Christian Lorenz Müller

AUSGANGSBESCHRÄNKUNG

Dieses Frühlingsgedicht
streift ganz allein durch die Stadt.
Leere schwankt an den Halteschlaufen
der vorbeifahrenden Busse.
Niemand, der eine Dose, eine Tüte
in die schwarzen Löcher
der Abfalleimer wirft.
Was an Leben übrig geblieben ist
flattert als Taubenschwarm
hinauf auf die Dächer. Das Gedicht
blickt hinauf ins Blau. Nirgends
auch nur ein Kondensstreifen-Kratzer.

Neben einer Bank steht eine Forsythie
in einer gelben Warnweste:
Füße vertreten erlaubt,
längerer Aufenthalt im Freien verboten!
Das Gedicht macht sich auf den Weg
in seine Wohnung.
Wieder leere Busse. Wenn sie anhalten
öffnen die Türen automatisch.
Die warme Frühlingsluft drängt hinein
und wird abtransportiert.
Frierend eilt das Gedicht
zurück nach Hause.

17. März 2020 10:04