Hans Thill
Als die Finger noch Schwerter waren
Alle meine Wörter sind weiblich außer Brad Pitt,
der ein amputierter Fuß von Ibn Al-Farid ist.
Erzähl mir was vom Meer, von seinen Innereien,
vom Doppelgänger des Flusses Jabbok,
der in Edenkoben versandete, freigelegt wurde
und erneut versandete. Erzähl mir was von Al-Nabegha,
seiner Wanduhr! Mein Haus ist eine Mühle aus Glas
und Lavendel, der Zipfel eines Traums einer Rose
direkt vom Berg Quasi, der zur Hälfte aus Saqr (Falke)
und zur Hälfte aus Qasr (Rietburg) besteht.
Mit langen Schritten geht die Dummheit zwischen
Bäumen umher und knetet sich einen Nebel.
Ach, ein Schuh ist gestorben, ach, die Lagerplätze
sind verlassen, die Asche noch warm, man kann
sie essen, aber man sollte nicht, sagt Malek,
der Strassenräuber. Eine Tür, die sich schließt,
ist noch lange keine Apfelin. Was wäre die Bibel,
wenn nicht große Mengen Obst auf einem kleinen
Stück Stoff, das der Nichtraucherengel
über den Schultern trägt, wenn er nachts wie zwanzig
Katzen durchs Rebland tobt? Was wären Tom
und Jerry, wenn nicht der rechte und der linke Fuß
einer Rakete? Alle meine Wörter sind Sandalen,
eher zum Hauen als zum Kauen, eher zum Stechen,
es sei denn der leere rote Mantel käme plötzlich zur Tür
herein, in der Hand das Brot der Schönheit aus
einem Text von Al-Muttanabi – sein Name ist
ein Storch aus einem anderen Traum, in dem es
genial von der Wand tickt als wäre eine Frau
im Schrank
Begrüssungsgedicht für
Lina Atfah, Aref Hamza, Mohammad Al-Matroud, Rasha Omran, Lina Tibi, Raed Wahesh,
Dorothea Grünzweig, Brigitte Oleschinski, Christoph Peters, Joachim Sartorius, Julia Trompeter, Jan Wagner
Tropenkoben, 28. 6. 2017