Mirko Bonné
Frances Brawne Lindo
Es schüttet im Park,
durchs Zimmer gehen
Kerzengeflacker und
das Prasseln. Fenster
sind keine Wände. Sie
will noch einen Schluck
von dem dunklen Tinto,
da lächelt Señor Lindo.
Meine Liebe, flüstert er,
unvernünftiger Schatz.
Der Diener schenkt ein.
Aber sie will ja gar nicht
trinken, nur denken, sie
hört ihre Mutter und John,
weil beide wieder leben.
Mom ist nicht verbrannt
nach dem Gartenfest, ihr
Taftkleid fing nicht Feuer,
denn es goss in Strömen,
der Regen war ein Engel.
In den letzten römischen
Briefen, todkrank schon,
ertrug es Mr Keats nicht,
ihren Namen zu nennen,
deshalb schrieb er XXX.
Aber las die Mutter ihr vor,
so sagte sie immer Fanny
an den Stellen mit Kreuzen.
Sie taucht den Zeigefinger
in das Glas Wein und spürt
das Leben und seine Fülle,
sie zeichnet mit der Finger
-spitze drei schwarze, rote
X aufs Tischtuch. Wandern
Tote durch unser Herz, Lindo,
oder sind sie der Kerzenwind.
*
24. August 2025 14:35