Christian Lorenz Müller

Put woiny

Irgendwo bei Brjansk ging mein Opa
im Winter 41/42 von der Front nach hinten,
auf einem Knüppelweg
aus Birken, Kiefern, Kiefern, Birken
wo kleine, zähe Russenponys
die Schlitten mit dem Nachschub zogen.
Nach ein paar Kilometern schon
stand er vor einen Landser,
der zwischen Knüppeln lag,
Birke, Birke, Kiefer, ein Soldat,
er war so hart vom Frost,
dass selbst die Schlitten seinen Körper
nicht zerkuften, er hatte Eismeeraugen
und sein Mund war zugeweht vom Schnee.
Opa machte einen großen Schritt,
er hatte eine Nachricht in der Tasche,
an irgendeinen Offizier,
der in einer Kleinstadt
in einem warmen Keller saß.

Zwei Tage später, als mein Opa
erneut nach vorne musste,
sah er, dass der Landser
noch auf der Rollbahn war,
die Augen schwarz vom Schmutz,
den Mund ganz voll mit Dreck,
so lag er da, fast schon so dunkel
wie ein Kiefernstamm, und wieder
stieg er über ihn hinweg,
lief an die Front, wo in zerstörten Dörfern
die Ponys hungrig und erschöpft
das Dachstroh von den Isbas fraßen.

Путь войны/Put woiny – Der Weg des Krieges
Исба/Isba – Russisches Holzhaus

 

16. Februar 2022 09:52