Markus Stegmann

Live on LibyaFeb17

arm der graue fahrer hellere ruckende
nächster rollt schwarzer gegenrichtung
bahnen reihen weiter jetzt queren
zwei die strasse schatten dünne stangen
zwei am bildrand abgeschnittene
mütze nochmal zwei parallel den wagen
weisser schwarzer wieder zwei zurück in
gegenläufige richtung wartet von oben
einer nach unten drei vier es sind fünf
mindestens drei warten zwei tragen eine
platte als bahre die drei warten mitten
zwischen einsteigen in den pickup
fährt auf der ladefläche zwei von
oben unten
2011-02-26 01:01:20

26. Februar 2011 01:17










Thorsten Krämer

Abschied vom Holodeck

1. Wo Cyborg war, soll Werwolf werden

Die vitale Programmatik: Mehr Licht, mehr Mond, mehr
Witterung. Die Unbeholfenheit der Modifikationen ist
passé, die Übergänge sind nun fließend. Und überhaupt
ist Blut viel zuverlässiger als Strom. Eine Zeitenwende, weich
wie Fell. Ein Treffen der Jahrhunderte.
                                                                     Wer jetzt sein Schamhaar
noch rasiert, hat nichts verstanden. In Reinräumen
bleiben zurück die entgeisterten Maschinen.

25. Februar 2011 16:57










Sünje Lewejohann

der schnee

dein heiles herz wird bald sehr viele sein
siebzehn hunde von denen hast du nur geträumt
und geträumt die jagd hat begonnen und die hatz der
eiswind schneidet dich in stücke das denkst du noch und gehst
auf diesen ebenen steht das eis bis in den himmel du hast
dir eine schlechte zeit ausgesucht die seehundfrau
wird dich füttern sie wartet still und kaut die bissen vor;
kleine silberne fische die kannst du mit gräten und augen essen und
mit ihren lippen an deinen frostigen und ihren schillernden flossen
in deinen wangen die fallgruben du rollst zusammen überschlägst dich
dein herz ist sehr viele siebzehn hunde und einer dem wächst ein neues fell.
der schnee ist ein findling für sich.

24. Februar 2011 11:10










Markus Stegmann

ex libya

in dichten reihen warten die lichter am gleissenden
tag darunter in reihen mit bunten packungen kisten koffern
schweren beladungen in doppelte fahrzeughöhe
aufgestapelte geknotete halten die sachen ihre
prekäre balance darinnen im abgeschatteten bereich
die gedrängten helle form ein rosa schwarz gesichtsflanke
ein gesprochener mund könnte eine handhälfte sein
dahinter schon die nächsten mit noch viel heftigeren
beladungen

24. Februar 2011 00:57










Sylvia Geist

Nachtausgabe

Ostergrau

Gestört vom Knistern,
vielleicht geöffneter Briefe,
zweifeln am morgenblassen Zimmer:
unter Schrankbäuchen, zwischen Tischbeinen, Sesselkrallen,
im Schutz jeder Ecke

Eier. Ungeduld rasselt
reishell wie in einfachen Instrumenten,
gerührt von eigenem Puls, ihre Schmeichelsteinwärme
bedarf keiner Hand, gibt nichts zurück, nur
aus. Sachtes

Schalenbersten, ein graues
Dotter, ein Schwanenküken zuerst.
Unwiderstehliches Bersten, unzähliges, Zahllosigkeit
und Zerbrechlichkeit überfüllen den Verstand, sacht
zerbirst er, während die Hände einsammeln wollen, bergen

auch das Jüngste,
den Elefanten, von Kalksplittern befreien
die feine faltige Haut, mit Fingerstrichen,
die ihn besser glauben, winzige Stoßzähne begreifen, alles, alle
Arten, auch das aufspringende Glück

