Hans Thill

Neuigkeiten aus der Ukraine

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2. Februar 2014 23:42










Kerstin Preiwuß

Taras Schewtschenko

Das Vermächtnis

Wenn ich sterbe, so bestattet
Mich auf eines Kurhans Zinne,
Mitten in der breiten Steppe
Der geliebten Ukraine, –
Daß ich grenzenlose Felder
Und den Dnipr und seine Schnellen
Sehen kann und hören möge
Das Gebraus der großen Wellen.
Wenn sie von der Ukraine
Schwemmen fort ins Meer und schleppen
Feindesblut und Feindesleichen,
Dann verlaß’ ich Berg und Steppen,
Schwinge bis zum Gott empor mich
Von dem Sturme hingerissen
Um zu beten, – doch bis dahin
Will von keinem Gott ich wissen.
Ja, begrabt mich und erhebt euch,
Und zersprenget eure Ketten,
Und mit schlimmem Feindesblute
Möge sich die Freiheit röten!
Und am Tag, der euch die Freiheit
Und Verbrüderung wird schenken,
Möget ihr mit einem stillen,
Guten Worte mein gedenken.

Taras Schewtschenko (1814-1861), „Leibeigener und Intellektueller. Anerkannter Maler und gefeierter Autor. Volkstümlicher und europäischer Autor. Dichter von Blut und Tränen, Kosaken und unglücklichen Frauen, Steppe und Dnjepr. Begründer der modernen ukrainischen Literatur, Sprache und des Nationalbewusstseins. Nationalheiliger der Ukraine, aber auch Vorzeigeukrainer für die Sowjetmacht. … ‚Von den ersten Schuljahren an hören alle Ukrainer vom Weltruhm unseres großen Kobsars. Davon, dass seine Werke in Hunderte von Sprachen übersetzt sind (in der Regel schlecht). Davon, dass man überall auf der Welt sein Denkmal findet (in Paris, Rom, London, Washington, New York, Vancouver, Winnipeg, Buenos Aires – die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen); es gibt sogar Grund zu der Annahme, dass Schewtschenko hinsichtlich der Zahl der Denkmäler weltweit der absolute Champion unter den Dichtern ist. Was die schiere Masse an Bronze, Kupfer, Marmor, Granit oder Eisenbeton angeht, kann kein Dante oder Shakespeare mithalten‘, berichtet Juri Andruchowytsch.“
2012, dem Jahr der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, war sein 150. Todestag.

http://ukraine-nachrichten.de/taras-schewtschenko-ukrainischer-nationaldichter-sozialrevolutionäre-ikone-sowjetmacht-bohemien-trunkenbold-kein-fußballer-eine-würdigung-150-todestag_3064_meinungen-analysen

3. Februar 2014 21:32










Martin Piekar

wie Distanzen Welken

– zu: Sternennacht, Öl auf Leinwand, Vincent van Gogh, 1889

Die Nacht mäandert als Schal
Um den Firnis des Mondes
Paar Sterne schnuppern hinaus
In die Welt sie schneiden
Mein Sichtfeld sieben mich

Aus letzten Lichtstrahlen wellen sich
Funken sie quellen und ballen sich
In der Stadt Schwaden von Watt
Zerlichten die Milchstraße
Ich verschlucke mich am Weltraum

Zwischen Düsternis und
Zypressen ist keine Hoffnung
Den Anfang wieder zu finden
Spür in meinem Denken schon
Die Erdfortziehungskraft

7. Februar 2014 15:56










Christine Kappe

Minsk 2

Muss aufpassen
dass ich nicht auf der Rennbahn der gnadenlosen Läuferinnen spazierengehe
womöglich ihnen entgegen
wie hier am Ufer zur Mittagszeit
Denk dir nur
Während du lässig träumend über einen Kreidestrich gehst
kinderleicht
ist es für manche das langersehnte und einzige Ziel
(muss auf den Rasen springen, als sie vorbeisprinten)
(und eigentlich geht es ihnen gar nicht um Sport, hier, wo das Leben so anstrengend ist)
Es fiel das Wort Heldin
ins Wasser
Irgendjemand zimmert einen Pavillon

Die unerschütterliche Freundlichkeit der Weißrussen: wenn sie den Weg nicht wissen, sagen sie ihn trotzdem

