Hans Thill

Kater Nero, Edenkoben 4

Neros Größe war gerade normal, sein Körper fleckig und stinkend, sein Haar hellblond, sein Gesicht eher hübsch als anziehend, seine Augen blaugrau und beinahe kurzsichtig, sein Nacken dick, sein Bauch vorstehend, seine Beine äußerst dürr, seine Gesundheit robust.
Sueton, Nero

30. Dezember 2009 13:09










Andreas H. Drescher

Lagunengedicht 2

Zuviel das alles
In dieser Reise kommst du erst an
Wenn du zu Hause bist

Oft habe ich das gedacht auf diesen

B r ü c k e n

(Auch von mir die allerbesten Weihnachtsgrüße.)

24. Dezember 2009 11:18










Mirko Bonné

In Venedig als Taube

Ich glaube, sie sind
eine Maske, die flattert,
flattert und fliegt: So gelassen
hektisch sein, schwirren, knapp
über die Leute hin, die Kameras
durchs Geplätscher der Spiegel
schieben. Ich glaube, als Taube,
in Venedig als Taube würde ich
dir aufs Schulterblatt segeln,
und ich würde für immer
deine Keksehandtasche lieben.

Falsch, zu glauben,
nur auf Kringel sind sie aus.
Ich glaube, man verkennt Tauben
in diesem Licht, wo selbst Brodsky
die Macht des Auges verkannt hat:
Es sieht die Maske, es flattert mit,
flattert flügellahm. Ich glaube,
Tizian schasste Tintoretto,
als der Augen bekam.
Trakl fuhr Dampfvaporetto,
er hasste das alles und litt.

Ich glaube, es ist
dem gereimten Taubenschlag
nichts hinzuzufügen, keine Spur
zu hinterlassen außer den Kippen
der abendlichen Runde übers Ufer
der Barmherzigkeit. 500 Jahre lang
Geisterstunde, und es wird nicht
Zeit. Dort das zerfetzte Segel,
man könnte glatt glauben,
eine Galeasse fährt ins Arsenal.
Wildes Geflatter im Lagunensaal.

*

Allen Lesern, allen Fischen schöne Festtage. Schützt die Flamme!

*

23. Dezember 2009 13:54










Hans Thill

Kater Nero, Edenkoben 3
Kater Nero selbst

Kater Nero selbst

22. Dezember 2009 00:51










Marjana Gaponenko

Piotr VI

(Kohlenzange)

Wer erwachte in der frostigen Nacht?
Wessen Zittern trat ans offene Fenster?
Kletterrosen krochen zu ihm im Traum
blutend die Hauswand empor.

Ob du es warst, der eine Zange nahm,
die rauschenden Köpfe der Blumen
mit Kohlestücken vertauschend,
sie so zu pflücken aus der Glut?

Sie war es nicht, die lächelnd
aus deinem Spiegel trat und sich
als Träne auf die Brust dir legte,
versteinerte und wieder schwand.

Sie kann es nicht gewesen sein
die gütig dich zerriss, zerstreute
in dem Tal wo ihr nicht tanzt
im Schatten des anderen

brandend, an einander rollend,
zerschellend in aller Ewigkeit.

20. Dezember 2009 01:21










Hans Thill

Kater Nero, Edenkoben2

katz
huet dich vor den katzen – die vorn lecken unde hinden kratzen
Deutscher Holztafeldruck um 1500

17. Dezember 2009 22:47










Nikolai Vogel

Der erste Schnee, der ins Gewicht fällt. Vielleicht der letzte vor 2010. Zehn Jahre nach dem Datum, bis zu dem wir als Kinder immer gerechnet haben. Frische Spuren.

17. Dezember 2009 13:09










Hans Thill

Kater Nero, Edenkoben 1

Das älteste dokumentierte Rätsel wurde von dem schottischen Ägyptologen Henry Rhind im Jahre 1858 in Luxor auf einer Papyrusrolle, dem später nach ihm benannten Papyrus Rhind erworben. Der Verfasser dieser Papyrusrolle trug den Namen Ahmes (auch Ahmose). Das Dokument selbst stammt von ca. 1650 vor Christus. In einer Notiz am Rande merkt der Verfasser an, dass er dieses Rätsel aus einer 200 Jahre zurückliegenden Quelle abgeschrieben habe. Damit dürfte es fast 3860 Jahre alt sein. Die Schriftrolle, die im British Museum aufbewahrt wird, gibt die als das Katzen-und-Mäuse – Rätsel bekannt gewordene Aufgabe an:

»Es gibt sieben Häuser, in jedem Haus wohnen sieben Katzen. Jede Katze frisst sieben Mäuse, von denen wiederum jede sieben Kornähren gefressen hat. In jeder Ähre sind sieben Samen. Wie viele Objekte sind es? «
Die Lösung ist rein mathematisch: 7 + 72 + 73 + 74 + 75 = 19607.
(Wikipedia)

17. Dezember 2009 00:03










Björn Kiehne

Ein und aus

Jetzt steht das Auto endlich still.
Das Garagentor schließt sich,
diese dunkelrote Muttertür –
ich, embryogekrümmt im Bauch des VWs.

Suche noch immer das gelbe Tuch,
das du mir schenktest.
Du trugst es drei Tage lang um den Hals.
Es roch nach dir,
und als du gingst, blieb mir dieses Tuch und
dein Geruch zwischen meinen Fingern.

Nun atmet die Stadt endlich leiser.
Der Balkon löst sich vom Mietshaus,
ein Schiff mit Margeritensegeln –
ich, unterwegs in die Nacht.

Taste noch immer nach der Frage,
die in mir flüsterte.
Sie war so unaussprechbar klar.
Sie sprach mit dir.
Und als ich allein war, blieb mir diese Frage
im dunklen Raum zwischen Zunge und Gaumen.

Jetzt füllt die Stille endlich den Raum.
Auf deinen Anruf warten,
blitzende Satellitensignale –
weiter atmen, ein und aus.

11. Dezember 2009 14:14










Andreas H. Drescher

DARWINS SCHÖPFUNGSGESCHICHTE

Eine Hörprobe zum Vergleich.

10. Dezember 2009 20:46