Christine Kappe
Die Teebaumgesellschaft
Bei einem Spaziergang durch die Stadt entdecke ich in einer schattigen Seitenstraße einen kleinen Buchladen, der mir nie zuvor aufgefallen ist. Ich gehe hinein und frage mich, warum es hier kein Licht gibt; aber dann sehe ich, dass es nur kaputt ist, denn ab und zu leuchtet schwach eine Neonröhre auf. Als ich mich an das Halbdunkel gewöhnt habe, erkenne ich, dass es in diesem Laden nur Taschenbücher gibt. Eins davon habe ich geschrieben. Wie der Klappentext mir verrät, handelt es von meiner Kindheit. Es trägt den Titel „Die Teebaumgesellschaft“. Ich muss meine Augen sehr anstrengen, um etwas lesen zu können. Der Text ist aber recht überschaubar. Die Mutter in der Geschichte sagt immer bloß ‚brrr‘, der Vater ‚frrr‘. Kein Wunder, erkenne ich doch auf einer Illustration meine Mutter, wie sie das Hemd von Vater bügelt – nackt, da friert sie natürlich. Und Vater friert ja, weil er das Hemd nicht anhat. Ob ich das Buch kaufen soll? Aber dann lasse ich es sein, grüße den Ladeninhaber, der seit meiner Ankunft in der Nische seines Verkaufstresens telefoniert und gehe wieder auf die Straße.
2. Juli 2013 11:44