Mathias Jeschke
Nachts am Sonar
Ich bin der Wal deiner Träume. Ich verwirre
mich jedoch immer wieder im Geflecht
langsamer Gefühle, diesen Netzen, denen
wir beide nicht gewachsen sind, du liegst und
vielleicht schläfst du, ich aber sitze mich hier
zuschanden, das Wasserglas immer am Mann.
Nie hat mich keiner gefragt, wie wohl mir ist
am Abend. Ich schwimme hinaus, eigentlich
nur auf der Suche nach dem Punkt, der richtigen
Stelle, an der ich gut die Wasseroberfläche
durchbrechen kann, um zu springen. Wohin
denn sonst! Wenn ich zurück ins Wasser falle,
dringe ich ein in deinen Schlaf und du wirst
unruhig. Ich aber sinke hinab, weit unter deine
von den Rettungskreuzern bereits geortete
Position, in das gnädige Dunkel, das mich erinnert
an die Regionen jenseits der beleuchteten
Zentren auf den Bildern Rembrandts, die vom
Anglerfisch bewohnte Tiefsee, dieses Dunkel,
das nur mir gehört, solange ich weiter schweige.