Thorsten Krämer

Miami Beach

Dort, auf der Bank, wirst du sitzen
in dem Traum, den ich träumen werde.
                                                                        Heute
ist ein sonniger Tag, ein leichter Wind bewegt
die Blätter der Palmen. Die Promenade ist so schmal
wie das Meer, dazwischen der Strand beinahe
eine Wüste.
                     Schon jetzt nimmt dein Schatten
langsam Gestalt an.

1. Oktober 2009 11:34










Gerald Koll

miss mandy (2)

mandy

ach ja, in meinem gesicht.

( die frage auf diese antwort befindet sich im > forum der 13 )

5. Oktober 2009 14:27










Gerald Koll

miss mandy (3)

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6. Oktober 2009 22:49










Gerald Koll

miss mandy (4)

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weitere abenteuer erlebt miss mandy auf http://www.forum-der-13.de

7. Oktober 2009 15:25










Gerald Koll

miss mandy (6)

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miss mandy (5) wartet im forum der 13.

8. Oktober 2009 14:01










Gerald Koll

miss mandy (7)

miss mandy 71

miss mandy 72

miss mandy 73

 miss mandy wiegt sich im trügerischen glauben, die dinge blieben, wie sie sind.

9. Oktober 2009 11:39










Andreas H. Drescher

Lagune 2

Stadtlava in
Den Nischen
Der Vorgebirge

Durch dein Haar
Betrachtest du

Die Quadratur
Des Ovals
In Stadtlava

9. Oktober 2009 11:59










Kerstin Preiwuß

und der König verneigt sich ein wenig
und die Nacht kommt gewöhnlich zu Fuß
und vom Dach der Fabrik in den Fluß
leuchten zwei Schuh
verkehrt und noch so früh neonbleich
und der eine tritt uns das Maul zu
und der andere tritt uns die Rippen weich
am Morgen gelöscht die Schuhe aus Neon
und der Holzapfel launig der Ahorn errötet
die Sterne am Himmel fahren wie Popcorn
und der König verneigt sich und tötet

aus: Herta Müller: Im Haarknoten wohnt eine Dame. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2000

Zu Anfang verneigt sich ein König und man möchte denken: Ist es königliche Höflichkeit, vielleicht eine Verneigung während einer Zeremonie? Ist der König huldvoll und erkennt mit leichter Verbeugung an, dass da jemand vor ihm steht, ein Gesandter vielleicht? Geschieht es jemandem zu Ehren? Wird jemand belohnt? Oder hat der König gar eine Niederlage erlitten und muss sich seinem Gegner unterordnen? Wie im Märchen scheint alles möglich bis zur letzten Zeile, die die Verneigung des Herrschenden in einen Mord münden lässt. So schlicht wie einschneidend steht im Gedicht, wie es ist, unter den Augen einer totalitär agierenden Macht zu leben, dass man Todesangst davor haben muss, allein ihre Aufmerksamkeit zu erregen. „Der Stadtkönig läßt sich seine Schwächen nicht anmerken, wenn er torkelt, meint man er verneigt sich, aber er verneigt sich und tötet.“
Herta Müller, die als Teil einer deutschsprachigen Minderheit in Rumänien geboren wurde und in den achtziger Jahren nach mehreren Todesdrohungen vor der Diktatur Ceausceşcus in die BRD floh, hat mit ihren Büchern diese Todesangst dem König vor Augen gehalten und erhält den Nobelpreis für Literatur. Das ist wundervoll.

9. Oktober 2009 12:58










Gerald Koll

miss mandy (8)

miss mandy 81

miss mandy 82

miss mandy 83

ohne dass es miss mandy bemerkte, änderten sich die verhältnisse.

10. Oktober 2009 22:13










Gerald Koll

miss mandy (9)

miss mandy 91

miss mandy 92

biografien, dachte miss mandy, sollten über dinge geschrieben werden, die ein mensch in die welt trägt, ohne von ihnen zu wissen. nicht, was wir planten, wäre darin. auch nicht, was uns zustieß. sondern, was wir veranlassten, ohne dass wir davon kenntnis nahmen.

