Christian Lorenz Müller
EIN GÜRTEL LUFT
Der Generator knattert Kopfweh,
Dieselnebel drückt auf Salmans Brust.
Die frische Luft verschwindet
in dem Wal, der dort am Strand
größer, immer größer wird.
Aisha hustet, hat ihr Kopftuch
vors Gesicht gezogen.
Sie will das Meer nicht sehen,
hat schon vorm flachen Tigriswasser
immer Angst gehabt.
Schwarz wühlen sich die Wellen
auf den Strand. „Die Westen“,
hat der Cousin geschrieben,
„Prüf die Qualität der Westen.“
Salman tut es, bohrt den Finger
in das Styropor: Bröselig, nicht fest.
Schnell springt er auf, sucht im Gebüsch
nach Plastikflaschen mit Verschluss.
Am Tigris banden sie als Kinder
ein knisternd-blaues Floß
und fuhren bis nach Mossul, Bagdad,
fuhren in den Ozean.
Nun spleißt er rasch ein altes Tau,
schnürt Coca-Cola, Efes, Sprite.
Dann schwankt Aisha auf den Strand,
die bojenrote Weste
um die Brust, den Gürtel Luft
schon um den Bauch.