Kerstin Preiwuß
spätzchen
sich das leben nehmen
von der hand
in den mund heben
von weiterem gar nicht zu reden
1. September 2013 11:50
sich das leben nehmen
von der hand
in den mund heben
von weiterem gar nicht zu reden
1. September 2013 11:50Wie ich mit angehaltenem
Atem in diese eine Wohnung stürmte,
den lauen Schmaus in die Küche
stellte, mit Augen verfolgt wurde
von jemandem, der nichts wollte,
außer vielleicht Hilfe und Nähe,
und wie ich beim Ausatmen
„Schönen Tag“ hervorpresste,
nur einmal nicht anders konnte,
als demjenigen wieder in den Sessel
zu helfen und dabei ganz tief
inhalieren musste: Ableben
und Festhalten. Das geht
nie mehr raus.
War es ein Tag ohne Ausgang
für kleine Besorgungen, einer,
an dem nichts erledigt wurde und
du nicht sprachst, nicht verstandest,
was das Gesicht des anderen meinte,
dann noch mal runter zum Fluss.
Eine Frau schreit nach ihrer Katze,
auf dem Bordstein hockt einer und
bekennt alles dem toten Telefon:
„Millionen sind geflohen von einer
Tasche in die andere.“ Ewig habe er
keine Rechung erhalten, so sagt er
jetzt sich: „Gott hat mir vergeben“,
als wäre das besser als nichts
für nichts zu können. Gar keinem
kannst du helfen, bloß hilflos vor
dem Lasterstrom des Marine Way
auf deiner Stelle treten, um warm
zu bleiben, auf eine Lücke lauern,
Komma im Überführungsrauschen.
Überall geht es hinüber, kannst du
verlieren, was du im Auge hast,
verschwimmen sehen im Röhricht
der Kräne, gerade und verbogen,
und weiterlaufen zum Casinoboot.
Vor dir schließt das Gedränge, es
fällt dir zu, wie Stimmen stieben
aus Cafés, in denen Menschen
aus lebendig warmen Händen ihre
fort und angstvoll an sich ziehen.
Texte auf Dateien, Texte ins Netz. Sich entfernen von der eigenen Handschrift. Eine andere Distanz. Rückgängig machen.
15. September 2013 01:17Einen Würfel ins Fluss
bett geschnitten ein
Wels da
r
i
n
Dann steht er neben dir fürs Foto lacht und schliddert
frei
willig aufs
Dach der Ente da
mit du ihn wenigstens zwei
mal durchs Dorf fährst wie zu
fällig drei Mal an deiner Stammkneipe vorbei zu
m Manne bevor er nach der Kühltruhe ruft in dieser fremden
Sprache
Anglerlatein
18. September 2013 18:19Der Fisch ist golden. Was, käme ein Löwe vorbei? Ein Löwe mit einer Vorliebe für die Mythologie, das Düstere, das beständig Surreale und nie einem getexten Drink à la Bukowski abgeneigt? Wäre dem so, müssten wir Martin „Löwe“ Piekar begrüßen. Seine Texte prahlen nie mit Unterkühlung, sondern verwundern in ihrer ungehemmt emotionalen Tonlage, die so kunstvoll gearbeitet ist, dass man nicht umhin kann, ihnen Coolness zu unterstellen. Martin probiert immer das Zwiespältige aus und in all seiner Düsterkeit bleibt ein Glimmen, ein goldener Rest. Wäre dem so, müssten wir Martin einfach begrüßen: Herzlich Willkommen!
