Sylvia Geist

Ohne Titel

Vielleicht in dem Schatten, der am langen Vormittag
eines Kindes in den Hof fällt. Auf das Handtuch
von Rasenstück, sonntags von einem Nachbarn,
zerbrechlich vor Leben und Haltung, gestutzt
mit einer Schere für Papier. Wo es die Halme
streicht, oder zählt, als wäre da etwas verloren
gegangen, das daran erinnerte, was es einmal wird

suchen müssen. Hinter halbgeschlossenem Fenster
Lid Gurren, Gespräch von Löffeln, später anberaumt
im Birkengefieder die heimlichen Gebäude. Es zählt,
als wärs schon verloren und wüsste, es wird vermisst
bleiben, mit dem Gesicht des Nachbarn, dem vielleicht
jedes ähnlich sieht, das ich wiedererkenne, entfallen
im Schatten, verklappt durch die Luke über dem Hof.

18. März 2012 15:57










Sylvia Geist

Wiederfund (16): Die Mittel des Thomas Palme

Unter dem Motto „Wiederfund“ poste ich für gewöhnlich Passagen aus Büchern, die ich lange nicht gelesen oder überhaupt erst für mich entdeckt habe. Der folgende Text hingegen ist ein Auszug aus einem kleinen Aufsatz, den ich vor einiger Zeit zu Thomas Palmes mehrere tausend Zeichnungen umfassender Reihe „The Grip“ schrieb und kürzlich beim Aufräumen wiederfand.
Meinen Aufhänger bildete eine Gardinenpredigt von Milan Kundera gegen einen gewissen Künstlerkitsch, in deren Verlauf er mehrfach das Sch***-Wort verwendete. Wer also Kraftausdrücke dieser Kategorie zu schockierend findet, um sie innerhalb eines feuilletonistischen Textes für tauglich zu halten, lese bitte nicht weiter und übe Nachsicht mit der Verfasserin, die das, wenigstens für diesmal, anders sieht. Kunderas Kitsch-Definition finde ich immer noch zutreffend, und obgleich ich die Passagen zum Künstlerkitsch hier auslasse, wird doch auf das vorangestellte Kundera-Zitat Bezug genommen, denn einen weniger künstlerkitschigen Künstler als Palme konnte ich mir damals schwerlich vorstellen – und kann es eigentlich immer noch nicht. Also: Herzliche Grüße, lieber Thomas P., auf die Moosalpe oder wo immer Sie gerade zeichnen mögen.

„Der Moment der Defäkation ist der tägliche Beweis für die Unannehmbarkeit der Schöpfung. Entweder oder: entweder ist die Scheiße annehmbar (dann schließen Sie sich also nicht auf der Toilette ein!) oder aber wir sind als unannehmbare Wesen geschaffen worden. (…) Kitsch ist die Verneinung der Scheiße.“
Milan Kundera