11. Oktober 2009 12:37










Thorsten Krämer

Oil Rigs

Die Mensch-Maschine bei der Arbeit: Getriebene des
Glücks, Goldsucher an künstlichen Gelenken. Jedes Zahnrad
eine Geliebte, jeder Tropfen Schweiß eine nicht erneuerbare
Ressource. Tief drinnen das Pumpen, das dein Herz übertönt.

11. Oktober 2009 20:33










Mirko Bonné

Mumia Abu Jamal

Liebe Kollegen, liebe Leser,

ich mache Auszüge einer Nachricht der PEN-Beauftragten Sabine Kebir öffentlich und bitte herzlich um eure Unterstützung.

Herzlich grüßt euch

Mirko

„Im April 2009 hatte der Supreme Court der USA entschieden, dass Mumia Abu Jamal kein neues Gerichtsverfahren bekommen wird, für das sich eine weltweite Bewegung, darunter auch der PEN, eingesetzt hatte. Nachdem die Sommerpause des Supreme Court am 5. Oktober zuende ging, ist täglich mit der Juryentscheidung zu rechnen, in der es nur noch darum geht, ob die Todesstrafe für Abu Jamal bestätigt oder ob sie in lebenslange Haft umgewandelt wird.
Der Anwalt Robert Bryan hat schon lange darauf hingewiesen, keine allzu großen Hoffnungen auf Präsident Obama zu setzen, der mit Rücksicht auf die starken konservativen Kräfte in der Wählerschaft sich auch im Wahlkampf für die Todesstrafe ausgesprochen, sogar für ihre Ausweitung auf Sexualstraftaten mit Kindern ausgesprochen hatte. Leider ist die gegenwärtige innenpolitische Lage in den USA selbst nicht geeignet, um allzu große Hoffnungen auf eine Positionsänderung zu wecken. Robert Bryan setzt eigentlich seine Hoffnung vor allem auf die Mobilisierung im Ausland, wobei Deutschland eine wichtige Rolle spielt. Leider war der Artikel im Spiegel vom 24. August sehr kontraproduktiv.
Abu Jamal und Bryan haben gemeinsam beschlossen, die im Frühjahr in der Akademie der Künste durch Bryan angekündigte online-Petition an Obama erst jetzt, im Herbst, zu starten. Sie wird bald öffentlich gemacht.
Ich informiere Euch darüber, dass das Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal für einen dezentralen Aktionstag mobilisiert und zwar am 3. Tag nach der leider nun möglich gewordenen Bekanntgabe des Todesurteils. Des Weiteren ruft es auf für eine bundesweite Demonstration am letzten Samstag vor dem Hinrichtungstermin. Informationen darüber unter:
www.mumia-hoerbuch.de
Obwohl Formen und oft auch Inhalte von Teilen der Unterstützungsbewegung für Abu-Jamal oft nicht mit denen übereinstimmen, die der PEN pflegt, kann sich jeder überlegen, ob er diese Initiativen individuell durch Unterschrift (bitte nicht über mich unterschreiben, sondern gegebenenfalls direkt über den Link zur Petition an den amerikanischen Justizminister, den man schnell auf www.mumia-hoerbuch.de findet) oder/und Teilnahme an Demonstrationen unterstützen will. Tatsächlich gehören ihr nur noch wenige bürgerliche Kräfte an. Mme Mitterand hatte in ihrer Rede auf unserer Akademie-Veranstaltung für Abu-Jamal aber hervorgehoben, dass er ohne diese breite Unterstützerbewegung wahrscheinlich schon hingerichtet worden wäre. Sie und Bryan meinten auch, dass Demonstrationen vor amerikanischen Botschaften bislang die wirkungsvollsten Mittel gewesen sind, in dem Fall etwas zu erreichen. Das liegt scheinbar daran, dass die Unterstützung für Abu-Jamal im Ausland größer ist als in den USA (wo eben die Todesstrafe noch für viel zu selbstverständlich hingenommen wird, insbesondere auch in der jetzigen Krise, wo jeder mit sich selbst zu tun hat) und die amerikanischen Diplomaten darüber aber sehr erstaunt sind.
Sobald die Petition des Anwalts an Obama da ist, werde ich Euch ebenfalls unterrichten wie auch über alles andere, was mir in diesem Fall wichtig erscheint.

