Mirko Bonné
Das Fräulein Wieck
Wie eine Blüte in einer
Sommernacht, nur dass
die linde Sommernacht
gespenstisch ist. Erst
Triller, dann Phrasieren,
Schaben, Schurren, Stop.
Leicht verzögert, immerzu
aufs Neue Kinderspiele.
Sitzt es so am Pianoforte
und spielt, scheint es ihm
durch Laubwerk zu hüpfen,
als huschten da lauter Vögel.
Das Kind spielt sechzehn Mal
berückender als er Beethoven.
Zur Klaviersonate f-moll, der
Appassionata, lächelt sie.
Nur einmal beißt sich Clara
im Allegro assai in die Hand,
der Bruchteil einer Sekunde,
in der die Zeit
Keiner, nur er
spürt den Hauch Stillstand.
Da zersplittert sein Glaube,
er wüsste etwas von Musik.
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23. September 2025 22:13