Markus Stegmann
Stiller
Über meinen Träumen schwanken
Spielen Wolf und Winde
Wiegen sie am Abend milde
Irrlicht Schiff Gedanken
Als wärn wir ohne Schranken
Steht der Himmel offen
Und stiller wird mein Hoffen
Wald und Winde wanken
Über meinen Träumen schwanken
Spielen Wolf und Winde
Wiegen sie am Abend milde
Irrlicht Schiff Gedanken
Als wärn wir ohne Schranken
Steht der Himmel offen
Und stiller wird mein Hoffen
Wald und Winde wanken
Adieu ihr Abendhallen
Du falsches Sprachrevier
Die falben Blätter fallen
Wir segeln fort von hier
Träum fort im stillen Grunde
Illusionen halten Wacht
Sterne drehn die Runde
Halten fest die Nacht
Und ob sie all verglommen
Die Thäler und die Höhn
Meer muss doch wiederkommen
Vögel auferstehn
Am schönen Wundertag
am Abhang aller Augen
leblose Nähe lag
weder Nächte taugen
Am schönen Tag der Fliegen
beim Landgang aller Meere
Sommerstimmen lügen
segeln sanft ins Leere
Du hast den Vogel mir gefangen
er war so leicht und war so frei
nun ist das Fliegen ihm vergangen
der Frühling kam und ging vorbei
Es liegen seine Federn hier
und nimmer können sie mich heben
aus der Lagune Meer Papier
die Nächte neue Vögel weben
Kaum dass wir beide uns besannen
da kreisen Vögel überall
wir gehen sprachlos schon von dannen
da überrollt uns Vogelhall
Wie es da ist
wie es etwas weiter ist
wie es auf den Felsen ist
auf den rauen Oberflächen
in leicht erhöhter Lage
wie es weiter draussen ist
wie
In der Menge
des Pigments verfangene
Hälfte des Gesichts
die andere verwischt
hebt und senkt sie sich
Dein Blick blieb
dennoch darin hängen
aus der Ferne
erdiger Fleck
an der Wand
Zu: Eugène Leroy, Autoportrait, recherche de volume, 1953
12. Februar 2017 23:13Schmaler Mund
aus leisen Linien
vor dem gasförmigen Kopf
steht eine Pupille
mittig davor
Blicklos blass
schaut sie mich an
aber sie sieht mich nicht
und ich erkenne
keine Person
Vor dem Körperkopf mit
schädelhaften Vertiefungen
schwebt einsam
die zentrale Pupille
als Zyklop
Zu: Francis Picabia, Untitled, 1946-47
6. Februar 2017 17:13Aprikose du Fond
Hintergrund und Körper
des Bildes mit guter
Menge Azur verrührte
Figur vielfaches Du
Verstreut in den Wind
ins Wasser verrührt
ein Wirbel mehr oder weniger
Täuschung oder Tarnung
im spiegelnden Meer
Zu: Willem de Kooning, Untitled XX, 1976
4. Februar 2017 22:51Kaum Platz zum Sitzen die paar
Plastikstühle belegt ältere
Kundschaft vor sich Glas Kaffee
Kopf zurück lehnt sie Kopf
zurück als sei die Luft raus
Neonlichthell beleuchtete Bar Café
was auch immer es hat Kaffee im
Angebot unsichtbar Alkohol und
was hinten noch ist weiss ich nicht
Begrüssung absitzen ausatmen
Giesst heisse Milch dazu serviert
schnell im Gedränge kaum kommt
man aneinander vorbei im
schmucklosen Café einzig du
Madonna aber ohne Dekor
Schmaler Korridor Kacheln
bestuhlt mit Plastik was will
sie schon wieder mit blauer
Leichtmetallkrücke Zuckertütchen
gratis nur dankt und geht
Schenkt nochmal ein
den Klaren eben rasch vom
untersten Regal neben dem
Mülleimer gegriffen und ebenso
schnell wieder dorthin zurück
Plastikmadonna mit Kind ragt
nur wenig aus der Wand hervor
schwebt schmucklos über den Köpfen
damit sich niemand daran stösst
öffnet den Grossraumkühlschrank
Bringt ein belegtes Brot mit dem
Messer zerteilt zum Schnaps schlägt
den Kaffeesatz raus was ist heut mit
euch los seid ihr überhaupt da dann
macht mal macht ihr mal