Mit besten Grüßen
Sabine Kebir“

*

12. Oktober 2009 10:07










Gerald Koll

miss mandy (12 / ende)

miss mandy 120

kavaliere, wilde hummeln, gummierte drachen, schiffbruch, so vieles ist geschehen, dachte miss mandy und sah weiteren abenteuern entgegen. auch dankte sie dem forum der 13 für die gastfreundschaft.

13. Oktober 2009 11:15










Sünje Lewejohann

wilderer kehrt den rücken zu

als bärin verkleidet
aus dem wald kommen
die wilden sterne am stadthimmel deuten können
die tatzen ausfahren mit der zunge
die luft lecken keine sätze an den lefzen
zähne die nur an das eigene fleisch stoßen dankbar
auf allen vieren das vergöttern vergessen
im dunkeln gesättigt sehen
streunen sich auf die trockene erde werfen wälzen
eine viel zu grobe hand fühlen an der kehle zwischen
den beinen an lefzen augen pelz stöhnen
sich den lauf verletzen
den zerwanderten körper zum blattschuss tragen.

13. Oktober 2009 11:34










Hendrik Rost

Nachsaison

Früh

Ich parke vor der Deutschen Bank. Es ist dunkel und Herbst. Manche haben Ferien.

Die Ostsee rollt von Finnland in die Lübecker Bucht. Polare Luft und sternenklarer Himmel. Die Uhr an der Promenade zeigt 6:50 an, 4 Grad und 3 Beaufort. An der Seebrücke sehe ich Schaumlinien. Im allerersten Licht steigt ein Trupp Möwen auf und landet auf dem Dach des Maritim Hotels. Im Frühstücksraum sitzen See- und Seelenromantiker, die auf den Sonnenaufgang warten, der sich über Boltenhagen ankündigt.

Die Wellen kommen in Serien. Ganz langgezogen und drei, vier hintereinander. Ich springe von der Seebrücke und paddle auf das sich rasch abkühlende Meer. Alles ist elementar: Die arthritischen Walker auf der Seebrücke übersehen mich, der Gänsesäger da vorn in den Wellen ignoriert mich, die Ostsee schmeckt salzig.

Zwei Stunden später laufe ich an der Wasserlinie zurück. Eine Gymnastikgruppe am Strand macht angedeutete Kniebeugen. Ein Kreis wird gebildet, linksherum, rechtsherum.

Zuhause hänge ich den Anzug zum Trocknen auf den Dachboden. Die greise Nachbarin kommt schnaufend die Treppe herauf. „Wenn man alt ist“, sagt sie, „fragt man sich, wo all die Jahre geblieben sind.“

Was soll ich sagen? Jeder Trupp Möwen ein Jahrzehnt. Die Jahre liegen auf einem Konto bei der Deutschen Bank. Sie sind dunkel und herbstlich. Sie haben Ferien und sie rollen von Finnland heran, ganz früh im leichten, empfindlich kalten Wind. Sie sind elementar. Sie ignorieren einen. Sie schmecken salzig.

14. Oktober 2009 14:51










Sylvia Geist

Was ist Wirkung?

