Christine Langer
Spring
Ich trage den Schatten der Linde
Lasse trockenes Laub
Zurück
Aus dem Mosaik der Zweige
Folgen mir Stimmen keimender
Lust
Spring
Ich trage den Schatten der Linde
Lasse trockenes Laub
Zurück
Aus dem Mosaik der Zweige
Folgen mir Stimmen keimender
Lust
Ist es Staub oder Schnee der durch
Den Fensterspalt rieselt
Luftig leicht Sonaten von Bach
Eisglasperlen verzerren Perspektiven
Ein einzelner Tropfen wandert ins Meer
Die Farbe Blau verliert im kalten Licht
Der Winterhimmel hüllt Schlaf in abgelegten Schichten
Die aufgeschüttelte Bettdecke hängt
Als schiefer Buchstabe über der Matratze
So warm wie das Fell einer Katze beginnt der Tag
Während die Nacht sich aufplustert
In deinen Augen
Schwebt der Mond durchs Zimmer
Umkreist den schrillen Schrei der Wände
Die Wolken in den Laken
Balancieren auf unserer Haut
Reißen die Fenster auf
Scheiteln einen Stern
Einer Krähe
Streckte sich
Für den Bruchteil
Einer Sekunde
Vor dem Abflug
Nach vorne:
Hinauslehnen
Ins Offene
Nach oben fallen
Grenzen verlassen
Die Luft hinter sich
Im schwerelosen Hinauf
Wo Erdaugen nur noch
Kreischende Wege kreuzen
Himmel sehen lernen
Die Silberlinge
Lassen ihr Köpfchen hängen
Fallende Silberköpfe
Knöpfe am Wegrand
Köpfe der Stille die silbrigen Taler
Die Täler des Einsamen
Monde im Taglicht
Gefranste Münzen Mützchen
Voll von Flaum und Dornensaum
Glanzpunkte Kronen die Krönung
Im farbigen Treiben
Heranwachsende Hommage
An eine verborgene Sprache
Aufgeladene Wipfel
Sie stauen das Blut
Unserer Hände
Wir heften den Blick
Ins Geäst erheben uns
Mit der sinkenden Sonne
ich freue mich sehr, einen neuen Unterwasser-Gefährten einladen zu dürfen. Ich habe Christian Lorenz Müller vor ca. 10 Jahren bei einem Textwerk-Lyrikseminar im Literaturhaus München kennen- und schätzen gelernt. Er ist 1972 in Rosenheim geboren, gelernter Trompetenmacher und lebt in Salzburg. Vor 4 Jahren erschien sein Roman „Wilde Jagd“ bei Hoffmann und Campe, er arbeitet derzeit an einem weiteren Roman. Er schreibt aber auch Gedichte und erhielt dafür den Georg-Trakl-Förderungspreis. Auch seine Rezensionen finde ich bemerkenswert; seine Kritiken sind stets eingebettet in einen dynamisch-rhythmischen Sprachfluß. Herzlich willkommen, lieber Christian, auf daß Du uns mit auf viele Meeresgrund-Entdeckungsreisen nimmst, zu Muscheln, Korallen, kreative Tiefen des Untergrunds!
12. Juni 2014 18:37Jazz in den Wolken
Die wuchernden Gebilde
Deiner Stimme
Der Wind fällt in Locken
Klingt in Glocken-
Blumen holt das Blau
Auf die Erde der Rhythmus
Der Gräser wippt zwischen Wolken-
Wiesen krautigem Grün ich suche
Nicht mehr nach dem Glück
Der Anblick macht schwindelig
Ein Heißluftballon
Über dem Mohnfeld
Das runde Rot im Himmel
Bringt die Mohnblumen zum Schweben
Atmet sie ein und aus
Gespenster die Wolken
Blutsbrüder des eigenen Körpers
Hineinfallen ins mittige Gesicht
Aufgehen hinaufsehen
Ins ohnmächtige mohnlippige Wort
Der Himmel steht still
Nur die Bänder des Maibaums
Reißen sich los nach Süden
Im Rhythmus der Stille
Schlägt nur der Puls von
Gleichgewicht und irdischer Gewißheit