21. Februar 2011 14:55










Markus Stegmann

benghazi news update

schwarzgrünlich weich auslaufende
fläche darunter viel schwärzeres blau im
schwimmenden übergang mit hellen kleinen
winkeln darin weiter links sind sie vertikal
und nochmal kleiner aufrecht gereihte
seitlich der mitte einer in orange mit deutlichem
kopf seitwärts gedrehtes gesicht davor schwarze
mütze mit scharfer kante genau gegen das
orange ganz rechts ein ziegelrotes hemd als
wässrige lösung schwimmt mit dem schwarzgrün
geht das weiter mäandert miteinander

16. Februar 2011 23:56










Mirko Bonné

391

Im Mergel ein Besucher –
Der Blumen dazu bringt –
Wie Büsten aufgereiht zu stehen –
Wie Gläser – elegant –

Der Nachts Besuche macht –
Und kaum dass erstes Licht –
Sein funkelndes Gespräch beginnt –
Liebkost – und schon entwischt –

Doch wen sein Finger streifte –
Wohin sein Fuß auch schlich –
Und wessen Mund er immer küsste –
Ist so als gäb’s das nicht –

Emily Dickinson

*

12. Februar 2011 17:22










Hans Thill

Abdelwahab Meddeb

2011
Deux jouets brisés que des mains habiles colmatent
Enfants qui fuguent tard dans la nuit très sombre
Usure des semelles à force de buter sur les pierres
X traduit la chose qui, comme Dieu, prend corps

Montagne dont l’ombre approfondit les ténèbres
Intensité de l’invisible qui accompagne la douleur
Lucioles qui fendent devant les yeux la noirceur
Légers frissons d’une peur qui charge les épaules
Entre les orteils partent les fourmis qui montent

Odorante maison aux couloirs sans portes ni fenêtres
N’entends-tu pas les ailes brûler au feu des bougies
Zone interdite aux jeunes filles jupons en fleurs
Et aux garçons non circoncis tibias et bras nus

2011
Zerbrochenes Spielzeug, geklebt von geschickten Händen
Kinder, die spät ins Dunkel der Nacht ausreissen
Sohlen nutzen sich ab beim Springen über Steine
X übersetzt die Sache, die, wie Gott, sich verkörpert

Mit seinem Schatten vertieft der Berg die Finsternis
Kraft des Unsichtbaren, das der Schmerz mit sich bringt
Glühwürmchen teilen vor den Augen die Dunkelheit
Leichte Schauder der Furcht lastend auf den Schultern
Zwischen den Zehen klettern die Ameisen hinauf

Duftendes Haus mit langen Fluren ohne Türen Fenster
Hörst du nicht die Flügel brennen im Kerzenfeuer
Verbotene Zone für Mädchen, die geblümte Röcke tragen
Wie für unbeschnittene Jungen mit nackten Armen und Waden

(eigene Übersetzung)

12. Februar 2011 11:57










Sylvia Geist

Nachtausgabe

Blankes Gespräch

I.

Am runden Tisch im Stehcafé
er, sie und es. Sie ein Umriss,
Zartheit, Pappkameradin oder
Kartenhaus, die Stimme
gläsern und sein: Die nicht
richtige Menschen sind,
müssen jetzt gehen.

II.

Es ging.
Es ging
ein Haus hinauf,
an seiner Fassade ging es
Aufgänge entlang, Untergänge, vorbei
an Stirnenhaufen, Monden ging es,
begleitet von einem
mit Gesichtern, feindlich, freundlich,
zu schnell fürs Auge, zu natürlich
fürs Herz mit seinem Erzgemenge,
Glimmer eingeschlossen, immer
weiter ohne Haken und an der Dämmerung
kein Ende.

III.

Nahm den Fahrstuhl zu der Straße,
wo die beiden Alten gingen, bei einander
in Sommer und Teer. Wie im früheren
Immer der weiche kühle Mutter
Boden abseits des blanken Gesprächs.
Was du auch anstellst. Kein Aber.

10. Februar 2011 15:09










Nikolai Vogel

Xsadfkmslllasfsdf
10. Februar 2011 02:17