Christine Kappe
Marry
An der Tramperstelle traf ich heut Marry. Im Dorf erzählt man sich, sie sei verrückt geworden, aber nachdem, was ich mit ihr erlebt habe, glaube ich das Gegenteil.
Es war der 27. Dezember 1987. Marry trug ganz viele Klamotten übereinander und über all dem noch einen gelben Mantel mit Kapuze. Das sah wild aus, aber war vernünftig bei dem Schneegestöber.
Eine Ewigkeit kam kein Auto, ich wurde nervös.
Mich mit Marry zu unterhalten schaffte ich irgendwie nicht.
Plötzlich zog sie eine Tüte aus ihrer Tasche und hielt sie mir vor die Nase:
Eine Instant-Suppe, auf der Rückseite war ein Comic. Marry zwinkerte mir zu. Die Comic-Figuren waren unzweifelhaft Marry und ich. Und die Geschichte war genau das, was wir gerade erlebten, und es endete damit, dass wir uns in den Schnee setzten und die Suppe aßen.
Das nächste Auto, was kam, nahm uns mit. Ich sah aus dem Rückfenster den Schriftzug der Suppenfirma am Himmel. Wir befanden uns in einem Werbespot, ich merkte es erst jetzt. Doch Marry hatte es schon vorher gewusst, legte den Arm um mich und lachte.