14. Februar 2014 11:58










Christine Kappe

Minsk 3

Saal 18
Ich dachte, es gäbe keine heidnischen Götter
Überall Weiß
Niemand weiß, warum der Ritter ein Kreuz trägt, obwohl er an nichts glaubt
Jesus fällt in weißrussischer Tracht aus dem Himmel
Löcher im Bild und eine
Symmetrie
Das „ausverteilte “ Land

Und das hier mitten drin
einige Tschernobylfehlgeburten
Der Strom ist derselbe
Es geht voran
oder ist Gas wichtiger als die Nationalfrage
die kranken Kinder wurden als Friedensboten gesehen

Früher standen die Sitze andersherum
das ist alles
Wir haben nicht alles, was wir zeigen möchten
erklärt die Wärterin
Bei uns ist es umgekehrt, wirft H.-H. so dahin

Die Schwierigkeit, Waffen und Schmuckstücke auseinanderzuhalten
wo war ich?
ach ja, Saal 19

15. Februar 2014 10:00










Andreas Louis Seyerlein

~

22.58 – Die Vorstellung der Luftposttiere in dieser Nacht, wie sie einem Briefumschlag entkommen. Noch ruhen sie flach auf dem Tisch, helle Erscheinungen, biegsam wie die Blätter der Buchen. An einer ihrer Kanten ist ein rötlicher Punkt zu erkennen, ein Auge eventuell, dort auch ein sehr kleiner Mund, der atmet. Man vermag diesen Mund nur dann zu entdecken, wenn man über ausgezeichnete Augen verfügt, oder über eine Brille. Es lohnt sich genau hinzusehen. Sandfarbene Lippen und eine rosafarbene Zunge, nicht größer als ein gepresstes Reiskorn. Sobald man ein Luftpostfalttier aus seinem Umschlag holt, wacht es auf, weil es im Umschlag noch zwingend schlafen musste, Schlaf und Umschlag sind Geschwister. Aber dann beginnt das Tier in den Raum zu atmen. Indem es atmet, entfaltet sich sein Körper. Es ist immer wieder bemerkenswert, welch faszinierende Gestalten erscheinen, afrikanische Luftpostfalttiere sind europäischen Luftpostfalttieren durchaus nicht ähnlich. So oder so wird man staunen und erzählen. – Kurz nach Mitternacht auf dem Maidan-Platz, Kiew. — stop

> particles

18. Februar 2014 21:18










Christine Langer

Was kommt

Kalenderblatt Februar
Und lockere Wolken
Schieben sich fort

Die Sonne zieht aus
Nackten Zweigen
Offene Blusen

Knopftriebe funkeln
Im Pelz der Kätzchen
Das gelockte Haar

Fällt über die Schulter
Des Buschs

20. Februar 2014 10:05










Christine Kappe

Minsk 4

Diesselbe alte Frau, die noch eben von Straflagern und Massenexekutionen erzählte, sitzt jetzt hier neben uns im Rockkonzert mit ihrer Tochter
Eintritt frei
Die weißrussisch singende Band
jetzt tritt Lukatschenko auf und hält eine ziemlich strange Rede
darüber, dass es im Kommunismus überhaupt keine Kultur gegeben hätte, sondern erst jetzt
plötzlich

die tanzenden Mädchen werden immer mehr, die Lichter immer bunter, ein riesiger Chor tritt auf, bald können die kaum noch treten vor lauter Blumen auf der Bühne, und ich verstehe nicht mehr, worum es geht, ganz abgesehen von der Lautstärke
doch Maria hat da keine Probleme
das alles auf etablierten Stühlen
trabbiblauen, meine ich
DER Farbe des Ostens schlechthin

22. Februar 2014 18:47










Markus Stegmann

den verwendern wen, den

verwendern den
verlebten angeschirrten
akademisch schmierschichtigen
gesichtern verängstlichten
gelehnten fädiger lehm
sag ich die birgit zum beispiel
lebt sagst du die singt im
im irrlauf zu mehrheitlich
flächig wer rätselt das oder fängt nix
gar nix als oh ist pur das gelenk
so
mich im
lebergelenk quatscht im leberlichen
im was? spagat salbst du die lampe
wirrst weiter
mandl meer mal matrix
meine lordose oder deine
lahmt pedale wirsing wie
wir wo in simsen
heimlich sang wer sinkt
wie lebt das mit uns
ins windel wankel
wo’s wo ist
wohin ins
sag du

für birgit birgit

27. Februar 2014 22:36