises Sauggeräusch, dann Lazarus der Klippenfische.
Die Bärtigen sind in Überzahl, die Hanse schlägt fünf vor zwölf und die Suppe löffelt Lungenbläschen. “Kerben im Handknochen sind keine Lösung für die geopferten Bäcker,” ankert Lazarus auf der Insel, während sich die Lagune unmerklich gegen Mittag weiter nach Süden verschiebt. Unsrige hocken gefesselt auf einer vorgelagerten Sandbank, als ein überlebender Bäcker zu ihnen herüberwinkt.
Auf welchem Schiff steht er? Auf eben dem, das die Hintern der Unsrigen so fließend in den Teer der Sankband sunken lässt? Als ihre eigenen Vergangenheiten? Lazarus, Lazarus, warum hast du mich verlassen! Wer ersteht jetzt diesen Mittag auf? Das Magengrimmen nach dem Speck? Den Birnen und Bohnen? Hui, hui, das atmet schon Handknochen aus. Die Unsrigen reiben sich die Bäuche und lassen Steiße Steiße sein.
Die Trommeln der Taglöhner und die Schlagschnüre der Vertriebenen beenden unsere Vergangenheit und erwecken Paulus im Schalterraum der Hauptpost. Mit abgebundenen Gebeten hinken unterdessen Unsrige über die Insel und klagen: “Wer klebt uns das ausfallende Haar wieder an?” Wir verstehen aber nur “anschwellende Saar” und rühren weiter in der Suppe.
Das Klingen von Holz gegen Metall, verschleppt vom Schlick der Schiffbarkeit. Ein Kindersüppchen. Die eben ausgekratzte Stoppeln rein, Paulus als Sau, zwei Klumpfüße… Selbstverständlich darf auch Mehl nicht fehlen. Blupp! Die ersten Lungenbläschen steigen schluckaufauf – und unsre Unsrigen sitzen im Kreis darum herum, um einander seebärweise mit den Flossen anzustoßen und zu flüstern: “Guck doch mal! Das Meer!”
Kopernikus trinkt Kaba auf der Insel und vertäut unser Floss am falschen Elefanten, der die dicken Schichten des Tages verschläft, aber dem Floss eine zuverlässige Stütze ist. Aus getrockneten Salamandern basteln wir einen luftigen Baldachin und hängen frisch geschossene Tauben, gefrorene Plattfische und zwei Flaschen Mückengift rein. Die Vorhut ist der beste Schutz vor Überfremdung.
Kopernikus, mit Kaba-Mund: “Schlaf lappt aus dem Begriff der Überfremdung. Schwere Häute, immer ledriger und immer schwerer. Schließlich träumt der Klumpfuß tote Elefanten in lebendige Rhinozerosse um.” Dann macht Kopernikus sein Bäuerlein. Politisch korrekt auch das. Mit einer Hand vorm Mund und einem Daumen stibbend vor dem Solarprexus. Die Erdzentrierten denken sich derweil schon Strafen für ihn aus.
Straffreie Bereifungen kleben mir wie Kaba am Mund, während dein Halsbald langsam nachlässt und die polaren Perlen ins Taubenblut fallen. “Bitte heb meinen Mund auf und binde ihn wieder fest,” flüstere ich, aber keiner von uns will ins Blut fassen. Wir drehen uns um die Achse der Insel und sehen, wie Rhinozerosse Afrika abschieben, im Morgengrauen, im Nebel Amerikas.
Nebel und Raureif, Rauchreif, inselnd, frisch beperlt. Neben dir geht dein Mund her, summt: “Im Fluss, im Fluss.”, hat dabei jubilyrisch gleich zwei Mal sich selbst vergessen. Das ist in Eins eingeschwommen: Kaba, Saar und hohe See. Echo: “Ihhh Flhhh!” Ein wenig krächzend also, des Halsbandes wegen. Ein Halsband, dass den Tauben passt, muss den Rhinozerossen doch ein wenig eng sein.
„Zum zweiten Mal vergass ich die Anfangszeiten der Nacht,“ dröhnt ein Bomber über Bosnien. Kollateraler Koriander. Das Logbuch schlägt die Seite zu. Wenn es Frühling wird um Mitternacht reicht die Save bis nach Sardinien, aber die Elche bleiben bilderlos im Norden. Die Stimme Amerikas führt die Save zur Tränke und ertränkt sie dann.