fragte Herta Müller im Verlauf eines Gesprächs, das gestern im Rahmen der Sendung Kulturzeit zu sehen und zu hören war.
Solche Gespräche gehören sonst eigentlich nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeiträgen. Aber es war gar kein „solches Gespräch“. Der grandiose Ernst Granditz stellte die Fragen, das war mal das eine. Granditz steht für einen Respekt vor dem Gegenüber, der sich in unbeirrbarer Höflichkeit ausdrückt, oder auch: in formvollendeter Freundlichkeit, unabhängig von der inhaltlichen Schärfe manch einer Frage und selbstverständlich ohne Ansehen der Person. Dabei hat die Eleganz seiner Gesprächsführung mit glatter Schlagfertigkeit nicht das geringste zu tun. Und natürlich sind auch ihm schon Versprecher unterlaufen, doch ins Stottern kommt er nicht. Ich jedenfalls habe ihn noch nie irritiert gesehen.
Gestern nun traf dieser König der Kulturmoderatoren auf Herta Müller, und auch dieses Gespräch führte er, wie man es erwarten durfte, klug und zurückhaltend wie stets. In den ersten fünfzehn Minuten erfuhr man Interessantes, doch so gut wie nichts Neues. Dann der seltene Moment. Granditz verblüfft. Mehr als das, einer Frage nachlauschend – vor laufender Kamera. Wie genau seine Frage gelautet hat, weiß ich nicht mehr, sie ist hinter Müllers Gegenfrage verschwunden: Was ist Wirkung? Was meinen Sie damit?
Dass Granditz nach etwa zwei Sekunden zu einer Präzisierung seiner Formulierung ansetzte, konnte den wunderbaren Eindruck nicht mehr ernstlich stören. Hier hatte ein winziges Zahnrad gestreikt, war ein ganz zerbrechlicher Hebel auf „stop“ gedreht worden. Was ist Wirkung? Nun, was Autoren erreichen wollen, was Sie beim Schreiben… Ja, was will man damit? Und: was bilde ich mir eigentlich ein? Das habe sie sich schon oft gefragt. An dieser Stelle beginnt die Maschine wieder zu laufen. Aber man spürt es noch. Granditz hat eine echte Frage gestellt, eine, auf die er die Antwort nicht schon vorher kannte, und sie erweitert zurückbekommen. Sein Lächeln, während er – ganz kurz nur – nach Ergänzungen sucht, nach dem Fortgang des Interviews, hätte viele schöne Adjektive verdient. Überrascht, verunsichert, mitgenommen in diese kleine, aber andere Wendung, und erfreut darüber. Das ist eine Wirkung.

16. Oktober 2009 12:48










Gerald Koll

James Joyce

Virag (den Kopf zurseite, wölbt den Rücken und die gekrümmten Flügelschultern, späht aus plierigen Glotzaugen nach der Motte, streckt eine Mondsichelklaue aus und schreit): Wer ist Ger Ger? Wer ist der liebe Gerald? Oh, ich hab ja so Angst, daß er ganz schrecklich verbrennt! Will nicht Mensch freundliches irgendein jetzt verhindern Trauerfall so katastrophischen indem daß Schwenkung von erstklassiges Tafelzerbinette? (Er miaut) Luss puss puss puss! (Er seufzt, weicht zurück und starrt seitlich auf den Boden mit hängendem Unterkiefer) Na schön, na schön. Balde ruhet sie auch.

Ich bin ein winzig lüttes Ding,
Flieg immerfort im Frühüling
Herumdidumm im Ringelring.
Einst war ich gar ein Köhöning,
Nun ist mein Sach ein ander Ding,
Die Flügel schwing ich, lang und flink!
Bing!

(Er saust gegen den malvenfarbenen Schirm, es gibt einen lauten Flapp) Nette nette nette nette nette nette Unterrötte.

(James Joyce, Ulysses, in der Übersetzung von Hans Wollschläger.)

18. Oktober 2009 19:09










Gerald Koll

James Joyce (again)

Bloom (in deren Händen und Zügen es arbeitet): Es war Gerald, der mich zum echten Korsettliebhaber bekehrte, als ich eine weibliche Rolle in dem Oberschul-Stück Vice Versa spielte. Es war der liebe Gerald. Er bekam diesen Sparren, weil er von seiner Schwester Korsettagen so fasziniert war. Nun benutzt der liebste Gerald rosa Fettschminke und goldet sich die Augenlider. Kultus des Schönen.

(James Joyce, Ulysses, in der Übersetzung von Hans Wollschläger.)

21. Oktober 2009 11:45










Andreas H. Drescher

Querab vom Karst

.
.
.

