Hendrik Rost

Fortschritt und Schönheit

Sprache, wir haben noch die Sprache, bevor
wir verrückt werden. Sprache, sie kennt keine
Rache, obwohl ständig irgendein Dings kaputtgeht.
Gut, dass wir alle Kraft an Sprache abgegeben haben.
Sie muss dreißigfach gefältet und
bei Zimmertemperatur um die Welt getragen werden.
Der gewaltige Installateur hat Rohre viel zu eng
um unseren Hals geschnürt.

Ständig fällt etwas aus einem Loch heraus
mit kleinem Knall. Die Sprache will nichts sühnen.
Maulwürfe verzweiheifeln, weil sie keine Macht
über die Sprache oberhalb der Erde haben. In Armeen
wie besessene Nager geistern Ansprüche
an Reinheit und Schutz durch alle Affären.
Alles gleicht einem Hochzeitsflug von Chimären.

Wir umarmen die Sprache mit der Zunge und schieben
immer kühnere Fügungen in die Fugen der großen, großen
chronischen Mauer. Viele, wer?, versuchen, die Sprache
aus der Sprache herauszulösen. Aber
so fintenreich der Wahnsinn sich auch tarnt,
er kommt als Versprechen daher, dass wir klüger
sprechen in Rätseln, wenn wir das Rätsel lösen.

19. April 2016 11:09