Hartmut Abendschein

stadtlicht entweicht nicht
christkindlgelbe
morgen dieselbe
wintersommernacht
lichtverschmutzungspracht

(limmatwürfel)

16. Dezember 2010 23:55










Hartmut Abendschein

dichter in linde, hamlet deklamierend

9. Oktober 2010 20:58










Hartmut Abendschein

a bottle close to cy twombly

(and maybe an elephant)

18. Juni 2010 16:31










Hartmut Abendschein

8. Mai 2010 08:31










Hartmut Abendschein

Kung (schon wieder frühling)

DU   KUNG
ICH  KUNG
WIR  KUNG

Carlo Edoardo Lischetti

19. März 2010 14:15










Hartmut Abendschein

Warte nur, balde

Tauwetter
Dachlawinen
Katzenkot

27. Januar 2010 09:49










Hartmut Abendschein

Grundstudium Zufallshaiku

Nicht aber: Die literarischen Weblogs, die durchsetzt sind mit Beiträgen mit dem Charme zusammengekürzter Wikipediaartikel. Die Literaturwikipedianer. Die Reproduktion ohne Transformation.

Nebenbei, im Hof ist noch Licht: Halts Maul sonst twitter ich dir eine. Oder: Morgen gehn wir einen twittern. Undsoweiter. (Die Beispiele strukturalistischer Literaturanalysen im Grundstudium. Goethe mit Jakobson undsoweiter. „Es rappelt und dappelt …“ und so weiter)

Oder aber: um es in anderen, engeren Kleidern zu probieren: kann das literarische Weblog auch und prinzipiell als grossangelegtes Paratextkonstrukt bezeichnet werden; will man den Werkbegriff* erneuern, spräche man vielleicht von einem (je nach dem) komplexen Paratextwerk. Oder – kurz und durchaus im positiven Sinne: Parawerk. (Dabei geht es in den Kommentarsträngen wohl vor allem darum, zu zeigen, wer die feineren Äderchen hat. (-) (Wars nicht ein kleines, pochendes Äderchen an einer Schläfe? In Manns Tristan?)

Texttitelmemo: „so zu sagen“

(Und vielleicht: die Rückkopplungen einbinden. Mässig gebunden. Unregelmässig mässig. Hinweisen: auf Abschiedskarten zum Ausdrucken, bspw.)

Ein paar Proben:

Barocktapeten
Bilder von Insektenstichen oder
Dusch und Shampoospender

Oder:

ersatzhandlungen
entzündung unterm auge
getarnte bunker

(Letzteres schon als quasi-Haiku. Im Barthesschen Sinne. Mit Satori-Effekt. Überhaupt: Mehr arbeiten an einem ernstgemeinten Begriff der Peotik. hor.de/cat/peotik)

[notula nova 62]

* Edit: eine weitere, sehr brauchbare Definition, die wir jüngst in Innsbruck hörten: Ein Werk(ansatz) mit geplanter Unabgeschlossenheit …

20. November 2009 10:41










Hartmut Abendschein

Kleine Formen

Das Werkhafte eines literarischen Weblogs bezeichnen wir als Parawerk. Wir meinen damit auch eine gewisse Gleichberechtigung all seiner Mitglieder und deren Gefolgschaft. Seiner Posts und Kommentare im historischen enthistorisierenden Rückblick. Zur Offenheit des akkumulativen Werks gesellt sich – nach dem Moment jeweiliger, additiver Sendung – eine Öffnung des Zeitraums und Dekonstruktion des Zeitpfeils, was die Architektur des Archivs angeht. Wir bestreiten nicht ein Vorhandensein einer zeitlichen Struktur im Archiv. Wir bestreiten aber ihre Dominanz und Wichtigkeit gegenüber anderen Verfahren und Hilfsmitteln des Textzugriffs bzw. der Lektüre und Kommunikation. Das Parawerk ist ein Werk multipler, gleich bedeutsamer Strukturen.

Das Parawerk ist ein loser, stets flexibler Verbund von Elementen. Ein kleinstes Element besteht aus 1 Post und dem (vorhanden oder nicht) zugehörigen Kommentar. Die Möglichkeit des Letzteren garantiert die Freiheit und Befreiungsfähigkeit eines Textes, auch wenn diese nicht in Anspruch genommen werden sollte.

