Gerald Koll

Das fünfzigste Jahr (199)

9. Mai 2016, ein Montag

Mitten in der Nacht wimmernd erwacht. Mir hatte geträumt, des nachts in einem großen Haus zu sein, einem nordfriesischen Reetdachhaus vielleicht, jedenfalls mit allerlei Stützbalken versehen, einem einzigen großen Geschoss, einer langgestreckten Diele, von der zur einen Längsseite hin die Zimmer abgingen. Ich befand mich am oberen Ende des Hauses und schaute ins Dunkel und fand es angenehm ruhig, als ich ein Geräusch wahrnahm, das ich recht schnell als elektrischen Rasierapparat zu erkennen glaubte. (Verdammt, erst jetzt fällt mir ein: das muss durch Nachtgeräusche inspiriert worden sein!) Es kam von rechts um die Ecke, also einer kleinen offenen Kammer, recht hölzern gehalten. Ich sah die Konturen einer Gestalt und beschloss, sie zu packen. Doch indem ich sie packte, merkte ich bereits, dass ich es mit einem großen Kerl zu tun hatte, dunkel gekleidet mit schwarzem Pullover, einem großen massigen Gesicht, schwarzen Haaren, die ihm in die Stirn fielen, und dieser Kerl stieß mich stumm zurück. Da begann die Angst, und ich wich zurück, zurück in die Diele, um Hilfe zu holen und an die Türen zu klopfen. Doch spürbar versagten die Beine und die Stimme: schwer die Beine, dünn die Stimme, als hemme eine Lähmung mich, und also wimmernd – von Frau S. zart geweckt – erwachte ich.

An diesem Mai-Sonntag falteten Frau S. und ich aus vorgestanztem Papier zwei Samurai. Meiner wurde ein Haufen zerknüllten Papiers.

Wir sprachen über die Möglichkeit einer Maskenperformance. Wir haben ja unsere Maskenwesen-Aufnahmen aus Lanzarote und wollen damit etwas anfangen, obwohl wir erklärtermaßen ins Blaue gefilmt haben, ohne Konzept. Jetzt Sophiensäle kontaktieren, Fördermöglichkeiten sondieren.

9. Mai 2017 10:05