Christian Lorenz Müller

BLUMEN FÜR 2018

Blumensträuße aus Licht,
ein Bouquet aus weißen Explosionen.
Rot aufzuckende Rosen,
das gelbe Knallen
unzähliger Narzissen.

Hunderte von Gläsern werden befüllt,
Vasen, fassen sie vielleicht
den Augenblick.

Alles welkt binnen Sekunden.
Die verwesende Süße verschütteten Alkohls,
der schmutzig getrampelte Schnee.

Am Morgen überall
die dürr gewordenen Stängel der Raketen,
zu Scherben zerfallenes Grün
das ein Betrunkener durchknirscht.

1. Januar 2018 13:04










Christian Lorenz Müller

ADE, DU SÜSSES SCHREIBEN! (Neujahrsvorsätze in Haiku)

– Bilder, Metaphern
reduzieren. Maximal
zwei, drei pro Gedicht.

– Und keinen melan-
cholischen Qualm mehr, keine
tränenden Augen.

– Dafür Bewegung.
Der Nadaismus* sei mein
neuer Fitnesstrend.

Ade, du süßes
Schreiben! Nun gilt das schlanke,
gesunde Gedicht.

*www.nadaproductions.at/img/pdfs/das%20BMN.pdf

2. Januar 2018 12:57










Andreas H. Drescher

LEGO-SCHWALBE

Lego-Schwalbe eigentlicher nie
das größte Volk der Erde ruht
in einer Spielzeugkiste vergisst
sich knabbert Mandarinen dies
er Nachmittag dehnt sich noch
im Flug braucht keine Fliegen

Das Rechteck der Wiese wird
auf ihren Ruf hin bis an seine
Grenzen über Haus gebaut win
zig Fenster die zu schließen die
zu öffnen sie vergessen haben
Allein von ihrem Anblick schon

in Obhut der genoppten Raserei

2. Januar 2018 14:38










Andreas H. Drescher

Heimatrecht in dieser Stadt hat
Nur wer den Verstand verliert

Zum Beispiel das Doppeln das
Mit-Zwei-Köpfen-Lutschen

Känguruspiel Matronen Mutter
säcke Herren die sich glücks

säuselnd drin verkriechen in
diesem pflaumenblauen Rauch

MYRI AD ISCH BEFINGERT
E VERGNÜGUNGSPFL ICH T

4. Januar 2018 08:38










Thorsten Krämer

Гегель

Was es zu wissen gibt über Gegel,
kann dir ein Russe in fünf Minuten erklären.
Aber in der Londoner Nacht
ist kein Russe zur Hand.
Und die Gespräche überkreuzen sich
bis zur Unverständlichkeit.

Gegel.
Hēgeru.
Hēigéěr.

Es gibt einen Witz, dessen punch line lautet:
„Everybody’s got to be somewhere.“
Auch das hat mit Gegel zu tun.

Schwarz.
Gitter.
Du.

Ich schreibe nach dem Hören.
Es gibt ja keinen Mangel an Sinn,
nur den Überfluss der Zeichen.

Gegel mit Gegel.

Gegel ohne Gegel.
Gegel gegen Gegel.

Was sich zu verstehen lohnt,
lässt sich nicht verstehen.
Wer das sagt, ist kein Russe
und hat keine Ahnung von Gegel.
Aber in der Londoner Nacht
liegt noch immer Mǎkèsī begraben.

(für Isolda Mac Liam)

7. Januar 2018 19:20










Andreas H. Drescher

EHEPAAR I

Die Betten ab
gezogen dann ins Salz ge
t
auch
t
in den Fingergelenken das
Geräusch des
Was
s
er
koch
er
s
Auf der Zunge der Geschmack von Fenst
er
led
er
Schwer der Klostein schwer
Warte
bald kommen die Kinder nach Hause
und bringen dich mit um dich aus dem
Salz aus dem Leinen zu nehmen – Dort