„(…) Strenggenommen ist Schmerz ein Phantom. Gemessen an den Ansprüchen, die die Naturwissenschaft an die Existenz eines Phänomens stellt, gibt es ihn eigentlich nicht. Es gibt die Amputation und verlorene Gliedmaßen, die Operation und die Blinddarmnarbe. Dagegen kann man Schmerz so wenig beweisen wie Gott. Der Nachweis von Stresshormonen im Blut sagt weder etwas über seine Beschaffenheit noch über seine Qualität, nichts darüber, wie stark er ist und wie dauerhaft, oder wie widerstandsfähig gegen Betäubung. Schmerz ist ein Geheimnis, das ein Leidender dem anderen nicht enthüllen kann, gleichgültig, wie aufrichtig und kenntnisreich das versucht werden mag, gleichgültig auch, wie ähnlich der Schmerz des anderen dem eigenen von einer objektiven Warte aus gesehen wäre – wenn es denn eine solche gäbe. Doch dazu müsste es erst einmal eine Maßeinheit geben.
Umso schwieriger ist es, gegen ihn anzugehen. Die Pharmazie tut ihr Bestes. Die Psychologie tut ihr Bestes, die Philosophie natürlich auch. Hypnotiseure und Exorzisten tun ihr Bestes. Die Kunst tut, was sie kann.
Sie hat keine Macht, sondern ihre Grenzen, dieselben Grenzen wie der Schmerz. Sie existiert sozusagen hinter demselben Vorhang, da, wo die unmessbaren Dinge sind, und an dieser Stelle beginnt sie zu wirken, nämlich wie ein Placebo. Das Placebo ist die Antwort, die dem nicht messbaren Wesen des Schmerzes womöglich am besten entspricht, jene Stimulation durch Simulation, die Kunst wie kein anderes Mittel entfalten kann. Es ist vielleicht die einzige Antwort auf den Weltschmerz, dessen Haupteigenschaft ja gerade darin besteht, dass seine Ursachen am wenigsten zu beheben sind.
Die Zeichnungen Thomas Palmes sind hochwirksame Plaecebos. Sie sind gnadenlos und laut, sie zeigen den Schmerz so, wie ihn jeder, der nur mal eine Zahnvereiterung erlebt hat, kennt: als Feind des Glücks, als Gewalt, in deren Zugriff wir uns nicht aus freiem Willen befinden. Dafür steht der programmatische Titel dieses Bildwerks aus tausenden Werken: The Grip. Es zeigt die ganze allgemeine, unpersönliche und darum umso schmerzlichere Scheiße unseres einzigen kurzen Lebens mit seinen kleinen und großen Niedrigkeiten und seinem finalen Skandalon, seinem Ausgang ins Nichts, es brüllt diesen Gegebenheiten völlig angemessen sein kill the pain! entgegen, es fordert das Unmögliche und stimuliert den Mut, mit dem wir manchmal den Rücken straffen und sagen können: Doch! Auch dafür steht The Grip: Get a grip! Die Quelle solcher Wider- und Aufstandskräfte findet Palme zwischen Transzendenz und sinnlicher Welterfahrung, in einer hochwirksamen Verbindung zwischen Mystik und Kunst oder, um nur zwei der zahlreichen Porträts der Werkreihe zu nennen, überall zwischen Edith Stein und Johann Sebastian Bach.
Dabei verweigern die scharfkantigen, ausgezehrt wirkenden Gesichter und Körper der Palme-Gestalten, diese finsteren Geliebten, jeden falschen Heroismus. Sie tragen ihr Kreuz gern auch als Emblem auf der Haut, aber sie lächeln nicht ergeben dazu, das Kreuzsymbol ist hier ein Tattoo des Protests, und sollte es ein Muss geben, dann das des Lebens, zu dem der Schmerz als unerbetene Zugabe der Natur in Kauf genommen wird. Palmes Zeichnungen stellen keine Gegenentwürfe dar, noch bieten sie Ausblicke auf eine Alternative. (…)
In seiner überaus geräumigen Zweidimensionalität und schwarz auf weiß bietet der Weltanbau von The Grip Raum für: Einsamkeit, Zweisamkeit, Ausgesetztheit, Enttäuschung, Furcht, Hässlichkeit, Trauer, Beschämung, Zorn sowie für das Wissen darum, dass es nach den Regeln der Schwerkraft nur noch schlimmer kommen kann. Palmes schwarze Sonnenturbinen, seine schwindelerregend kreisenden Strichstrudel und rasenden Schatten, seine Gesten aus Kohle und Blei nehmen das Schmerzliche unserer Unannehmbarkeit in ihre Mitte und deuten sie in diesem Akt als zentrales Movens der Existenz. Sie verneinen die Scheiße nicht, die es bedeutet, ohne Aussicht auf etwas anderes als das Sterben vorher noch leiden zu müssen, sie erkennen das Leiden, das wiederum aus diesem Bewusstsein folgt, als wirklich an, in seinem vollen, d.h. sinnlosen Ausmaß, doch sie erkennen ihm keine Legitimation zu.
Stattdessen bejahen sie den Leidenden in allen seinen Reflexen und Verstörungen, als Traurigen oder Zornigen, als Geschlagenen oder Zurückschlagenden. Es ist ein sisyphoshaftes Aufbegehren in diesen Zeichnungen, nicht verwunderlich also die wiederkehrende Bewegung des Kreisens, des Trudelns in ihnen. Das ist die Spur des Steins, der nur deshalb immer wieder abwärts rollen kann, weil einer ihn ebenso oft aufwärts gerollt hat.“

6. Februar 2012 16:09










Sylvia Geist

Ted Hughes

Septemberlachs

Zurück vom Meer mit Ruhm,
nobel, nur sein Aufgebot im Sinn,
ignoriert er das Gerangel am Wehr. Ignoriert
die Schranke, die den langen Diphtong
des Teiches fallen lässt. Ignoriert
das festliche Leuchten der Insekten.