4. Februar 2010 16:55










Markus Stegmann

Das warme und das kalte Gras 19

Fallendes Gras und die Geräusche der Sense sind an diesem Morgen die einzigen Lungen der Gegend, als der Schnee aus Westen keine Vermutungen mehr hatte und niederging ohne zu welken. “Verteert liegt das Meer,” fressen Unsrige in den Morgen, aber sie haben keinen Kopf, um ihre Augen zu kühlen.
Also lausche ich der Thermometersense hinterher, die sich anhört wie und die sich Lungenbläschen anhört, kristallines Exxon vor Galapagos, Quecksilberechsen als die letzten Straßenbauer über Ozeane. “Gehörst du uns?”, fragen sie vor der Mittagspause – und löffeln bereits zum Dessert Gemeinsamkeit.
Das Meer der Mittage erwidert: “Zuviel Falschmehl hängt am Himmel und keine Hoffnung auf den Sommer.” Wir entkernen perlende Tabletten, während die Herkunft der Strasse schweigend zu uns herübersieht, sich über den Schnee des Westens beugt und “Lehnt euch nicht nach vorn, es fehlt der Abstand zum Denken,” spricht.
So springt der Zeiger von Dessert auf Vorspeise zurück, von Dessert auf Vorspeise – und wir bleiben selbst im Teer noch Fischer. Lungenfischefischer, die den eingeperlten Schotter lustig aus den Netzen schütteln, die nach Kiemen Ausschau halten, um selbst Tanker damit zu bestücken. Aber Obacht! Tanker sind für ihre Denkfaulheit bekannt.
“Ist egal,” sagen sie und sitzen um ein Feuer auf der Strasse der Herkunft, während über ihnen die Luft aus schweren Kiemen atmet, aber kein Bäcker erscheint, um “Vorsicht,” zu flüstern, “es kommt ein Ball”. “Egal,” dreht der Wind am Bosporus, deine Tanker kommen nicht mehr und unsere Zeiger springen zurück auf Null.
Und wenn das Feuer die Straße selbst wäre? Und die Straße leergefischte Küsten? Wie hoch ragt der Kiementanker, um Null, um Eins, um Null? Wie hoch ragt er, um dir als Jason, um dir als Byron, um dir als Kemal einmal ist keinmal den Scheitel nachzuziehen? Der Ball als Kugel, als Klumpfuß, als Goldklump, also Gier, Gier und Gier?
“Von innen ist die Nacht grün und grasig,” schwimmt ein Halbsatz als Fackel aufs Meer, über Wellen und Wogen, verfängt sich am Leanderturm, die trübe Silhoutte im Regen. Liebe ist Wasser und fliesst fischlos von uns fort, noch ehe wir sie fassen. Weder Gelände noch mattierte Augen heben den Grund des Meeres, als einer von uns schreibt: “Endlich vor uns ein Archipel, aber kein Herz mehr, keine Augen.”
Geblendet von der Thermometersense, zu lange gefackelt. Wo Augen waren, ist jetzt nur noch Gras. Und wo Gras ist, macht es auf Gelände. Wer schiebt und schreibt das Archipel? Einer von uns, wer immer von uns einem. Wer von uns wirft die “Exxon Valdez” als Fisch ins Meer zurück? Vom Bligh-Riff bis Galapagos? Wir eins alle haben sie als “Dong Fang Ocean” zum Ozean selbst umgemustert.
“Keine Tiefsee, kein Thermometer, was hier schwimmt, trägt nicht mehr,” vermuten Unsrige, kippen einen Klaren und seilen sich vom Leuchtturm ab. Keine Dioden haben die Schädel im Angesicht, aber unsere Stirnen fixieren sie, so stumm werden die Gespräche, als senkte sich der Hauch der Vergangenheit auf unser Grab, das noch nicht mal gestorben war. Aber der Hauch, der ist schon da.
Bärtige Rapunzler am Grasseil ihres Abstiegs. Schädel, Quadratschädel, Kubikschädel. So hängen sie, diodenhell, als ihre eigenen Körbe da. Ein Knistern unter ihren Hintern. Sehr feines Fischmehl stäubt am Turm entlang. Lungenfischefischerlugen durch die Ritzen. Bäcker unter ihnen. Die warten schon, um sie in Papiertüten abzufüllen. Aber nicht ihr Hintern, sondern ihr Klumpfuß ist das Erste, was durch diesen Korb bricht.
