Markus Stegmann

Mirabellen

Im Nabelgebiet der Nacht
lösen Wangen das Haar
mäandern Mirabellen
deiner Mundschnur längs

11. November 2014 23:04










Markus Stegmann

„Zusehn“ zitiert

„Zusehn“ zitiert &
ins Gelände gedrückte
paradoxe Pastille
auf „Zunge“ gestellter Abzug
ins überhelle Licht
lehn ich moosmatt zurück
ununterscheidbar zwischen
leicht & Lordose
zwischen überblendeten Birken
& erstarrtem Paddelschlag
der Schläfe
schlag auf du Schlaf
deine Augen

Råvarps Fiskevårdsområde

4. August 2014 22:51










Markus Stegmann

„Lotte“ genanntes Laminat

Zwischen Gittern, Klavieren, über Fisch frühmorgens aufgefrischte Lage steht plötzlich eine permeable Partitur im Zwischenraum, sucht deine glockenhelle Stimme, die später mit mir kam, oder war da was wie performative Perforation, aber was wäre das überhaupt? zwischen uns im Gleisdreieck, schickt erste Ohren dem Kragen der Nacht, oder seid ihr Pfoten aus Tabak, Laub mit Lordose gefüllter Bunker, im Gezettel, Garnitur, welche Garnelen sollen das bitte lesen? wer faltet sich eine Lupe draus? ich setze dem Löffel lieber Linsen vors Maul, fuhrwerke mit dem Gezappel im Sessel, verwische, verwintere den Kunstschulenkatarrh mittels Audio, währenddessen verweilt die Welt in euren Stimmen, im Gelände, Waldsaum, ländlicherseits ins Gehege gefragtes Gesagtes, anders rum ging’s leichter, als Kopf und Kragen mit zittrigen Zügeln ums „Lotte“ genannte Laminat zu manövrieren.

für S&N

19. Juni 2014 23:14










Markus Stegmann

weniger als

weniger als
war
wieviele
waren weniger
dran
oder
drin waren
wieviele als
wenig weniger
wurde im
weniger
waren
wären sie
fast nicht
mehr
wieviel von
wenig wäre
weniger als
nichts

für rebecca f.

7. Juni 2014 20:59










Markus Stegmann

Was ist das, was

Tiere von Telefonen zu Wanzen verlangsamen sie ändern im silbrigen Verteiler hängen zwischen Schaben und Zwängen zu Reihen Rothirsch mit Lehm Bagatellen inthronisierte flache Lamellen bugsiert Tran Tabletten meterlang beteuerte Treue abendlich verhält sich zerbricht auf Sicht deiner Augen im veralgten Teer Tang vertigerte Tage was fehlt uns die allerleichtesten Opfer sind zu Tal taumelnde Zungen auf schwerelos
namentlich erwähnter
Pappe
wuchs ohne
pastose Verlängerung
fuhr verblichen
was das für Leute sind
was ist das
was

29. Mai 2014 21:19










Markus Stegmann

Rüeblibaum

Zutraulich fast
rentierhaft zahme Rüebli
baumeln am Baum
erhoben sich aus
unsichtbarem Raum
wuchtigen
Erinnerungsbeeten
fortschreitender Kindheit
als sich etwas
unbemerkt verschob
hängen am kugeligen
Baum treibt ein Traum
zwischen Verbot und
Vertreibung aus dem
Paradies wo ich sowieso
nie war geschweige
denn aber vielleicht
ja du

Zu Ramon Schnyders noch nicht existierendem, aber um so sichtbarerem „Rüeblibaum“

15. Mai 2014 22:14










Markus Stegmann

Süden IV – Norden 1

Weiter nördlich, knapp temperierte Klingen im Sog der Zungen gerissene Fäden, ins Brot gewickelte Lappen, packen aufgewirbelte Teppichböden Münder ins graue Watt, statt transportierte Fresken heut Vormittag, erwähnte Fra Angelico, karminroter Osten weiter nördlich von hier aus, längsseits gestapelte Reifen, dehnbare Finger am Abzug, am, komm kleine Mütze, Lakritze, du blasser Mond, blankes Sterbensgesicht, im weisst du noch, nächtlichem Gaslicht, Terpentin, sogar „gefangen“ funktionierte nicht. Plötzlich fährst frei du, reifen wir dich vormittags, damit sie mittags nicht

8. Mai 2014 21:45










Markus Stegmann

Faden

Bühne das Bad im
Freien gläsernes Licht
Wasser flieht aus der
Zeit der Blick rutscht
im Dunkel schwärzer das
Grün des unantastbaren
Gartens Traumgewächse
Irrlicht Faden deines Halses
Asche Arme Körperlose
zwischen den
blendenden Konturen
verfliessen sie
im silbrigen Licht

Zu Cornelis van Haarlem: Bathseba im Bade, 1594

26. April 2014 20:23










Markus Stegmann

Der Süden II: weiter östlich, südnördlich vielmehr

Vollkommen allein, vollkommen, Planken, Partitur, die weder Floss noch die gelenkigsten unter den Toten waren, im Anschlag vielleicht, ohne südlicher, sagst du, weiss nicht, südnördlich womöglich, eher sie, als wir, lokale Parteiflagge flammt gerade der erschrockenen Gesichter länglicheres Leben, wieviele seid ihr? Sammeln sich im Windschatten, so monoton, fürchte ich, steht das irgendwo halbschriftlich, bleib, beunruhige, im Liter der Kanne. Wessen? fragst du, wessen gute Schlucht bewegt mein Kapitel vor dem Mond, Mund, merklich wanderten wir östlicher, nein, eher südnördlicher ging das, wessen Richtung, fragst du, die zwischengelagerten Toten, die wieder beginnen zu zweit, zu dritt zu singen: sonderliche Attrappen. Papa, da sind Männer mit. Mit was, mein Sohn, sag rasch, sehe nichts. Die haben… , was, sag schnell. Höre was wie Werfer, Munitionen. Kann nichts hören weder Herde noch Hand, sag, was sagst du mir? Schmetterte Pfeiler, Pilaster, Papiere: an der Südgrenze tausend Soldat, tausend Raket, tausend, mein Kind, was siehts du, was?

24. April 2014 21:09










Markus Stegmann

Rückfront

Ungünstig gebückt
füllt kauernd er
Sprit mit
daneben hockendem
Kind Kunststoffschlauch
vor der Bühne
Rückfront
aus Altwagen Sonne
überblendet den Rost
die verblichenen Bleche
vertrocknete
Wiese als Halbkugel hält
mir immerhin die Reifenprofile
auf Abstand

Zu Jeff Wall: Siphoning fuel, 2008

16. April 2014 21:34