Hans Thill
Propheten (15): Michail Bakunin
B. war ungewöhnlich groß und massiv, sein Gesicht aufgedunsen, unter seinen hellgrauen Augen lagen dicke Wülste. Seinen mächtigen Kopf krönte eine hohe Stirn; am auffallendsten war jedoch sein halbergrauter, krauser Backenbart. Er kleidete sich keuchend an, und von Zeit zu Zeit starrte er auf mich. Beim Sprechen stieß er stark mit der Zunge an, da ihm viele Zähne fehlten. Als er sich bückte, um seine Stiefel anzuziehen, bemerkte ich wie sein Atem stockte. Als er sich wieder aufrichtet, begann er sehr schwer zu keuchen – der Atem ging ihm aus, sein aufgedunsenes Gesicht wurde blau. Dies alles wies darauf hin, daß seine Krankheit bereits in hohem Maß fortgeschritten war … Später erschien Saizew, und es ergab sich ein Gespräch über den Aufstand in Barcelona, der mit einem Mißerfolg endigte. B sagte, die Revolutionäre selbst trügen eine große Schuld am Mißlingen des Aufstandes. Man hätte die Amtsgebäude in Brand stecken sollen! Das muß bei einem Aufstand der erste Schritt sein – und sie haben es nicht getan. Er war ganz erregt.
(Aus: Erinnerungen von Debagorij-Mokriewitsch, russ. Manuskript, Paris 1894. Zitiert nach: Horst Bienek, Bakunin eine Intervention. Hanser München 1970.)
12. Februar 2009 04:40