Christine Kappe
Beunruhigender Trommler
Blau, mit dem matten Abglanz eines Sommers, fußen rautenförmige Tische auf staubiger Straße. Über ihrem Wachstuchglanz fangen sich die Strahlen zweier Sonnen in gelbsprudelnden, schaumköpfigen Gläsern, deren Hüften von gebräunten, ring- und zigarettentragenden Händen umfasst sind. Zu beiden Seiten beinhalten schwarze Quadrate und Dreiecke die weiße Idee der Häuser – heute mit verschiedenen Ebenen aus getrockneten Pinselstrichen und dahingewischten Insektenleibern auf schattigem Risswerk. In Fensterscheiben schlendern Negativaufnahmen weißer, hochhackiger Schuhe neben der Gotik römischer Sandalen; dazwischen ab und an ein leerer Mantel. In der Höhe winken Dachrinnen zipflig als windlose Wetterfahnen; manche stoßen auch grellen Rauch aus, der, mit sich selbst im Widerstreit, ob er sich nun zu Schwarz oder Blau verdichten soll, zerrissen durch die warme Luftgasse flitzt. Da kommt ein einbeiniger Trommler die Straße herab. Er bewegt sich mit seinen dünnen, hölzernen Armen vorwärts, die wie Windmühlenflügel mit den Stäben in der Luft rühren. Mit stotternden Notenflocken verwirbelt er sämtliche anderen Geräusche bis aufs letzte und bietet jedem seinen fordernden Bauch mit verschiedengroßen Schlitzen für Geldmünzen. Erst als er genug hat, lässt er durch sein Verschwinden die gewohnten Klänge wiederkehren, die mit ihrem blau-gelben Eintagstanz unaufhörlich-haltsam unsere Ohren verkleben.
28. August 2013 19:21