Kerstin Preiwuß

Als ich Norbert Lange kennenlernte, saßen wir im Zug auf dem Weg von Leipzig nach Halle, auf dem Weg zu einer Aufnahme für ein Feature zur „Quellenkunde“ unterhielten wir uns über unsere Quellen. Viel später stellten wir bei einer erneuten Begegnung fest, dass wir Wesentliches im Zug und nicht im Aufnahmestudio besprochen hatten. Die Aussagen für das Feature waren zu Abbildern des eigentlichen Gesprächs geworden, das so nicht mehr wiederholbar war. Das ergibt eine Art Palimpsest selbst im Reden, und an dieses Phänomen der Verhüllungen und Verschüttungen und des Sprechens darüber und des Sprechens als ob und des erfahrenen Sprechens und der erfahrbaren Sprache und des Teufels Konzentration (was einem auf einmal in Gedanken ganz klar vor Augen erscheint, verschwimmt sofort wieder, wenn man sich drauf konzentriert und es in Worten festhalten will) mit den Mitteln der Sprache rühren zu müssen und auch zu wollen, ist es, was Norbert einem auf wunderbare Weise erfahrbar machen kann – als Lyriker, Essayist, Übersetzer und jetzt als Blogger im Bauch des Fischs. Darum sage ich nur noch: An die Quellen, entert die Palimpseste! Herzlich Willkommen im Fisch, lieber Norbert!

12. Juli 2010 15:15