Wir bezeichnen 1 Posting stets als „kleine Form“ und damit als atomare Einheit innerhalb des Kosmos eines Parawerks. Diese Figur könnte im atomaren Innern eines Posts weitergesponnen werden. Auch dort wären kleinere Elemente auffindbar. Den Begriff der „kleinen Form“ setzen wir aber normativ. Unser Interesse an Gattungsdiskussionen hat sich fürs erste erschöpft. Uns interessieren Lyrik, Gedichte, Erzählungen, Parabeln, Romane, Essays usw. als Bezeichnungen in diesem Zusammenhang nicht mehr, sondern nur noch die Texte (in ihrer möglichen Offenheit), die sich dahinter verbergen. Wir sehen solche Gattungsbegriffe vor allem als heiss umkämpfte Verkaufshilfen in Buchläden bzw. auf den virtuellen Ladentischen der Aufmerksamkeitsökonomie. Der Kampf um diese Begriffe, die – in deren Namen – Einschliessungs- und Ausschliessungsstrategien seiner Akteure, die auf diesem Weg Text künstlich mit Bedeutung aufladen, amüsiert uns. Bei genauer Analyse finden wir stets Scheingefechte. Wir stossen auch immer nur auf Wörter hinter den Wörtern.

Unsere kleine Formen wollen (zunächst) nicht in Konkurrenz treten. Sie nennen sich stets „klein“, auch wenn sie in einer gewissen Summe einer o.g. Rubrizierungsoption verdächtig werden. Unsere kleinen Formen sitzen mit anderen kleinen Formen an einem Tisch. Lachen, trinken und schmausen. Wenn ihnen die Party zu bunt wird, gehen sie wieder nach Hause und warten nicht, bis alle Flaschen geleert wurden. Sie belästigen keine Gastgeber und versuchen selbst zuhause sich einigermassen manierlich zu betragen.

Fortzusetzen …

[notula nova supplement VI]

(Das jetzt auch mal als kleiner Kommentar zu jüngst grassierenden Auseinandersetzungen um richtige, gute, junge, wieauchimmer Lyrik)

30. September 2009 09:51










Hartmut Abendschein

Die Durchschnittskunst

Und faszinierend: Das sich allmähliche Ablegen des Fleckviehs auf dem Weideland zum Vormittagsschläfchen. Die dabei entstehenden Muster, Raum-Körper-Ordnungen, Bedächtigkeiten. Symphonien des Kauens. Das Wetter: bedeckt. Die Luftfeuchtigkeit: eher noch. Der Bleistift: stumpf.

Und: U.E. hat die Beine breit gemacht. Wie H. vielleicht sagen würde. Bin bestürzt. Ein Vorbild weniger. (Überhaupt: das Vorbildersterben und die daraus resultierende Zwangsläufigkeit des Transzendierens eigener Vorbildlichkeit zum Statut. Auch: dem Tod ein Stückchen näher sein.)

„Ich betreibe cross-mapping. Das ist das Gegenteil einer Formel. Mich interessieren Einzelheiten. Private und öffentliche Schwierigkeiten zusammenzubauen, das nennt man cross-mapping (…)“ (Alexander Kluge in: Max Dax, 30 Gespräche, 304)

Oder: Im Grunde stelle ich ja Gespräche dar, oder, wenn man so will: ein einziges langes Gespräch. Sprache scheint ja naturgemäss gesprächig. (Und die Sprachfacetten: die Sprache der Praxis und die der Theorie wissen oft nur wenig voneinander. Suchen aber den Dialog, wollen einander verständlich machen und sei es nur in ästhetischem Sinne. Das Gespräch zwischen theoretischer und praktischer Sprache ist also eines, das nicht nur andere Ästhetik erprobt. Es ist gleichzeitig ein Gespräch über Ästhetik.

Theoretisch und praktisch.

(Und: „Jesus Christ is now following you on twitter“).

Tote, verdrehte, vertrocknete, zerkleinerte, gebrochene, zerschmetterte, halbierte, zerpresste Fliegenleiber auf dem Fussboden und dem Fenstersims. (Dort liegt auch die Tasche mit der ganzen Technik. M.F. War wohl etwas grob. Die Gespräche, das Fliegen und Summen aber unvermindert.)

Und: weiss man nicht, ob man mit einem Buchpreis glücklich würde. Vielleicht im Gegenteil. Ein Textpreis, dagegen, das wär schon mal was, das wäre vorstellbar.

