Mirko Bonné
Lass die Enttäuschung
Solche Tage nehmen deinem Leben
Jahre. Mülltonne Tag. Ewigkeiten
Nieselregen, in denen du die dunkle
Wohnung durchquerst. Du starrst
ins Innenhofgrau, blickst über deine
Straße hinüber zum Goldbarren der
letzten Bäckerei der Welt, deren Licht
am Mittag erlischt. Pourtant, lass sie,
diese Enttäuschung, nicht so ein Herz
in der Brust zu haben, wie sie sagen,
jeder müsste es. Also bist du schlecht?
Bah, du kennst Eine, die geht täglich
an den schlimmsten Gräben spazieren,
während du, ja, einkaufst, skrupellos
lachst du hinauf in Krankenhausfenster,
wo die Alten sitzen und dich ansehen.
Schlapper Rebell! Du müsstest, und so
müssten wir, aber was? Überall sein.
Lieben, was uns zu lieben ist geblieben.
Könnte ich eine Wahrheit formulieren,
Getrommel, dass sie durchs Blut pochte,
vielem gerecht wäre und übrigem etwa
etwas Zuspruch verschaffte. Was soll es,
am Ende ein Könner zu sein auf einem
winzigen, anderen gar nicht mitteilbaren
Gebiet? Auch darüber, lass sie, deine
Enttäuschung. Widerstand, ja vielleicht
muss er unformulierbar sein, Gedicht,
während er in deiner wilden Liebe lebt.
*
26. April 2017 00:03