Björn Kiehne

Horus

Der Wind kommt aus der Wüste, trägt,
mit dem Staub, auch den Falken ans Meer.
Der teilt mit gerader Linie den Himmel,
sieht unter sich das Relief der Felsen,
die Schrift des Windes auf den Ebenen.

Nach Stunden erscheint der schmale
Streifen Grün, Palmen, Jasminbüsche,
die mühsam am Leben erhalten werden,
dahinter das Rote Meer, das leuchtet, als
wetteifere es mit dem wolkenlosen Himmel.

Jetzt steht der Falke still in der Luft,
ein Zeichen, scheinbar bewegungslos,
blickt er in das blinde Auge des Pools,
betrachtet die Menschen auf den Liegen,
die ihr Fleisch auf beiden Seiten garen.

Ein Kind entdeckt den Vogel, zeigt mit dem
Finger auf ihn, breitet seine Arme aus, als
wolle es fliegen, läuft über das grüne Gras
der Hotelanlage: Ob es weiß, dass er es ist,
der jeden Tag den Morgen aus der Wüste bringt?

Marsa Alam

30. Januar 2017 20:53