Christian Lorenz Müller
Gegenwind
Der Motor hat zu wenig Öl.
Er hört die Welle hitzig werden,
hört es ganz allein.
Wo ist die Insel?
Künden Vögel nicht von nahem Land?
Er wünscht sich Möwen,
doch da ist nur Gischt, die fliegt.
Noch fünf, noch zehn Minuten
und die ersten Lagerkugeln brechen.
Er muss zum Heck,
er bittet, fleht, gebraucht die Fäuste,
die Flüche hört er kaum.
Sie stehen eng an eng,
sie stehen wie Soldaten,
sie wissen, dieses Fischerboot
balanciert auf schmalem Kiel.
Geh nicht. Du bist der Beste.
Du hörst, wozu wir Augen brauchen.
Am Außenborder sitzt ein Nigerianer.
Oil? Er deutet unters Dollbord.
Ein Kanister, mit Benzin.
Noch drei, noch vier Minuten.
Wo ist die Insel? Sie ist klein,
ist selber nur ein Boot,
umschwärmt von Gischt.
Das gute Öl für gute Kunden,
das schlechte ist für Leute,
die du nicht leiden kannst.
Ein Gellen, das der Nigerianer
nur als Sirren hört. Die Welle
frisst die Lager, frisst sich fest.
Und keine Möwen, keine Insel.
Gegenwind.