Björn Kiehne

Die Mittagsblume

Ich weiß, es ist einfacher,
wenn wir uns nicht
gegen die Wellen wehren –

unsere Worte liegen wie
entfernte Inseln im Dunst,
Ponza, Palmorala, Ventotene;

in der Steinmauer öffnet sich
die Mittagsblume, die Vögel
kommen, um zu schweigen,

und mit der leuchtenden
Tinte des Thyrrenischen Meers
schreiben wir uns Zeilen,

die einander lange schon
kennen, wie, weißt du
noch, erinnerst du dich?

Bis Wind aufkommt, der
Geruch von fallendem Regen
durch unser Gespräch zieht,

die Mittagsblume sich um 
diesen Tag schließt, ihn schützt
vor dem kommenden Sturm.

3. Juli 2017 09:59