Tobias Schoofs
ich sag es dir nur einmal · merk es dir:
du kannst aus deinem karma nicht heraus
auf allen vieren tastest du im dunkeln
und hörst wie unten jemand die türkette löst
du tastest hektisch im leeren und wünschst
du hättest nie gewünscht · dein leben wär
kein minenfeld · die wünsche keine krater –
die tür ist auf und kälte kriecht herein
du kannst aus deinem karma nicht heraus
ich hab es dir gesagt · jetzt merk es dir
28. Februar 2015 14:16
Tobias Schoofs
wenn ich so erfüllt sein könnte
wenn ich mit dir spiele wie sie
wenn sie mit dir spielt · mein spatz
sie lacht übers ganze gesicht
wenn sie mit dir spielt · mein spatz
mir aber ist das kein trost
es ist ein fader ersatz für anderen
ersatz der wieder etwas ersetzt
ich höre nicht auf hinüber zu schielen
doch sie veranlasst scheinbar nichts
den gürtel zu lösen sie spielt
in gedanken mit dir · mein spatz
und du verweist auf was · mein spatz
bist du denn nichts als du
8. Februar 2015 13:57
Tobias Schoofs
ständig klappern geräusche
die schwer bestimmbar sind:
von fern klingt liebe nach arbeit
ein paar liebt gewalt oder streitet
leben ist rhythmisch und singt
die kinder der nachbarn lachen
weil kinder fürs lachen sind
wenn vater kommt wird es ruhiger
weil väter für ruhe sind
leben ist rhythmisch und singt
das röcheln im ausguss ähnelt
dem husten im erdgeschoss
einzelnes stirbt und das ganze
scheppert irgendwie weiter
21. Januar 2015 01:02
Tobias Schoofs
zum kontrapunkt aus vogelruf
kommt licht bis dass die nacht weg ist
musikprinzip ist wiederholen
bis dass gedanken tränen werden
und das gedächtnis das nie schläft
hat unsere träume angefallen
wir leben überhaupt nur noch
weil wir zu dumm gewesen sind
uns unsere wünsche zu erfüllen
wir sollten bessere wünsche finden
der vogelruf geht wieder los
auch er entwurf von menschenhand
11. Januar 2015 23:44
Tobias Schoofs
schreib das hier noch eben zu ende
und dann nimm endlich die pillen
man bleibt im blickfeld der toten
doch schaut man sich um
schließen sie hastig die fenster
der beamte reicht mir ein foto
auf dem ich mich selbst erkenn
und sagt: es spielt keine rolle
ob die bilder den lebenden gleichen
man bleibt im blickfeld der toten
schreib das hier noch eben zu ende
und dann nimm endlich die pillen
26. Dezember 2014 23:59
Tobias Schoofs
dies gedicht sei ein bild
wie ich die wohnung betrete
liegt eine leiche im keller
die buchstaben sind spinnen
sie fliegen im spätsommerlicht
und sie geben den satz ein:
der geifer des bösen ist überall
unfall an der kreuzung
auf die meine wohnung sieht
an der großen tafel gegenüber
wird die werbung gewechselt
dies gedicht sei magie
dies gedicht sei ein unfall
eine grausame kunst
8. Dezember 2014 22:59
Tobias Schoofs
kleine dinge wie klinken
zum öffnen und schließen
von türen kauft man im
baumarkt ganz nebenher
sucht man aus was zum haus
passt aus messing verchromt
mit kosten im kopf macht es
sinn gleich zwei garnituren
zu kaufen: eine öffnet
im sommer die türen · die andere
schließt sie im winter
keiner bemüht sich um klinken
die doch nichts tun als türen
öffnen und schließen
26. November 2014 00:53
Tobias Schoofs
von fern vertut man sich: hier das
ist ein o · kein u · und das hier
ist das ich: prozess – nicht ding –
aus selbst und fremd bezug.
ich mach mal den vergil: das leben
ist ein auf und ab (c’est tout?):
da unten sehen sie maläste und
zur krönung · oben · haarspitzen
katarrh: das ist mein material.
so lernte ich anfahren am berg ·
alternativ fährt hier die straßenbahn ·
ein mehr gemeinschaftliches sitzen –
und das hier ist kein meer · es ist
ein fluss · er mündet weiter drüben.
(für Thorsten Krämer)
8. Oktober 2014 20:47