Er dient seiner Nachkommenschaft. Und seine Hommage
sind Geduld, Erfüllung, Langsamkeit, die Lähmung
des vielstimmigen Herbstes
im umgedrehten Käfig eines Baums.

Beneidet er die sesshaften Aale und die Elritzenbastarde?
Er wird ein Gott, ein Baum
der Liebe, mit Moos gesegnet.

Manchmal verirrt er sich auf Tage in sich.
mmmm mmmm mmmm mmmm mmmmMittmorgens,
an der treuen Angel der Sonne,
kannst du den Boden seiner Kapelle sehen.
Dort wendet er sich zur Stufe,
eine Seele, die schwebt,
von Zauberformeln und Düften befeuert.

Über seinem Himmel der Moskitoverkehr, gelenkig
und gelenkt. Er steigt auf, schmilzt
am Gaumen des Quecksilberlichts oben,
fügt seinen Lehm hinzu.

7. Dezember 2011 15:27










Sylvia Geist

Inside Passage I

Kein Archiv für den Vogel.
Für den hellen Fleck auf dem Dunst,
seinen Kopf, den nickenden Wipfel,

als er abhob,
zwischen drei, vier Flügelschägen
das lostuckernde Boot vielleicht.

Gedächtnis verliert, Gegenwart wird
die Verbrennung und das gelöste Eisen
in dir, wenn die nackten Fächer der Hände

von einem anderen Motor an
seinen Herzton erinnert, sich auftun.
Aufgehoben in seiner Nussschale wie du

in deiner schlingernden
Erfindung, träumt das Gewebe,
dass du die Finger von der Reling löst.

11. November 2011 13:39










Sylvia Geist

Ruperts Piaf

Rauscht an. Rasselt, flattert auf den Eibenzaun und
die zwei alten Frauen auf dem Weg vorbei, über die
Parkenden zwischen Zellers und 7-Eleven, kreist, dreht
ab zu einem musealen Stück Rangiergeleise, hinunter
zum Ponton, von dem es fett ins Hafenwasser rinnt
und hallelujablau, wie Haut und die von Ort und Stelle
ausgeputzten Innereien des Halibuts in roten Händen sind.

Von allen Variationen ihres Lebens ist es die, in der sie
abends gegen sieben im Zierbeet ihres Rosenkleides
mit dieser Stimme vor den Rabatten steht. Mund
auf die Zähne gemalt, das dünne Haar toupiert
vom Wind, steht sie, für eine Stunde beäugt und
unbehelligt, mit vorgestreckten Armen, eine Statue,
die der Bucht den Segen gibt – es lebe der Abend!

unter dem das Nest wie eine Beute liegt, schon kalt und
von überall weggezogen unter der Harschdecke Blinken;
im Schlepptau der Tide der Fährenpalast, der erste Zug
nach Süden, der zum Vergessenwerden lang und leise
in den Uferfichten hält, die Entfernung, die sich verstellt
und alles mit Nebel begleicht und verbindet, der Nebel
lebe, wo wie in einem unbestimmten Vertrauen die Dinge

weiterlaufen, leben. Neben ihr auf seinem Hocker
der Rekorder spielt das Rauschen ab, die Regenbänder
Lieder, spult und blinkt – done, done. Acht gleich, aus
dem Wäldchen von McClymont jagt die Dunkelheit
noch ein paar Gäste vor sich her, eine neue Runde
Blechbackgammon auf dem Platz, gleich kommt auch
sie los, stellt sich, Ende meiner Vorstellung, dem Haus.

5. Oktober 2011 16:09










Sylvia Geist

Wiederfund (15): Das zweite und das dritte Treffen mit Leonora Carrington

Was war das für eine freudige Verwunderung, ihr in der Surrealismus-Ausstellung der Vancouver Art Gallery zu begegnen, in einem imaginären Raum, der fast genau jenem glich, in dem bald darauf das dritte Treffen stattfinden sollte: Majestätische Gestalten mit Tierköpfen bereiten in einem großen hellen Saal ein Festmahl vor, und für mich besteht kein Zweifel daran, dass es sich um das Fest im Haus der Angst handelt, bei dem ich gestern Zaungast war, obgleich das Parkett auf dem Bild anders als in der Kurzgeschichte nicht aus goldgefassten Türkisen besteht. Ansonsten aber … ich „hatte den Eindruck, dass sämtliche Pferde der Erde bei diesem Fest zugegen waren.“
Da es das Haus der Angst ist, ist dieselbe natürlich die Gastgeberin, und in der Geschichte verkündet sie der wie in jedem Jahr versammelten stocksteifen Festgemeinde, sie habe dreihundertfünfundsechzig Tage darüber nachgedacht, wie sie das Ereignis vervollkommnen könne und sich endlich ein neues Spiel ausgedacht. Das geht so:

