Mirko Bonné
Aufwachen in Melbourne
Das ist also Melbourne: am Morgen
getaucht in ein Hellblau, das herab-,
auf die Dächer heruntergefallen scheint.
Kräne, Blätter hochwirbelnde Straßen-
bahnen. Vorbeirauschen kahle Platanen.
Und Gottes Atemwolken ziehen nord-
wärts nach Wagga Wagga.
Die längsten
denkbaren Finger öffnen das Schließ-
fach des Himmels, bis es taghell wird,
so schnell, dass du erschrickst Ecke-
Swanston-und-Franklin. Rede nicht nur,
bloß um dich umzudrehen und wegzu-
gehen. Sprich mit ihr.
Sie ist ein Regen,
die Welt, und liebt die fünf Sinne. Über-
schwemmt dich. Ist zartfühlend, ist schroff
oder Buschfeuer. Sie kommt durch die-
ses Fenster, in deine Augen, mit allem
Licht erwartet sie dich an deinem aller-
ersten Aprilherbstmorgen in Melbourne.
Für Emma Lew
*
26. April 2014 08:57