Was wiegt ein Korb Klumpfüsse, wenn die Papiertüten der Vernunft versagen und stattdessen aus purer Verlegenheit Fischmehl in die Luft streuen, während die frühesten Bäcker die klügsten aller Werwölfe waren? “Kein Korn, das uns Mördern den Galgen versüsst, kein Schrot, das dir die Gespenster verjagt,” wärmt mich die Suppe toter Kinder, als wir zusammen um die Schädel sitzen, aber den toten Fischen die Antwort schulden.
“Hui, geht das hurtig!”, staunt der zweite Unsrige und schleppt die Klumpfußwaage aus dem Teer heran. Bäcker-Birnen, Bäcker-Bohnen, Bäcker-Speck hat er schon eingefrüht. Der Bart ist ab, das macht die Suppe meeren, lungenbläschenen. Mittag zu Mittag: “Deubel eins, wenn das mal nur keine Hanse wird.” Mittag zu Mittag: “Ach was, die Hanse hat sich lange selbst verklappt.” Ganz leises Sauggeräusch, dann Lazarus der Klippenfische.
Die Bärtigen sind in Überzahl, die Hanse schlägt fünf vor zwölf und die Suppe löffelt Lungenbläschen. “Kerben im Handknochen sind keine Lösung für die geopferten Bäcker,” ankert Lazarus auf der Insel, während sich die Lagune unmerklich gegen Mittag weiter nach Süden verschiebt. Unsrige hocken gefesselt auf einer vorgelagerten Sandbank, als ein überlebender Bäcker zu ihnen herüberwinkt.
Auf welchem Schiff steht er? Auf eben dem, das die Hintern der Unsrigen so fließend in den Teer der Sankband sunken lässt? Als ihre eigenen Vergangenheiten? Lazarus, Lazarus, warum hast du mich verlassen! Wer ersteht jetzt diesen Mittag auf? Das Magengrimmen nach dem Speck? Den Birnen und Bohnen? Hui, hui, das atmet schon Handknochen aus. Die Unsrigen reiben sich die Bäuche und lassen Steiße Steiße sein.
Die Trommeln der Taglöhner und die Schlagschnüre der Vertriebenen beenden unsere Vergangenheit und erwecken Paulus im Schalterraum der Hauptpost. Mit abgebundenen Gebeten hinken unterdessen Unsrige über die Insel und klagen: “Wer klebt uns das ausfallende Haar wieder an?” Wir verstehen aber nur “anschwellende Saar” und rühren weiter in der Suppe.
Das Klingen von Holz gegen Metall, verschleppt vom Schlick der Schiffbarkeit. Ein Kindersüppchen. Die eben ausgekratzte Stoppeln rein, Paulus als Sau, zwei Klumpfüße… Selbstverständlich darf auch Mehl nicht fehlen. Blupp! Die ersten Lungenbläschen steigen schluckaufauf – und unsre Unsrigen sitzen im Kreis darum herum, um einander seebärweise mit den Flossen anzustoßen und zu flüstern: “Guck doch mal! Das Meer!”
Kopernikus trinkt Kaba auf der Insel und vertäut unser Floss am falschen Elefanten, der die dicken Schichten des Tages verschläft, aber dem Floss eine zuverlässige Stütze ist. Aus getrockneten Salamandern basteln wir einen luftigen Baldachin und hängen frisch geschossene Tauben, gefrorene Plattfische und zwei Flaschen Mückengift rein. Die Vorhut ist der beste Schutz vor Überfremdung.
Kopernikus, mit Kaba-Mund: “Schlaf lappt aus dem Begriff der Überfremdung. Schwere Häute, immer ledriger und immer schwerer. Schließlich träumt der Klumpfuß tote Elefanten in lebendige Rhinozerosse um.” Dann macht Kopernikus sein Bäuerlein. Politisch korrekt auch das. Mit einer Hand vorm Mund und einem Daumen stibbend vor dem Solarprexus. Die Erdzentrierten denken sich derweil schon Strafen für ihn aus.
Straffreie Bereifungen kleben mir wie Kaba am Mund, während dein Halsbald langsam nachlässt und die polaren Perlen ins Taubenblut fallen. „Bitte heb meinen Mund auf und binde ihn wieder fest,“ flüstere ich, aber keiner von uns will ins Blut fassen. Wir drehen uns um die Achse der Insel und sehen, wie Rhinozerosse Afrika abschieben, im Morgengrauen, im Nebel Amerikas.