„Ich werde selbst das Amt des Schiedsrichters übernehmen, und wer gewonnen hat, entscheide ich. Ihr müsst alle so schnell wie möglich von einhundertzehn bis fünf zählen und dabei an euer eigenes Schicksal denken und Tränen für jene vergießen, die vor euch dahingegangen sind. Gleichzeitig müsst ihr mit dem linken Vorderhuf den Takt zu den Wolgaschiffern, mit dem rechten Vorderhuf zur Marseillaise und mit den beiden Hinterbeinen zu Wo bist du, meine letzte Sommerrose klopfen. Ich habe mir noch ein paar andere Einzelheiten ausgedacht, aber die habe ich dann weggelassen, um das Spiel zu vereinfachen. Lasst uns jetzt anfangen, und vergesst eines nicht: Ich kann zwar vielleicht nicht den ganzen Saal im Auge behalten, aber der liebe Gott sieht alles.“*

Gesellschaftsspielregeln ohne Sinn und Verstand (wenn man von ihrer Wirkungsamkeit hinsichtlich sämtlicher Machtverhältnisse absieht) und diffuse Drohungen: Ich erinnere mich an kaum eine amüsantere Übersetzung dieser Instrumentarien, die aus der Burleske des Alltags den ganz normalen, nichtsdestoweniger drangvollsten Wahnsinn machen können.
Leonora Carrington hingegen kannte zwar den Wahnsinn – und erlebte einige schreckliche Monate in einer spanischen Anstalt, nachdem sie 1940 binnen einer halben Stunde ihr gemeinsam mit Max Ernst ausgestaltetes Haus in Frankreich und damit auch ihre dort entstandenen Werke hatte verloren geben müssen und bevor sie nach Mexiko ging – , Angst aber kaum, jedenfalls als Künstlerin. André Breton nannte sie eine Hexe, und ich bin geneigt, ihm zu glauben. Zunächst vor allem in Verbindung mit Ernst als Bildende Künstlerin hervorgetreten, schrieb sie in drei Sprachen, neben ihrer englischen Muttersprache in zum Teil bizarrem Französisch wie auch in spanisch. In ihrem Werk verarbeitete sie u.a. Anregungen aus der Alchimie, keltische und mesoamerikanische Mythen und die Theorien C.G. Jungs, die dank Carringtons überbordender, das Groteske, das Grausame und – immer – das Schöne einschließender Phantasie eine einzigartige Textur eingehen.
Soviel in Kürze zum zweiten und zum dritten Treffen. Das erste war etwas weniger konventionell und fand vor ein paar Jahren in einem Traum statt. Der spielte im Jenseits, wo es aussah wie in der Lobby eines mäßig freundlichen Hotels, in der jedoch zu meinem großen Glück alle bis dahin Gegangenen zugegen waren, die ich gekannt hatte, also auch Frau Carrington, da ich sie nämlich nun kenne und der Traum sich ja auf Kommendes richtete. Durch meine Erinnerung an ein ihr auffallend ähnliches Gesicht dort wird diese Behauptung zwar nur schwach gestützt, sie würde ihr aber trotzdem gefallen, zumal ich dabei die Zeit als nichts weiter zur Kenntnis nehme denn als einen Ochsen, der im Kreis läuft, langweiligerweise nur im Uhrzeigersinn. Und als Hexe, die gern nach Rezepten des 16. Jahrhunderts kochte und sich laut Breton einmal in einem Restaurant sowie in aller Seelenruhe die Füße mit Senf bestrich, gefällt es ihr bestimmt erst recht.

