Tobias Schoofs
PARIS
wie schön sind die täler
die hohen berge finden
hier ihren tieferen sinn
sag peter die lücke
die wir hinterlassen
ersetzt uns vollkommen
wie schön sind die täler
die hohen berge finden
hier ihren tieferen sinn
sag peter die lücke
die wir hinterlassen
ersetzt uns vollkommen
ich kam aus dem kino in dem ein
actionfilm lief und betrat die straße
das leben ist nichts als fassade sagt
selznick dahinter sind keine räume
nicht einmal leere und ein gerippe
eilt an mir vorbei nur wenige meter
weiter vorn hält ein müllwagen müll
männer wuchten die tonnen herum
woher kommt all dieser müll die
häuser sind unbewohnt ohne räume
dahinter nicht einmal leere und jetzt
erkenne ich unter der mütze eines
müllmanns ein gesicht aus der schul
zeit mit augen wie drachen die einer
steigen lässt über der stadt und auf
dem bürgersteig vor uns tanzt das
gerippe zur musik unserer jugend
aber schon fährt der müllwagen
weiter und biegt um die ecke
(nach Motiven von Roberto Bolaño)
20. Juli 2023 11:53buchten in bergen und berge
in buchten und buchten in
buchten in buchten in schale
geschmissene muscheln weich
tiere kopffüßler und fischer
salz dichter und dichter und
muschelsammlerinnen netz
knüpferinnen und seifensieder
innen und henkelfabriken und
boote in kirchen und kirchen
in muscheln blau und weiß
und grün und grau und blau
in der mitte des textes
der aussatz
mir geht es gut ich
schreibe viel ich
liebe dich
(nach Roberto Bolaño)
24. Mai 2022 15:45da hocken sie aufeinander
hündin und hund halbieren
ihren bezirk mit seinem auf
jaulen laufen sie los wie sie
sich verspielt auftürmt er
zieht sich verstört zurück
(nach William Carlos Williams)
4. Mai 2022 11:10gewalt ist wie ein gedicht
sie korrigiert sich nicht am
lauf des messers machst du
nichts und auch nichts am
bild der für immer sinkenden
sonne zwischen den bäumen
die ich erfinde und die eh
keine bäume sind bin ich
(nach Roberto Bolaño)
9. April 2022 13:04eine weide wenn der sommer vorbei ist
eine weide nah beim fluss
von der kein blatt gefallen
und keines von der sonne
orange und rot gebissen ist
die blätter hängen und werden bleicher
sie schaukeln und werden bleicher
über dem wirbelnden fluss –
als wenn sie nicht loslassen wollten
sie sind so kalt; betrunken vom
wirbeln des windes vom fluss –
sie nehmen den winter nicht wahr
das letzte das loslässt und fällt
ins wasser zu boden
(nach William Carlos Williams)
8. Oktober 2021 19:20wir streifen im hörkanal zwischen
rauschender brandung und dem fast
artikulierten klappern der palmen
phonetik so saumselig wie muscheln
tang und kaum verstandene sprachen
das nicht weit vom stamm gefallene
wie obst in einem anderen herbst
du hebst es auf fügst es zusammen
zu sätzen zu wellen im hirn
von seitlich hinten von der bei
fahrerseite rammt uns ein bus
damit ich als erster tot bin und
dich im sterben seh noch unver
sehrt erschrocken zwar doch un
versehrt ich stell mir gern den
wecker zu früh damit ich merke
dass ich schlaf dann kommt von
vorn ein zehntonner damit wir
wirklich tot sind und rammt
den bus und reißt ein paar
der passagiere mit sich
seitdem ich denken kann begleitet
diese stimme mein holpriges leben
mein holpriges denken seitdem ich
denken kann holpern alle zur tanz
fläche wenn diese stimme erklingt
seitdem ich denken kann denke ich
an mein holpriges leben wenn diese
stimme erklingt ein schrei des ent
setzens aus dem holprigen leben
die routine beißt zu und das schlaf
zimmer ist kalt immerhin lebe ich
noch seit dem achtzehnten mai ist
die stimme da in meinem kopf das
leben und denken das holpern