Markus Stegmann

Wurst

Das sei jetzt mal eine wirklich gute Wurst, sagt Frau Atnan, und deutet mit dem Messer auf eine dunkle, fast schwarze Wurst auf dem Holzbrett vor ihr. Da musst du keine 300 Gramm von essen, es genügen zwei oder drei Scheiben. Frau Atnan schneidet sich eine weitere Scheibe ab und zerteilt sie in kleine Stücke. Da, probier mal, davon musst du keine 300 Gramm essen, es genügen zwei oder drei Scheiben. Das ist ein Aroma, unglaublich. Und sie wisse auch genau, woher die Wurst komme, fährt Frau Atnan fort. Von zwei Jungbauern nämlich aus der Nähe von Bern. Die wollten mal was ganz anderes machen. Und dann sei diese Wurst bei rausgekommen. Da ist kein Gramm Fett drin, habe ihr einer der bärtigen Jungbauern auf dem Wochenmarkt in Bern versichert. Und wenn sie die Wurst so im Stillen betrachte, glaube sie ihm sogar: Kein Gramm Fett zu sehen. Und trotzdem schmecke die Wurst, vorzüglich sogar. Diese Wurst, stelle ich mir vor, koste sicher eine Stange Geld, mir reiche da eine ganz normale Wurst, im Gegenteil, ich hätte mit hundskommunen Würsten mehr Sympathie als mit ihrer Spezialwurst. Die Normalwürste seien voll von schlechten Sachen, erwidert Frau Atnan. Sie wisse nicht, wie lange sie noch lebe und möchte ihrem Magen nicht mehr schlechte Würste zumuten. Das habe er zur Genüge gehabt, und sie auch. Dafür esse sie auch keine 300 Gramm mehr, es genügten zwei oder drei Scheiben.

15. Februar 2016 22:13