Gerald Koll
Das fünfzigste Jahr (187)
18. April 2016, ein Montag
Ein rasender Mönch. Was für ein Ritt war das? Kosho Omoto hatte uns vor Tempel 17 aufgegabelt, wo wir unsere Teilzeitpilgerei beendeten. Der Mönch brachte uns das Gepäck, das wir zum Pilgern nicht brauchten und bei ihm gelagert hatten. Er begrüßte uns kurz mit „I’m very busy today“, und schon trieb er seinen Mitsubishi-Transporter durch engste Winkelgassen zum Bahnhof. Der gehetzte Mönch war gebunden ans Gebot der Gastfreundlichkeit. Ich habe sie mal wieder überspannt.
Bis dahin lief’s beschaulich. Tempel 13, 14, 15, 16 abgeklappert und bei Tempel 17 einem Mann zugesehen, der in den bereits einsamen Tempelhof trat, seinen Kassettenrekorder aufstellte und zu chinesischer Musik Tai Chi übte. Er zeigte uns eine Schwert-Kata, eine zartkraftvolle Kalligrafie. Für unsere Bewunderung dankte er mit einer Fächer-Kata. Wir hätten ihm und uns einen Gefallen getan, uns nicht mit unserer simpel einhergedroschenen Stock-Kata zu revanchieren. Peinlich.
18. April 2017 10:06