(Und, zum Hund: „Der macht doch nichts / der will doch nur töten“. Und, nach den jüngsten Wetterereignissen: die Relation Bambus / Anderes nun im Verhältnis von ca. 1:1. Überhaupt: Die Durchschnittskunst.)

[notula nova 48]

Achtung!: dieser Text ist einige Wochen alt und bezieht sich auf keinerlei Aktualia. Dafür gibt es Zeugen. Sollte er sich doch zufällig auf Aktualia beziehen, ist das rein zufällig und geschieht nicht im Sinne des Autors und nur in alleiniger Verantwortung des Textes … Und: auch die Wahl des Zeitpunktes des Erscheinens des Textes folgt einer genauen Festlegung, einer seit langer Zeit feststehenden Planung …

21. August 2009 16:11










Hartmut Abendschein

Ferme Lachat sur Moron

Saint Brais. Der Schriftsteller Fritz Michel (Quartettfritzli) holt uns mit dem Fahrrad ab. Man übernimmt uns die Hälfte des Gepäcks. Und auch des Laufbiers. Man schwitzt in untergehender Sonne. Sinnt über: Redrum. Shining. In a cold blood. (Was brennt denn da? Eine Strassenlampe?. Ja, eine Strassenlampe. Was sollte es denn sonst sein. Als eine Strassenlampe. Richtig! Eine Strassenlampe usw.)

Und: Wir haben wieder bis zur Schrift geraucht, wie man hämisch bemerkt.

Aber: wir entwickeln das Nicht-Paradigma Alltag / Urlaub, setzen strukturell ausser Kraft, beispielsweise: eine Wanderkarte heute zu lesen findet analoge Entsprechung in Arbeit, reproduziert Mechanismen des Alltags, macht in der Anderzeit heimisch, stattdessen: Pilze fressen. Liegestühle aufstellen. Beach boys hören. Undsoweiter.

Im Jura darf man das:
Pferdeschnitzel
Pusteblumen
Sauerampfer
Brennnesseln

Konkret:
Baumstümpfe
gesägtes Holz
halber Mensch

(Wir stocken das Hausfliegendepot auf und teilen die Zeit ein. Der Vormittag dir. Der Mittag mir. Der Rest dem Rest. Und die Nacht.)

Nebenbei: die Arbeit am Modus nun entstehender Schrift findet vor Zäunen statt. Dort sitzt ein Kind tagelang und staunt über Kühe. Die staunen zurück usw.

Und: Michael Endes zeitgemässe Kindermedientheorie. Frau Waas zu Jim: „Mach doch mal das dumme Radio aus“. Jim zu Frau Waas: „Ein Radio kann doch gar nicht dumm sein! Höchstens das, was gesendet wird.“ Jaja, der „häsliche Rundfunk“. Der „herrliche Rundfunk“. Die besten Zeiten …

Und: There ist no hardware.

(Wir sprechen weiter über die Kinder- und Puppenfilme der 70er Jahre. Wir entdecken dort noch die Möglichkeit, in den Bildern verharren zu können. Die nur allmähliche Verplottung von Bild. Der Tanz um und die Tendenz zur Skulpturalität von Erzählung. Die Schöpfung von momentartigen, aber haltbaren Gebilden. Heute müssen wir sehen: schnelle Handlung ohne Kette. Spielkonsoliges. Luftigkeiten. Ephemera.)

Und noch einmal: Diachronie vs. Synchronie. Rezeptionsverschiebungsthesen. Man beobachtet vermehrt diachronen Konsum zuungunsten von tiefenstrukturellem Schnickschnack. Wir nennen das neutralerweise mal so. Neutral also auch: einfach alle Combattanten zu beleidigen. Fritz Michel entwickelt zum Frühstück abweichende Eigenthesen.

Noch dieses: wer auf sprachreflexiver Ebene arbeitet … weiss automatisch um die Unzulänglichkeit von Realität. (Die Pilze, denken Sie nun vielleicht? Weit gefehlt!) Man macht sich ständig bewusst: die meisten konventionellen Erzählformen sind ganz unsinnige und überflüssige Gebilde, da sie nur Realität zu reproduzieren versuchen: als Begleitwerk zur Realität. Als auktoriale Realität, die Wasweissich verbürgen soll. Der Autor aber ist nicht einmal tot. Er ist reine Sprache.

[notula nova supplement Va]

20. Juli 2009 08:38










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