Sylvia Geist
Bewegung des Tages
So viele hat es gegeben im Lauf der Zeit, dass man sie kaum aufzählen kann. Man hat die Arme in die Luft geworfen und in die Hände geklatscht. Manchmal hat man die auch überm Kopf zusammengeschlagen. Man hat vor offenen Schnürsenkeln gekniet, mit den Fingern Finger angestupst: „Schau mal, so…“ Man hat sich über aufgeschürfte Knie und eingewachsene Zehennägel gebeugt. Man ist über Spielplätze und Straßen gerannt, während man irgendwelche Beschwörungsformeln murmelte. Man hat die Arme ausgestreckt und kam gerade noch rechtzeitig. Man hat den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Man hat den Kopf in den Nacken geworfen und gelacht. Man hat den Kopf geschüttelt. Sich an ihn gefasst. Man hat sich den Bauch gehalten. Man hat genickt. Ratlos die Hände gehoben. Auch den Zeigefinger, das kann man nicht bestreiten. Man hat sich erst mal hingesetzt. Man stand herum und an. Man sprang auf. Man war stolz, gerührt, entsetzt, gespannt, verängstigt, mitgenommen, begeistert, erstaunt. Man blieb auf Trab und war daneben. Alles kam in Gang und ging weiter. Jetzt geht jemand los. Man steht da und hält einen Moment lang ganz still. Man stellt sich auf die Zehenspitzen. Dann hebt man zwei Finger an den Haaransatz. Man zieht den Hut.
für Kai
24. Juni 2009 12:59