Mirko Bonné
Drei Tauben
Immer unverblümter kommt
die komische, wilde
Lust, alt zu sein –
vorauseilender Gehorsam
eines Hundes mit drei Beinen,
auf mehr Gebrechen zu hoffen, Weisheit
des an den Gaumen gepressten Schlucks.
Einen alten Straßenkehrer in Köln,
der drei Tauben fütterte (oder vergiftete),
nach dem Weg gefragt, stand ich
im Flandrischen Viertel im selben
Hotelzimmer wie vor zehn Jahren, Tauben,
gleichgültig gegen Glück oder Zufall,
überlebt zu haben, flatterten im Hof
zwischen „Phantomschmerz“-Plakatschwarten
und Türen eines Schranks an einem Baum,
bevor sie im Spiegel verschwanden.
*
18. Juni 2009 12:50