10. Januar 2018 13:58










Mirko Bonné

Steg

Die Stühle sind angekommen!
  In Reihen stehen sie im Licht
des Saals, als könnten sie sich
  unauffällig geben und davon-
laufen, sobald jemand vergisst,
  die Tür zu schließen. Genauso
wartet das Licht. Es sinkt auf die
  Stühle. Wer später darauf sitzt,
weiß das dunkle Holz ebenso gut
  (ebenso wenig) wie irgendeiner
sonst. Aber das ist ja zum Glück
  auch überhaupt nicht die Frage,
du Stuhlforscher! Ahnen die Stühle,
  wer auf ihnen Platz nehmen wird?
Ahnt es irgendeiner? Wer denn? Wo
  ist der Weg, der Steg aus Licht quer
durch den Saal der ganzen Ignoranz?

*

10. Januar 2018 21:17










Claudia Gabler

Vom Aufblühen in Vasen_2 nach MAURICE BLANCHARD und JOHN ASHBERY

Der Westwind machte einen Augenblick Rast auf den
Hügeln, Johnny toupierte erst seine Haare und zog dann
wie in Zeitlupe eine Mütze an, die noch weißer war als
*
die Schneewand, die hinter ihm hing. Der Ober brachte
Decken zum Schutz gegen die Wolken, die plötzlich
doch leuchteten. Ihre Umrisse hingen über unseren
*
Köpfen wie Kronen. Johnny war auf Krawall aus, mit
tierischen Bewegungen kreiste er seine Hüfte und
klopfte auf unsere Helme. Der Westwind kroch in die
*
transzendierenden Gletscher, die Schaufensterscheiben
der großen Geschäfte spiegelten sein wuchtiges Profil und
die gewaltigen Kämme, die er für seine Haare benutzte.
*
Dann fiel wie in Zeitlupe und mit gewaltiger Lautstärke
die Schneewand herunter. Die Nummer sah ziemlich
echt aus und begrub den Großteil des Teams unter sich,
*
während der Westwind unter den Palmen dahinfuhr und
einen stummen Gruß an alle ausrichtete. Erst jetzt sah ich
die roten Lämpchen, die zwischen den Büschen brannten.

11. Januar 2018 12:17










Claudia Gabler

Vom Aufblühen in Vasen_-2 / BESTPREISGARANTIE

* Die Medien berichten, wir seien von der Außenwelt abgeschnitten. ++ Die Medien berichten, die Lawinengefahr sei auf höchster Stufe. ++ Doch ängstigt euch nicht um uns, das Abgeschnittensein tut gar nicht weh, die Lebensmittelversorgung ist gut und wir sind im Paradies. ++ Stummer Gruß aus Saas-Fee / Bestpreisgarantie

11. Januar 2018 12:23










Andreas H. Drescher

EHEPAAR II

Möbel aus Tuff

Auch die haben die Hochzeit nicht bestanden
Die Kontur der Zwei im Ventilator

Zuviel der Braut
Im Lam
I
Nat
Zuviel des Bräut
I
Games
In der Polytour

Manchmal wehen sie einander als
Gewächse zu auf

Möbel aus Tuff

12. Januar 2018 18:03










Christian Lorenz Müller

DREI APHORISMEN FÜR EHEPAARE

Nicht „in guten wie in schlechten Zeiten“
sollte es heißen, sondern „bei guter
wie bei schlechter Laune“.

Im Hafen der Ehe liegen nicht nur
Kreuzfahrtschiffe, sondern auch
Handels- und Kriegsschiffe vor Anker.

In jeder Ehehölle leben zwei Teufel,
die gleichzeitig zwei gequälte Seelen sind.

13. Januar 2018 12:42










Tobias Schoofs

PARNELL

parnell zu einem jubler am straßenrand: irland
soll frei sein und du sollst deine steine klopfen

(nach W. B. Yeats)

14. Januar 2018 22:16










Mirko Bonné

Shithole

15. Januar 2018 00:19










Andreas H. Drescher

VERSCHLUCKTE KOMPASSE I

Als ob der Unterste im
Westen läge als
Zi
Garette
und
Zi
Tat
Oft beschrieben nur noch
Fronten
Fronten
Fronten
Bis ins Weißeste hin
Ein
Die Krümel auf dem Tisch
Ein
Not
Arzt
Wagen
Schießt auf den zentralen Kreisel