19. September 2013 19:34dass es abstrakter ist, wenn ich
vom Ficken spreche, weißt nur du
es ist ein geschollener Traum
zwischen uns
mit Widerhaken häkeln wir in Emotionen
und widersprechen Epikur
so ein bisschen punkromantisch
die panchromatische Frankfurternacht
stellt die Zeit aufs Abstellgleis
und uns die Weichen, frivol und sorglos
zu entgleisen in Nebengassen
Schattengraffito tätowiert
die kredenzen uns ein Pendelschwingen
von Ideen, bis wir vom Grat der Straßenwoge
in den Morgen schlingern
ich wünschte Caravaggio könnte uns so malen
nein, nur er, nachts vertanzt besoffen
hey – hey du, deine Träume
wandern wie Spinnen ausm Kopf
durch dein wehendes Haar als Schraffur
für Dirk Baumeister
und schon haben wir den Traum der letzten Nacht vergossen
Die Rolle, die ich spielen sollte, war schon von einer anderen Frau besetzt; vielleicht weil ich einmal krank war und sie ein Foto gemacht hatten (blaues Kleid, braunes Haar? Der Schweizer weiß nie, wie die Frauen aussehen.) Das Viertel, in dem es spielte: nicht ganz geheuer. Aber das war es nicht. Sie trommelten zu viel und sprachen zu schnell. Und nachher waren wir zu anstrengend!
Also: die Frau wurde schon von einer anderen gespielt, und ich sollte plötzlich den Pater spielen, weil ich Latein kann. Las dann allerdings auch die Aufschrift der Getränkeautomaten mit, die auf der Bühne standen. Auf der Bühne: totaler Lärm: Baustellen, Hubschrauber, Umhergerenne, ca. 3 Männer in weißen Kitteln legten mich in ein Bett, fragten nach meinem CG-Wert und wollten mir eine Spritze verpassen.
CW* hätte ich ja noch verstanden
(*cw-Wert = Luftwiderstandsbeiwert)
21. September 2013 08:50An einen nach was
selbigen fragt
ahnungslos streunen
aus randlosem Leder
Marx mal Matratzen
bugisiert hätte vogelhaft
mehliger sein sollen
Saturn sassen militante
Millimeter samt Zinnober
Zähnen zirpt Partitur Panther
verjährte Linde Nachtwald
meinen Ast Anfang
hätte ich
entwerfen
oder vielmehr Ende
Fraktur
filmen sollen
In den Hügeln entfacht
der Wind die Wipfelfeuer,
Pappelschatten legen sich
müde auf die Felder,
die Bäche tragen Laub ins Tal –
bis in Andersens Garten.
Hier stehen Sonnenblumen
mit gebrochenem Genick,
Malven lehnen erschöpft
an der Schuppenwand,
nervös halten späte Rosen
ihre Kleider zusammen.
Nur die Astern strahlen,
wiegen ihre klugen Köpfe,
flüstern einander in ihrer
geheimen Sprache zu:
Es ist etwas in den Dingen,
das sie zerbrechlich macht,
es schläft verborgen, regt
sich, wacht, wacht bis es
sich einstellt, wacht bis
es dich festhält, dieses
zärtliche Verhältnis zur Welt.
I’ve been waiting for a guide to come and take me by the hand,
Could these sensations make me feel the pleasures of a normal man?
These sensations barely interest me for another day,
I’ve got the spirit, lose the feeling, take the shock away.
It’s getting faster, moving faster now, it’s getting out of hand,
On the tenth floor, down the back stairs, it’s a no man’s land,
Lights are flashing, cars are crashing, getting frequent now,
I’ve got the spirit, lose the feeling, let it out somehow.
What means to you, what means to me, and we will meet again,
I’m watching you, I’m watching her, I’ll take no pity from you friends,
Who is right, who can tell, and who gives a damn right now,
Until the spirit new sensation takes hold, then you know,
Until the spirit new sensation takes hold, then you know,
Until the spirit new sensation takes hold, then you know,
I’ve got the spirit, but lose the feeling,
I’ve got the spirit, but lose the feeling,
Feeling, feeling, feeling, feeling, feeling, feeling, feeling.
PS: Wer kann und mag, lese noch „Nie mehr Nacht“ und erlebe selbst ein großes Buch über einen nicht normalen Mann und seine Geschichte.
24. September 2013 09:46luminose pakete quellen
lamentieren im erker
stafetten minus maserung
mal gefaltete sterne
im blick deiner augenbrauen
fand ich fermente praktisch
formlos oder soll ich sagen
lagernd am see mond und
saturn an meinen rücken legten
sie sich schlafen schlief
furchige endlos fasern lang
im schilf fehlt mir mund