Sünje Lewejohann

pferde

mit schweren stiefeln
zum schnüren
männerkleidung an dünner haut
führt die hand über den mund legt
die finger auf die augen
fasst zwei jahre lang niemanden an
ans gesicht
nichts lassen ans jochbein
nichts lautes nichts zerzaustes
blick über regenrinnen darauf elstern tauben und
unten auf der straße wird auch schon wieder geschrieen
eine frauenstimme schrill und hoch mit
den schultern gezuckt als
auf dem ausgebessertem asphalt
plötzlich pferde laufen scheuklappen kutsche.

pferde

wenn man zurück könnte dann auf einen sprung
dorthin sich das karierte kopftuch nehmen
zum rübenschälen und kälber füttern
das knarren der kleinen pforte hören
die saure milch riechen überall
die katzenschüsseln und die toten fliegen
darin
auf dem heuboden verschwinden alles von oben betrachten
die pferde von der weide holen
ramskopf und krötenmaul
heimlich im stall schlafen
das tränenbein mit den fingerkuppen zudecken sonst
nichts
als einzigen vogel noch die schwalbe hören kreisend
immer kreisend
mit geschlossenen augen endlich sehen
wie das licht sich selbst frisst.

6. April 2010 19:14