Zu

16. Januar 2018 11:24










Gerald Koll

17. Januar 2018 14:47










Julia Trompeter

Hast du je auf dem Rücken gelegen
den Blick Richtung Decke
ihrem göttlichen Stuck
den Spinnweben, Spinnen vielleicht;
hast du je mein Gesicht gesehen
in den Pickeln des Raufaserhimmels
meine Stimme gehört durch das Zischen
des Wasserkochers –
wie ich im Kinderton nach dir rufe
aufgebahrt im Bett
suchend mit den Augen
nach einem festen Punkt irgendwo oben
wo sich die Wahrnehmung auflöst
in den Schleiern des Vergessenwerdens
ich frage das nicht aus Berechnung
noch Interesse, bloß aus dem Nichts.

17. Januar 2018 15:27










Andreas H. Drescher

VERSCHLUCKTE KOMPASSE II

In meiner Nach
Barschaft spricht dieser Pfeffer
Vom Nordwesten

Droht leichterseits das Schweigen ein
Als vollgeregneter Pullover der
Sich auswuppt wo er kann

Leibniz hüstelt entstellteste Monaden
Die Stetigkeit ist also fest verb
Undden mit meinen Organen

Ein heulendes Fakt
Otum hat die Komm
Passe verschluckt

18. Januar 2018 22:28










Mirko Bonné

Der Neuanfang

Zweiter Januar, schon ist dein
Kalender mitten im Jahr, und du
staunst, wie wenig doch von dem
Übergang zu spüren war. Nichts,
was abrupt abbricht, Schluss,
kaum dass es richtig begann,
nichts, das auf einmal los-
legt. Sitz ruhig nur da, nur
sieh dich um: Kein Wunder,
bloß der endlose Weg hierher,
den immer alles auf sich nimmt.
Den Pappeln, fliehenden Rehen,
dem Pfad um den See, Kindern,
die im Matsch alte Böller suchen
und da mit Glück Kröten finden –
allem ist er eingeschrieben, dir
auch: der Neuanfang. Wieso
sonst fürchtet sich nichts
vor dieser Zärtlichkeit
des Gegenwinds.

*

23. Januar 2018 15:14










Hans Thill

Sage und schreibe

Hans Test träumte: das Ende der Handschrift, das Ende der Hand-Naht naht. Moses sei ein Stammler gewesen, ein gehörnter Name aus einer Inselgegend, grünes Holz, in Staub gelegt, betretenes Gebiet. Ich sage Gryphius. Der Boden schwankt, der vor mir hergeht kennt jeden Schritt, heilige Vögel waten … die Lieder treten über ihre Ufer, und lauter kleine Flüsse stehen in den Kellern von Köln. Ich sage du schreibst, träumte Hans Test.

für Eva Zeller zum 95. Geburtstag

25. Januar 2018 08:24










Andreas H. Drescher

ABER DAS OHR

Als wäre das Gehör
auf einmal frei
gelassen
um Zika
den
zuzu
hören
vielleicht auch wenig
er
als Zikaden Vor der
Stimme als riefe s
ich
ein
er aus aus ihrem Sch
rillen um endlich aus
dem
Takt
zu kommen Doch wie
viele
Takte Das dort hinten
könnte ein Bach s
ein
ein
gleichseitiger Bach
der
drei
klingt drei klingt drei

„Zwölf Punkte… Präsident… Reformabstimmung…
aus… Afghanistan… aus…
Bedingung… sehr… Gewaltverzicht…“

Ein Thema wie Chitin

„Schon entlassen… spekuliert… ein Ausbau…
Ökonomen… Klima… Nischen…
Null… zu Null… Regenpunkte…“

26. Januar 2018 09:37










Andreas H. Drescher

ZEBRAFLUG

Ein Zebraflug un
t
er die Mücken ein Zelebralflug un
s
ich
t
bar für Faccetten
au
gen
aus
s
er
dem vollkommen eingegan
genen
in diedie
s
seit
i
gen
Mot
i
v
e

31. Januar 2018 15:53