4. Februar 2010 15:41










Markus Stegmann

Das warme und das kalte Gras 17

Fallendes Gras und die Geräusche der Sense sind an diesem Morgen die einzigen Lungen der Gegend, als der Schnee aus Westen keine Vermutungen mehr hatte und niederging ohne zu welken. “Verteert liegt das Meer,” fressen Unsrige in den Morgen, aber sie haben keinen Kopf, um ihre Augen zu kühlen.
Also lausche ich der Thermometersense hinterher, die sich anhört wie und die sich Lungenbläschen anhört, kristallines Exxon vor Galapagos, Quecksilberechsen als die letzten Straßenbauer über Ozeane. “Gehörst du uns?”, fragen sie vor der Mittagspause – und löffeln bereits zum Dessert Gemeinsamkeit.
Das Meer der Mittage erwidert: “Zuviel Falschmehl hängt am Himmel und keine Hoffnung auf den Sommer.” Wir entkernen perlende Tabletten, während die Herkunft der Strasse schweigend zu uns herübersieht, sich über den Schnee des Westens beugt und “Lehnt euch nicht nach vorn, es fehlt der Abstand zum Denken,” spricht.
So springt der Zeiger von Dessert auf Vorspeise zurück, von Dessert auf Vorspeise – und wir bleiben selbst im Teer noch Fischer. Lungenfischefischer, die den eingeperlten Schotter lustig aus den Netzen schütteln, die nach Kiemen Ausschau halten, um selbst Tanker damit zu bestücken. Aber Obacht! Tanker sind für ihre Denkfaulheit bekannt.
“Ist egal,” sagen sie und sitzen um ein Feuer auf der Strasse der Herkunft, während über ihnen die Luft aus schweren Kiemen atmet, aber kein Bäcker erscheint, um “Vorsicht,” zu flüstern, “es kommt ein Ball”. “Egal,” dreht der Wind am Bosporus, deine Tanker kommen nicht mehr und unsere Zeiger springen zurück auf Null.
Und wenn das Feuer die Straße selbst wäre? Und die Straße leergefischte Küsten? Wie hoch ragt der Kiementanker, um Null, um Eins, um Null? Wie hoch ragt er, um dir als Jason, um dir als Byron, um dir als Kemal einmal ist keinmal den Scheitel nachzuziehen? Der Ball als Kugel, als Klumpfuß, als Goldklump, also Gier, Gier und Gier?
“Von innen ist die Nacht grün und grasig,” schwimmt ein Halbsatz als Fackel aufs Meer, über Wellen und Wogen, verfängt sich am Leanderturm, die trübe Silhoutte im Regen. Liebe ist Wasser und fliesst fischlos von uns fort, noch ehe wir sie fassen. Weder Gelände noch mattierte Augen heben den Grund des Meeres, als einer von uns schreibt: “Endlich vor uns ein Archipel, aber kein Herz mehr, keine Augen.”
Geblendet von der Thermometersense, zu lange gefackelt. Wo Augen waren, ist jetzt nur noch Gras. Und wo Gras ist, macht es auf Gelände. Wer schiebt und schreibt das Archipel? Einer von uns, wer immer von uns einem. Wer von uns wirft die “Exxon Valdez” als Fisch ins Meer zurück? Vom Bligh-Riff bis Galapagos? Wir eins alle haben sie als “Dong Fang Ocean” zum Ozean selbst umgemustert.
“Keine Tiefsee, kein Thermometer, was hier schwimmt, trägt nicht mehr,” vermuten Unsrige, kippen einen Klaren und seilen sich vom Leuchtturm ab. Keine Dioden haben die Schädel im Angesicht, aber unsere Stirnen fixieren sie, so stumm werden die Gespräche, als senkte sich der Hauch der Vergangenheit auf unser Grab, das noch nicht mal gestorben war. Aber der Hauch, der ist schon da.
