Sylvia Geist
Floralsatire
Hinterher fanden sie mich halb versunken neben einer
Parkbank, Dreck im Pelz und zwei rote Nelken in den Augen.
Der andere kannte mich nicht, aber morgen beweisen sie,
ich war Spielmann, Wolfsbändiger, bockböser Nachtschaden,
am Ende hungernder Eintänzer. Doch selbst versetzt mit Alkohol
und Salz bin ich ein Brutkörper, voller Leben. Es hängt an mir.
Mädesüß sprießt es in den Hotspots der inneren Besichtigung,
blüht im Thorax auf, sprengt das Cranium, es wimmelt
wie von Sommerschnee in meiner aufgesägten Laube, wie früher,
als ich noch mit Löwenzahn eroberte. Eine Menge habe ich
auch mit Blumensträußen erreicht, die ich irgendwohin warf,
und Juli kam mit Rose, dann Iris, Jasmin, Erika usw.
Von meiner Art sind nicht mehr viele. Hundeplätze grassieren und
Inkasso. Und die Besserungsphrasen an kranken Betten, Nelken –
im Ernst, meine Jagd ist heut ein Comicstrip auf altmodischen Vasen,
denen sie die Mäuler mit Nelken stopfen. Für mich keine.
noch mal für Arne, nach dem Gedicht „Der Nelkenherr“ von Rautenberg
5. August 2016 10:47