* Leonora Carrington: Die Windsbraut – Bizarre Geschichten. kleine bücherei_nautilus, 2009

17. September 2011 17:15










Sylvia Geist

Am Rice Lake

Es wird nicht Abend in der Gegend,
den ganzen Tag lang tritt der aus

den Zedern auf den Asphaltpfad
in Lachen. Kojoten, wild auf Abfall,

Katzenjammer, Zank, die uns entgegen
waten. Langsam wie ein alter Wunsch

am Boden zieht der sommertrübe Schnee.
Ich will nicht wissen, wo ich wäre – komm

aus den Wipfeln auf die Lichtung
schwimmen. Nichts hat sich umgedreht,

die Dinge hängen an den Angeln
der zwei, drei Leute auf dem Steg,

die fernen Stimmen arbeiten an einer
Dankbarkeit, die lang nicht weit genug

und übers Wasser reicht. Ich werde nicht
auf seinen Rücken starren müssen.

29. August 2011 18:54










Sylvia Geist

Nachtausgabe

Verschüttete Milch

Die Piazza liegt parat, doch die Audienz,
vom Amt verkauft als Tête-à-tête und
eben überstanden, ging verloren im Blackout.
Die Tasche fehlt, ihr dünner Griff der Faust.

Zurückverdammt, und schnell, bevor
die Prozession beginnt, ein Purpuralp aus
Samt, Verhängen, schwindelnden Emporen,
die apostolischen Portiers perfekt versteckt
in monochrom gesponnenen Passionen –

Die Tasche ist noch da
und heil unter dem leeren Stuhl,
die Heiligkeit pausiert. Das Kinderding:
Sein weißes Kunststoffmäulchen
gähnt, sein Babyrachen, harmlos, zahnlos,

loht, dass ein Myriadenwurf von Mäusen flieht,
entrinnt übern verrohten Teppich, rennende Kohorte
und geronnen, Tropfen, die es zur Schwelle zieht.

5. August 2011 00:49










Sylvia Geist

Gallium

die höhlen
von gran sasso erfahren nicht viel übers licht.
anderes erfüllt sie. restchen. nichtlicht am gedachten docht das
mmmmglück das keiner hält als stille raserei von partikeln
und glatter durchschuss:

voll davon
jetzt und jetzt verlassen – passage und passé. aber
in den tanks des massivs schwappt eine lösung die
mmmmdas fangen soll. wovon es unendlich viel gibt. nicht
licht. einmal erwärmt

würde es
in den tanks übrigens himmelblau. doch nicht mehr
wie zuvor. die sonne ist noch an der arbeit.
mmmmmehr erfährt man im berg nicht. daher das bittere.
daraus der name.

15. Juli 2011 01:15










Sylvia Geist

holder

bis in die schwächsten Empfänger an
gerauschter Tinnitus, Schwindel
Anfälle bei Nieselreigen, Befund:
bis in die Wurzeln, der Tanzdrang.
Ja Grünlinge, Gräser, die
Grasmücke, ja, und das Raubzeug
in dessen schnellem Universum
er so sein muss, Schlagbaum
mit dem Herzen, dem rechten Fleck
gegenüber: sinister in der Sprache
der Medizin. Unbedingt kann er
Fibern, Rindemittel, Balsame, kann
ein Meister von Glückssymptomen
gebeugt zu berücken, Beeren. Windfang
natürlich, Fort-aus-den-Ästen nicht.

Er liebt die toten wie Taten, Luft
gewöhnt in Zweigen zu reden
lullt Bleib oder Blei immer
fort. Andere, ja. Kamen vorbei.
Gläubiger, Irrer, Arglose und so fort
laufend Getier, und der höllische Dante
erschien zur Blumenmesse und
brach ihm Herrlichkeiten ab, poetry
is a blood jet
, das ist ein Vers aus
der Biologie, panic leaves
this way
. Heimgesucht, getakelt
mit dem Tauwerk von Spinnen, lilac
Gulag, konspirativer Bau für Beuten.

Zweimal täglich ist er stiller
Brüter, Asteridenkraftwerk
mit dem Vergänglichen von Nacht
oder Schacht betrieben. Weiß er um
die ferneren Systeme, erinnert er sich
an die Kargheit, ganz am Anfang
des Gewerbegebiets? Da war er mal
Protagonist seiner Inquisition
danach gab es ihn in hellen Scharen
eine von Licht dämonisierte Plantage
verheerend. Man schaue nicht hin, nie
in dem Moment. Man denke sich
das im Singular, dabei so wie morgen
jeden Morgen, unbestimmt, das ist
stumm in der Sprache der Wörter
um die Heilstelle, Holunder

für Tom Schulz

10. Juni 2011 13:02