Marjana Gaponenko
Annuschka V
Tritt ans Fenster, Annuschka, Liebe,
ans noch unbeschlagene Glas!
Lass das Tuch dir entgleiten vom Leib,
in die Ferne rasen, unter die Erde sinken,
die Hölle anzünden, die so leer ist, so kalt –
dein Tüchlein – eine bemusterte Flamme.
Annuschka, nackt musst du sein, wenn du weinst.
Dass du lachst, ist der Stimme verborgen,
die nachts dich bewacht,
dich von Zweigen anschaut:
durch die Tropfen die blinzelnd fallen,
mehrfach dein Bild in die Erde gehaucht.
Es wird weder minder noch mehr,
auch vom Schauen, das so sanft, so stark ist,
dass eine Stimme entsteht im Raum.
Sie beginnt sich zu drehen,
das Dunkle zu Licht zu zermahlen.
Anna, du stehst und du eilst, es ist Nacht.
Da sie blendet, schließt du die Augen,
und tanzt, weil du lachst, deine Tränen ableckend.
Und dein Tuch kann nicht fallen.
Und es gleitet Tropfen für Tropfen herab.