Querab vom Karst
Ist jetzt dein Schweigen an
Gekommen………Sitzt

Als Drosophila über der
Pfütze………Stellt
Nun selbst V

Er
Such
E

Mit der Spannkraft dies
Er Flüssigkeiten an
D………………………………………………………urch
D………………………………………………………ie hin
D………………………………………………………urch
Es nicht ein Beinchen steckt auch die Face
Cette
N
Auge
N
Aus……………………………………………………..geliehen
Drosophila…………………………………………….immer
Droh…………………………………………………….so
Phil
A

Endlich hast du es objektiv
Ja fliegen-objektiv
Die Schrunden da

Von gekommen und
Auch die Zunge aus Chi
Tin vollkommen ohne

B

Reit

E

22. Oktober 2009 21:53










Marjana Gaponenko

Piotr III

(Brief)

Ein roter Zar ritt durchs Fenster hinein –
in der Dämmerung welkt süß ihr Lächeln,
sie schreibt gebeugt an den Sohn einen Brief:
sei gegrüßt, Petja,

Uns geht’s gut, Schnaps ist gebrannt
und das Feld abgemäht, der Hund
fraß dem Popen sein Buch aus der Hand,
als er Psalmen las überm Vater.

Nun warten sie alle auf dich:
Vaters Gürtel und Stock und die Uhr,
die er schonend nie trug. Komm,
wann du kannst, lieber Petja.

Ein Eichhörnchen, flammender Ast,
verband mit dem Himmel die Erde –
er stand am Fenster, war wirklich da
und hieß Petja …

25. Oktober 2009 00:13










Sylvia Geist

Tüten

8 geräumige weiße Tüten für Kleidung, die man irgendwann tunlichst vergessen hatte
5 ebensolche Tüten für Kleidung, die ein anderer tunlichst vergessen hatte

1 große graue Tüte für Steine aus Dänemark
1 starke graue Tüte für Steine aus Spanien
1 weitere graue Tüte für Ost- und Nordseesteine
1 Tüte noch für Steine von anderswo

(1 kleine Tüte für 1 schmalen schwarzen, 1 runden weißen, 1 froschförmigen, 1 sehr merkwürdigen, 1 porösen & 1 durchsichtigen Stein)

ca. 20 transparente Tüten für Einkaufsbons, Rechnungen, Garantie- & Reparaturscheine, Kontoauszüge, Steuererklärungen, Steuerbescheide, Kalender, Zeitplaner, Zeitungen, Magazine, Notizblöcke, Anschreiben, Zuschriften, Rundbriefe, Werbebriefe & Broschüren, blöde Briefe, böse Briefe, gutgemeinte Briefe, verrückte Briefe (alle selbstgeschrieben), Ausdrucke aller Art, Wettscheine, Gutscheine, Fahrscheine, Versicherungsscheine (abgelaufen), 1 Rezeptsammlung (nie ausprobiert), Geschenkpapier, bebildertes Papier, unverständliches Papier, undefinierbares Papier, Papierschnipsel, Locherkonfetti

(1 schöne Tüte aus Papier für 21 Fotographien, 3 Mappen mit Kinderzeichnungen, Unverzichtbares, außerdem 2 Bescheinigungen, 1 Geburtsurkunde)

