Andreas Louis Seyerlein
22.02 – Ich stelle mir vor, wie das wäre, wenn ich über ein besonderes Auge verfügte, ein Auge nämlich, das ich meinem Kopf entnehmen und vor mich hin auf den Tisch ablegen könnte, ein lebendes Auge, ein Auge, mittels dem ich einerseits von meinem Kopf aus fröhlich in die Welt hinausschauen würde, andererseits ihm Freiheit des Raumes gewähren, ohne dass es sofort Schaden nehmen sollte, ein Augenwesen demzufolge, ein Augentier, mit einem selbstständigen Gehirn, mit einem Magen, Blutgefäßen, Ohren ( ich bin mir nicht sicher ), einem Mund und einem Verdauungsapparat, alles sehr klein und feinst gewirkt, eine Persönlichkeit von 7.5 Gramm Gewicht, die mich gern von einem Tisch her betrachten würde, diesen Mann mit fehlendem Auge, was nicht wirklich der Fall ist, weil das Auge, das fehlt, eigentlich anwesend ist, aber nicht dort, wo man es erwartet unweit der Nase, sondern längst auf dem Tisch. Stellt sich nun die Frage, was so ein Auge zu sich nehmen wollte, wie man es füttert, was und wie viel an einem der Lebenstage eines unabhängigen Augengeschöpfes getrunken werden sollte, und was in Etwa geschehen würde, wenn sich das Auge in ein weiteres Auge vernarrt?
> particles
7. Juli 2011 17:39
Markus Stegmann
Ging die Impak an die Transvestia, die Transvestia veräusserte an die südkoreanische Yang-Min, die mit südafrikanischem Kapital Nutzungsrechte an der Neomontana geltend machte, die erst zögerte, dann uns nach Smolensk verschob, um uns zu zerschlagen.
Wo sind deine Augen, auf wessen Tisch hast du sie gelassen?
Am hinteren Wasserfallen liefen die Zerschlagenen in grosser Entfernung einer nach dem anderen über den Kamm. Dann hockten sie am Vogelberg, später am Frühen Eck, an der Kargen Fluh am Abend. Es wurde schwarz.
Sag mir, wo sind deine Augen, wenn ich in deine Augen schaue?
10. Juli 2011 22:43
Sylvia Geist
die höhlen
von gran sasso erfahren nicht viel übers licht.
anderes erfüllt sie. restchen. nichtlicht am gedachten docht das
mmmmglück das keiner hält als stille raserei von partikeln
und glatter durchschuss:
voll davon
jetzt und jetzt verlassen – passage und passé. aber
in den tanks des massivs schwappt eine lösung die
mmmmdas fangen soll. wovon es unendlich viel gibt. nicht
licht. einmal erwärmt
würde es
in den tanks übrigens himmelblau. doch nicht mehr
wie zuvor. die sonne ist noch an der arbeit.
mmmmmehr erfährt man im berg nicht. daher das bittere.
daraus der name.
15. Juli 2011 01:15
Mirko Bonné
Aus einem verglasten Zimmer
sah sie hinunter auf Helsinki
und packte Taschen und Koffer –
wohin, wenn nicht weit weg.
Sie strich durch die kahle Stadt,
wartete auf dem Bahnsteig
und hörte die Züge kommen,
aber alle brausten vorbei.
So ging der Herbst dahin.
Sie schlief in einem Park
und beobachtete Schatten,
Schatten in den Pappeln.
Es mussten die Toten sein
der großen Pest von 1710.
Am Tag wärmten sie sich auf
an Buden und Karussells.
Nachts legten sie sich zu ihr.
Mädchen suchten Make-up
und stöberten in ihrem Gepäck,
ein toter Junge las ihre Hefte.
Irgendwann war der Winter da,
es schneite im Ruttopuisto.
Nur weg, sagte sie sich müde,
und so zog sie mit ihnen mit.
Eines Morgens endlich kam er,
der Zug ins eisweiße Land.
Sie fuhren, wild schlug ihr Herz,
– wenn nicht weit weg, wohin.
Für Jouni Inkala
*
18. Juli 2011 15:40
Andreas H. Drescher
Die Gegenwart selbst besucht Konrad Zuse,
den Erfinder des Computers, in seinem ganz privaten Jenseits.
Selbst eine junge Frau, findet sie ihn zunächst als älteren Mann vor, dem sein Leben zu so etwas wie einem nachlässig abgelesenen Vortrag geworden ist, dessen Seiten er während des Sprechens zur Herstellung von Lochkarten benutzt. Er scheint mit seiner Erfindung noch lange nicht abgeschlossen zu haben.
Doch bricht mitten aus der Zerstreutheit eben der aufgeschlossene junge Mann wieder aus ihm heraus, der Zuse zu Beginn der Arbeit am ersten Computer war. So begibt sich die Gegenwart mit ZWEI Zuses auf die Reise durch dieses Jenseits und betrachtet mit ihm nicht nur sein Leben, sondern auch die Entwicklungen, die er möglich gemacht hat.„.
22. Juli 2011 10:35