Gerald Koll
Das fünfzigste Jahr (94)
11. November 2015, ein Mittwoch
Erwacht – und wach gelegen – in jener dumpf infantilen Verzweiflung, keinen Daseinszweck zu erfüllen. Gefühl völliger Verzichtbarkeit. Aussicht auf Ideen-Brache. Die letzte Idee, eben die Hexenfilmidee, mit der ich die letzten Jahre mit Sinn füllte, ist versickert und steht in der Welt wie ein Gespenst, das niemand kennt. Es ist, als wäre ich in den Jahren der Filmherstellung selbst nicht vorhanden gewesen. Ich denke da nichts Neues. Ich denke immer dasselbe.
Marcel Proust schreibt über Leute, die das, was sie zu sagen haben, dauernd wiederholen und sich dabei nicht unterbrechen lassen: Sie reden „mit der unerschütterlichen Solidität einer Bachschen Fuge“.
Gestern ist Helmut Schmidt gestorben. Abends sah ich es in den Nachrichten und folgte der Sondersendung (Maischberger, Nowottny, Steinbrück). So einer war schon früh ein Fels im Geschehen, immer gerüstet, gewappnet mit Leitideen. Aber: Ohnmachtsanfälle, schwaches Herz, Herzschrittmacher. Dennoch nicht gezaudert.
11. November 2016 13:18