Björn Kiehne
Die Bucht
Ein müder Streifen Sand,
an beiden Seiten kriechen
Hügel ins Meer, der Campingplatz
mit Pizzabude, eine Margherita
bröckelt von ihrer Wand.
Im Schlafsack heimlich noch Schokolade,
Mist, erwischt! Jetzt zum Zähneputzen
in den Sanitärblock, allein unter den
Flüsterpinien hindurch, die den Geruch
der Macchia zwischen ihren Nadeln zerreiben.
Vor dem Spiegel, die Zahnpasta ist scharf,
man muss sie gut verteilen, immer von
Rot nach Weiß putzen, bis die Zähne strahlen,
zu Elfenbeinheiligen werden im Minzdom.
Über die Bucht spannt sich die Nacht,
ein schwarzes Trommelfell,
auf das die Zikaden einschlagen
erst leise, dann lauter, immer lauter.
Auf dem Heimweg, der Kies
knirscht, etwas pirscht sich heran,
greift aus der Nacht nach mir,
zerrt an mir, zieht mich ans Meer.
Er riecht nach Tang und Salz, er streichelt
die Dunkelheit frei, lässt die Fische springen,
auf ihren Silberrücken nehmen sie mich mit.
Dorthin wo der Sand, im siedend heißen Wasser
aus den Tiefen, tanzt, dorthin, wo sie beginnt, die,
die nicht aufhören will sich immer neu zu erzählen.
Die Hügel kriechen voran, treffen sich im Rund,
bilden den Saum, die Bucht schließt sich, ein Schlafsack,
in dem das Meer wogt, das weite, das ewige Meer.