Liste 1

26. Oktober 2009 14:47










Andreas Louis Seyerlein

~

14.05 – Zur Zeit unserer ersten Begegnung war Anisha zwanzig Jahre alt gewesen, hatte gerade ihr Medizinstudium aufgenommen und ging gern spazieren, während ich Fragen stellte, zum Beispiel, ob es für sie, eine Muslima, nicht schwierig sei, menschliche Körper zu zergliedern. Ich erinnere mich, auch im Präpariersaal lief sie gern herum, immerzu musste ich nach ihr suchen und ich suchte gerne, weil sie oft feinsinnige Gedanken in mein kleines Tonbandgerät diktierte. Einmal standen wir in einem Warenhaus vor Fernsehgeräten. Ein Dokumentarfilm wurde gezeigt, Srebrenica, wie die Bürger der Stadt an serbische Truppen ausgeliefert wurden. Eine Weile schaute Anisha schweigend zu. Dann erzählte sie in kurzen Sätzen eine schwerwiegende Geschichte. Das digitale Aufnahmegerät lief weiter, während ich ihr zuhörte, weswegen ich ihre Stimme bald darauf mit mir nehmen konnte, und ich notierte ihre Bemerkungen so genau wie möglich. Gestern Abend nun las ich Anisha persönlich vor, was ich damals eingefangen hatte. Ein seltsamer Moment. Der Eindruck, dass erst jetzt, sehr viel später, mit jedem gelesenen Wort mein Text authentisch wurde. Die Geschichte geht so: Stell Dir Männer vor, die Aprikosenbäume rauchen. Wenn Abend wird zünden wir Kerzen an, die wir aus dem Öl der Fischkonserven fabrizieren. Und dann ist Nacht. Mutter steht am Fenster. Und dann ist Morgen und die schweren Mäntel, die wir als Nachthemden tragen, sind kalt geworden. Anstatt der Hähne unseres Dorfes, die wir längst gefressen haben, krähen uns Schüsse an. Ich sehe die dürren Finger meines Vaters, die in seinem Gesicht nach Auswegen graben. Sie kommen über eine graue Wolldecke spaziert und putzen mir den Ruß von der Nase. Mutter steht immer noch am Fenster. Sie summt vor sich hin. Und dann gehen wir fort. Ich trage einen Koffer, der groß ist wie ich. Auf einer Wiese brennen Kühe.

> particles

28. Oktober 2009 18:26










Andreas H. Drescher

GARBOS LEVITATIONEN

Jede Aufnahme, die sie zeigen soll, ist hoffnungslos verwackelt. Und doch sind hinter den Schmierfilmen auf Film und Film und wieder Film ihre großen Augen zu erahnen, die jeden, dem sie je begegnet ist, sofort für sie einnahmen. Wahrscheinlich, weil ihre Pupillen so groß waren, dass kaum jemand von ihr angesehen werden konnte, ohne noch im selben Augenblick die Liebe darin zu finden, die ihm, die ihr schon ein ganzes Leben lang vorenthalten worden war. Selbst die abgebrühtesten Zicken, selbst die harthäutigsten Macker verfielen ihr stante pede.

Selbst ratifizierten Heiligen soll sie gewaltig zugesetzt haben. Wie allen anderen traten auch ihnen schon nach Sekunden Tränen der Dankbarkeit in die Augen und verwässerten ihnen nachhaltig den Blick auf sie. Kein Wunder, dass dieser Effekt sich schließlich selbst auf Kameralinsen übertrug. Alles war derart abrupt verdoppelt, dass – einmal ganz abgesehen von jeder Deuteritis – sich schon deshalb jeder so reich fühlte, den dieser Blick traf, auch emotionale Minimalisten.

Selbstverständlich blieb ihr selbst diese Wirkung vollständig verborgen. Das war der Anteil ihrer Seele an ihrer Kurzsichtigkeit. So war es ihr schon vom Ansatz her unmöglich, die Hoffnungen, die sie ausnutzte, auch nur im Geringsten auszunutzen. Nicht nur, weil sie ihrer Bewunderer nicht ansichtig wurde. Nein, selbst da, wo die schnell genug aus ihrer Sprachlosigkeit fanden und ihr noch ein paar Schritte hinterher stolperten, um adhoc-Liebeserklärungen abzustümpern, verloren sie sich bald im Übermaß dieser heillos vermehrten Umgebungen.

29. Oktober 2009 00:34










Gerald Koll

Garbos Levitationen [ ]


Greta Garbo

Cette femme ne voulait rien et donnait tout,
son âme était aussi belle que sa figure
.“

(Napoléon sur Marie Walewska)
Photo: M.G.M. Exclusivité pour Cinémonde

29. Oktober 2009 12:48










Andreas H. Drescher

ZIRRUS

YOUTUBE: Jenny Atwood und Andreas H. Drescher in ZIRRUS (Int. Poesiefestival Berlin)

30. Oktober 2009 19:42