Christine Kappe
Schwarz und Weiß
Die verschiedenen Schwarztöne, die Kinder wollen immer im Dunkeln spielen, von meinem Ich ist nur Schwarz übriggeblieben, das Schwarz zwischen den Lichterketten, das Schwarz des Kaffees, das Schwarz der verlassenen Wohnungen, des Spaniers im Dachgeschoss; er arbeitet schon wieder, läuft im weißen Arztkittel über den Flur, spricht mit jemanden, den ich nicht sehe und wünscht verlegen ein ‚frohes neues Jahr‘; die schwarzen Fäden in seiner Haut; durch Wunden in Menschen dringen, erst abgestoßen sein, dann nah.
Der Wind zupft sanft an den kahlen Ästen, das Bodentuch über der Balkonbrüstung bewegt sich nicht, ist gefroren. Die Beeren fallen jetzt mehr auf als im Sommer. Sie hängen an knochigen Zweigen: rote an den Bäumen, orange und weiße an den Büschen. Die Weißen sind am wenigsten schön, sie leuchten aber, spenden Hoffnung, vermutlich weil man sie aus dem Sommer zu kennen glaubt. Das Weiß der Birken, der Häuserwände, der Wolken hat nicht so viel Licht wie sie. Wenn ich Malerin wär! Keine Worte machen, um das Herz besser hören zu können. Durchscheinen der Grundkonstruktion Mensch.
6. April 2013 12:56