Sünje Lewejohann
die au
in der au da liegt mein augenblau, all mein
herzblut, meine werke. es könnte auch die
förde sein, wen kümmert das, es reicht ein
grund, ein sandboden zum drin versinken.
meine steißgeburt ergab sich hier, auch mein
scheitern, meine liebelei. an jedem kiesel gibt
es zeichen, linien meiner hände auf dem
augrauen grund. ich laufe mit den tieren, ja,
mit hirsch und fischen. ich jage die kornmuhme
aus dem feld und finde jeden verstaubten onkel
wieder, den sie sich in die erde zog. ich weiß ja,
es gilt, zwischen schlafenden zu wachen. all die
urbilder. die heimkehrer, auch der, der immer
lustvoll warnte vor der au, ist längst ein erderest,
ein sandkorn nur in ihr. ich brauche keine stege
mehr, ich nehme alles mit mir mit; das wasser
tropft mir aus den taschen, aus den stiefeln und
vom kopf. ich bin die enkelin des grundes, an
meinen händen siehst du häute, schlägt in meinem
herz die au und all das, was ich haben wollte, legt
sich wie ein roggenkranz um meinen kopf.