Sylvia Geist

Schatzsucher

Als Kinder waren wir wild
auf Katzengold und Flint, sammelten gelbe, rote
Ziegelstifte von Baustellen und glatte Parkwegkiesel,
auch die Scherbenjuwelen, die beim Supermarkt wuchsen,
am Schotterstrand der Zufahrt, wo die Lieferanten Kartons
mit Konserven aufstapelten. Manchmal schenkte ich dir

meinen Neid auf einen Splitter, der im Wasser funkelte und
den du wegwarfst, sobald er getrocknet war. (Dieses Suchen,
Verwerfen und Suchen, erbt man das, wird man angehalten
zu Fingerübungen des Aufgebens und Besitzens, ist es eine
Sehnsucht, sich endlich zu erinnern?) Ich fand einen Bernstein
vom Umfang meiner Daumenkuppe und war für Minuten selig

über etwas, das ich mir nie gewünscht hatte. Ein andermal
beglückte mich eine Kalkkröte, bevor sie als Briefbeschwerer
in Vergessenheit geriet und schließlich verschwand. Sagte ich
erinnern? Schön wäre es, von Merkwürdigkeit zu sprechen.
Dass alles eine besäße und diese Übermacht zu Entscheidungen
zwänge, die die Hände träfen. Tatsache ist, sie heben auf

und lassen los, oder halten fest, um dann loszulassen und
etwas anderes zu halten, das sich in sie fügt wie ein Pendant.
Das stecken sie in die Jackentasche, und wenn sie es finden,
später, merken sie es kaum, Steine unter Steinen, ohne das
was Steine wahren. An einer Küste im Süden glänzen sie,
die von der Brandung jährlich um eine halbe Fingerbreite

geöffneten Kartons mit Vorräten gepresster, gesalzener Sande,
umwickelt mit Seilen aus Quarz. Du kannst sie unmöglich
verfehlen. Fahr nach Hoëbaai, mach Rast mit den Büschen,
dann folge dem Trampelpfad, der über den Hügel schlängelt.
Von dort siehst du sie schon, aufgestapelt vor dem rollenden
Mauerwerk See, die zum Bersten vollen Kisten.

1. September 2015 12:55