Gerald Koll
Always keep your bowler on in times of stress
Irgendwie bedrückend, dass es zuende ist. Gestern beendete ich die zweite Blu-Ray-Edition von „The Avengers“ (eigentlich fand ich den deutschen Verleihtitel „Mit Schirm, Charme und Melone“ immer … charmant, aber das Original überzeugt denn doch, vor allem wegen der Originalstimmen, die eminent diskreter und intelligenter wirken als die vorlauten deutschen Synchronstimmen, die außerdem so hallig waren). Gestern also verabschiedete ich mich, wie man so sagt, „schweren Herzens“ von der allabendlichen Dosis. Zwei Boxen lang ging ich täglich glücklich zu Bett, geleitet von der schwarzweißen Politur der ersten Edition, die in den schönsten Episoden ein feiner Duft aus hundertjährigem Moos und frischer Ledercreme umwehte, bis zum tollkühnen Kolorit der zweiten, die allen britischen Spleens ein Denkmal setzte. Was jetzt?
Fortan würde ich einfach wieder irgendwie in den Schlaf stolpern, ungeküsst von jener stilsicheren Verspieltheit, die sich vom Bösen nie den Humor verderben ließ und jeden schändlichen Anschlag mit dem Klang von Sektgläsern beantwortete.
Gewiss, es war unfein vom Hersteller „Studio Canal“, der teuren deutschen Edition keine deutschen Untertitel zuzubilligen und die eingesparten Kosten auf überflüssige „Einführungen“ von Oliver Kalkofe & Co. zu verschwenden.
Und es war schon beinah frech, ausgerechnet die Farewell-Episode für Emma Peel („The Forget-Me-Knot“) nicht in die Edition 2 aufzunehmen (mit der nur für Buchhalter-Gemüter verständlichen Begründung, diese Episode gehöre bereits zur nächsten Staffel, also Edition 3 mit John Steed & Tara King, Peels nicht-ebenbürtiger Nachfolgerin; sie, die Edition, ist derzeit für 25,- EUR zu haben). Denn nie war es zwischen Steed und Peel so zartfühlend und gänzlich jeder Ironie entkleidet zugegangen wie am Ende von „The Forget-Me-Knot“, genauer: in jenem Moment, als die scheidende Mrs. Emma Peel mit versagender Stimme Steed zuflüsterte: „Always keep your bowler on in times of stress“ – und sich dieses ewig flirtende, nie der trivialen Versuchung erlegene Liebespaar einen letzten hauchflüchtigen Kuss auf die Mundwinkel tupfte.
„Studio Canal“ beweist an dieser Stelle Mitgefühl, für das man danken muss. Das romantischste Lebewohl der (mindestens Fernsehserien-)Geschichte befindet sich in der Edition 2 in einem der Extras.
13. März 2019 11:43