Bärtige Rapunzler am Grasseil ihres Abstiegs. Schädel, Quadratschädel, Kubikschädel. So hängen sie, diodenhell, als ihre eigenen Körbe da. Ein Knistern unter ihren Hintern. Sehr feines Fischmehl stäubt am Turm entlang. Lungenfischefischerlugen durch die Ritzen. Bäcker unter ihnen. Die warten schon, um sie in Papiertüten abzufüllen. Aber nicht ihr Hintern, sondern ihr Klumpfuß ist das Erste, was durch diesen Korb bricht.
Was wiegt ein Korb Klumpfüsse, wenn die Papiertüten der Vernunft versagen und stattdessen aus purer Verlegenheit Fischmehl in die Luft streuen, während die frühesten Bäcker die klügsten aller Werwölfe waren? “Kein Korn, das uns Mördern den Galgen versüsst, kein Schrot, das dir die Gespenster verjagt,” wärmt mich die Suppe toter Kinder, als wir zusammen um die Schädel sitzen, aber den toten Fischen die Antwort schulden.
“Hui, geht das hurtig!”, staunt der zweite Unsrige und schleppt die Klumpfußwaage aus dem Teer heran. Bäcker-Birnen, Bäcker-Bohnen, Bäcker-Speck hat er schon eingefrüht. Der Bart ist ab, das macht die Suppe meeren, lungenbläschenen. Mittag zu Mittag: “Deubel eins, wenn das mal nur keine Hanse wird.” Mittag zu Mittag: “Ach was, die Hanse hat sich lange selbst verklappt.” Ganz leises Sauggeräusch, dann Lazarus der Klippenfische.
Die Bärtigen sind in Überzahl, die Hanse schlägt fünf vor zwölf und die Suppe löffelt Lungenbläschen. “Kerben im Handknochen sind keine Lösung für die geopferten Bäcker,” ankert Lazarus auf der Insel, während sich die Lagune unmerklich gegen Mittag weiter nach Süden verschiebt. Unsrige hocken gefesselt auf einer vorgelagerten Sandbank, als ein überlebender Bäcker zu ihnen herüberwinkt.
Auf welchem Schiff steht er? Auf eben dem, das die Hintern der Unsrigen so fließend in den Teer der Sankband sunken lässt? Als ihre eigenen Vergangenheiten? Lazarus, Lazarus, warum hast du mich verlassen! Wer ersteht jetzt diesen Mittag auf? Das Magengrimmen nach dem Speck? Den Birnen und Bohnen? Hui, hui, das atmet schon Handknochen aus. Die Unsrigen reiben sich die Bäuche und lassen Steiße Steiße sein.
Die Trommeln der Taglöhner und die Schlagschnüre der Vertriebenen beenden unsere Vergangenheit und erwecken Paulus im Schalterraum der Hauptpost. Mit abgebundenen Gebeten hinken unterdessen Unsrige über die Insel und klagen: “Wer klebt uns das ausfallende Haar wieder an?” Wir verstehen aber nur “anschwellende Saar” und rühren weiter in der Suppe.
Das Klingen von Holz gegen Metall, verschleppt vom Schlick der Schiffbarkeit. Ein Kindersüppchen. Die eben ausgekratzte Stoppeln rein, Paulus als Sau, zwei Klumpfüße… Selbstverständlich darf auch Mehl nicht fehlen. Blupp! Die ersten Lungenbläschen steigen schluckaufauf – und unsre Unsrigen sitzen im Kreis darum herum, um einander seebärweise mit den Flossen anzustoßen und zu flüstern: “Guck doch mal! Das Meer!”
Kopernikus trinkt Kaba auf der Insel und vertäut unser Floss am falschen Elefanten, der die dicken Schichten des Tages verschläft, aber dem Floss eine zuverlässige Stütze ist. Aus getrockneten Salamandern basteln wir einen luftigen Baldachin und hängen frisch geschossene Tauben, gefrorene Plattfische und zwei Flaschen Mückengift rein. Die Vorhut ist der beste Schutz vor Überfremdung.

4. Februar 2010 12:32